Es sollte der letzte Tag ja sein, und die letzte, die letzte Stunde, und wieder macht die Sonn' ihren Weg, und wieder der Zeiger die Runde. Und wieder halt' ich deine Hand, und seh' deinen thränenden Wangen, und wieder ist jeder Gedanke mir an's Abschiednehmen vergangen. Wir pressen wieder Mund an Mund, und schauern doch im Herzen, wir lachen wieder aus Herzensgrund, und weinen doch vor Schmerzen.
Vier Lieder für Mezzo-Sopran (oder Bariton) mit Pianofortebegleitung , opus 36
by Albert Hermann Dietrich (1829 - 1908)
1. Abschied
Language: German (Deutsch)
2. Waldruhe
Language: German (Deutsch)
Dort wo die Linde uns Schatten beut, in dem raschelnden blättrigen Grund, am Giessbach dort, da stehen verstreut viel Blumen weiss und bunt. Da komm und lege dich, trauter Gesell, mit mir zu erquickender Rast, durch die zweige blickt der Himmel hell, und die Amsel singt vom Ast. O labende Ruh! Mit den Gliedern dehnt sich weit und weiter das Herz, dahin ist Alles, was ich ersehnt, die Erdenlust und der Schmerz. Ich fühle nur, und ich athme entzückt, und alles Gedenken flieht, es ist, als ob die Seel entrückt, mit der Luft und den Wellen zieht, als wäre die Erde rings um mich mein eigen Fleisch und Blut, o kühlender Wind, wie wonniglich verscheuchst du der Wangen Glut. Ist das mein Blut, was so klopft und klingt, oder ist's der enteilende Quell? ist das der Himmel, der so blinkt oder ist's dein Auge hell? Leg' nur dein Haupt an meine Brust, du Guter, und schlaf' ein, nun still, kein Wort! o sel'ge Lust, so nah' den Göttern zu sein.
3. O, sei mir hold, du segnender Augenstrahl
Language: German (Deutsch)
O sei mir hold du segnender Augenstrahl, senke ich in diese Bewegte Brust; du glättest wie die heil'ge Sonne still die erzürnten, dunklen Wogen. Und wie das Meer, so dankt das gestillte Herz; denn schöner strahlt dein leuchtendes Bild zurück, und wie die Wellen leise rauschen, singen sie dich, du meine Sonne!
4. Dein
Language: German (Deutsch)
Nun ist ein jeder Nerv in mir und jede Ader voll von dir, ich glaubte stets so so stark zu sein, und bin gefesselt nun, bin dein! Mit deinem Gruss beschenkst du mich, mit deinen Wimpern lenkst du mich, wie der Vasall der König thut, so weih' ich dir mein Gut und Blut. Weinst du, so wird mein Auge nass, und wer dich kränkt, den trifft mein Hass, ich lebe mir von deniem Hauch, und wenn du stirbst, so sterb' ich auch.