Drei Lieder von Johanna Ambrosius für Gesang und Klavier , opus 13

Mit ausgespannten Armen
Kommt leis' die Nacht.
Drückt Feld und Wald und Fluren
Ans Herze sacht.

Schlägt ihren weichen Mantel
Um Strauch und Baum,
Und summt mit Glockentönen
Die Welt in Traum.

Vergessen hat die Erde
Des Tages Weh,
Ich hebe meine Augen
Hinauf zur Höh'.

Ein Vöglein seh' ich tauchen
Ins Abendgold,
Ach, wenn's auch meine Seele
Mitnehmen wollt'!

Ich habe dich lieb, so unendlich lieb,
Doch darfst du es nimmer wissen,
Nur einmal möcht' ich, ganz leis' wie ein Dieb,
Im Schlummer die Hände dir küssen.

Nur einmal möchte ich durch Geistermund
Von meiner Liebe dir erzählen:
Ließ heit'ren Auges mich gleich zur Stund'
Geduldig zu Tode quälen.

Doch wenn du nicht mehr auf Erden wirst sein,
Dein Tod hier keinen betrübet,
Dann werd' ich es laut in die Welten schrei'n,
Daß ich dich unsagbar geliebet.

Einst wird die Stirn mit ihrem Flammen lodern,
Die manche Stunde grübelnd hat durchwacht,
In dunkler Erde bitter kalt vermodern
Und alle Sorge ist dann ausgedacht.

Und meine Hände, die so schmerzlich brennen,
Und meine Füsse, die so wehe thun,
Sie werden sich von aller Arbeit trennen
Und Zeit dann finden um sich auszuruhn.

Jedoch mein Herz mit seinen Feuergluten
Wird nie zu Asche noch zu Staub vergehn
Es wird daraus immer neue Liebe bluten
Und hoch als Stern auf dich, Geliebter, seh'n.