Einst sass ich in silbernem Mondenglanz, Mir wehten die Locken im Ringeltanz, Ich dacht' an der Minne Qual und Lust, Gleich klang es mir leise, tief in der Brust, Und wie ich die Klänge fügte und schied, Ward d'raus ein Lied. Ich sang das Lied dann jeglichen Tag, Ich sang's in der Hütt' und beim Fürstengelag, Und Allen perlten die Tränen mild, Und Jeder umschloss sein Liebesbild, Nur ich, ich weinte still und allein In die Harfe hinein. Nun sitz' ich wieder im Mondenstrahl, Die Haare silbern, das Antlitz fahl, Denk' wieder der Minne Qual und Lust, Gleich wird mir so leer und so öde die Brust, Und wild in die Saiten ruf' ich hinein: Allein, allein!
Fünf Gedichte von Karl Egon Ebert
Song Cycle by Václav Jan Křtitel Tomášek (1774 - 1850)
1. Des Greises Trauerlied
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Karl Egon Ebert (1801 - 1882)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Le chant lugubre du vieillard", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
2. Die Ruinen
Language: German (Deutsch)
Wenn ich von fern Ruinen schau', da fasst mich hohe Glut, die Riesenmassen dunkelgrau erheben mir den Mut. Doch wenn ich später droben steh' Im alten morschen Haus, Da rufe ich ein schmerzlich Weh', Ein dreifach Wehe aus.
Text Authorship:
- by Karl Egon Ebert (1801 - 1882), "Die Ruinen"
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Confirmed with Gedichte von Carl Egon Ebert, Prag, 1824.
Researcher for this page: Johann Winkler
3. Des Ritters Geist
Language: German (Deutsch)
Es herrscht im öden Schlosse ein Geist die ganze Nacht, der wallt mit blankem Schwerte herum in Eisentracht. „Heraus das Ross vom Stalle, ihr trauten Knappen mein, fort muss ich zum Turniere, muss heut' noch Sieger sein. Mein Liebchen reicht die Preise, den ersten reicht sie mir; auf, auf, zu Ross', zu Rosse! Nicht Bleibens hab' ich hier.“ Er geht hinab die Treppe und weilet kurze Zeit, dann kommt er schnellen Schrittes zurück, wie hoch erfreut. „Ihr Knappen, hundert Becher! Die Gäste wollen Wein; nach so gewalt'gem Siege, da muss getrunken sein! Den gold'nen Preis den Kampfes hat Liebchen mir gebracht; horch! Eins, zwei, drei - ich komme! Ihr Gäste, gute Nacht!
Text Authorship:
- by Karl Egon Ebert (1801 - 1882), "Des Ritters Geist"
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Confirmed with Gedichte von Carl Egon Ebert, Prag, 1824.
Researcher for this page: Johann Winkler
4. Wiegenlied
Language: German (Deutsch)
In der Wiege, liege, liege, in der Wiege ruht sich süß, alles musste d’rinnen liegen, alles Große ist gestiegen aus dem Wiegenparadies. Eine Wiege, d’rin er liege, ist dem Freund des Freundes Brust, sind dem Mann der Gattin Arme, d'rinn er schlummert frei von Harme, in der reinsten Liebeslust. Eine Wiege, d'rin er liege, sucht der silberhaar'ge Greis; eine Wiege, von den Lasten schwerer Tage auszurasten, und zu kühlen seinen Schweiß. Sind’s nicht Wiegen, d’rinn sie liegen, die die Erde Qual besiegt? Ja, sie sind nach Lust und Schmerzen mit dem ausgestürmten Herzen in die Ruhe eingewiegt. In der Wiege, liege, liege, in der Wiege schlumm're gern. Finde künftig immer Wiegen, d’rinn in Ruh' und Fried' zu liegen, und die letzte sei dir fern!
Text Authorship:
- by Karl Egon Ebert (1801 - 1882), "Wiegenlied"
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Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Bertram Kottmann , Johann Winkler5. Morgengruß
Language: German (Deutsch)
Ihr Vögelein, so zart und fein, was singet ihr zum Morgen mir? „Wir singen dir von uns'rer Zier, vom Liederschall der Nachtigall; vom kühlen Hain, vom Quell so rein, vom Blümlein blau auf grüner Au, auch singen wir von Nächten dir, wie da sich's ruht in Liebesglut und wie es sei dem Vöglein frei in reiner Luft und süßem Duft.“ Dank, Vögelein, so zart und fein, schön singet ihr zum Morgen mir.
Text Authorship:
- by Karl Egon Ebert (1801 - 1882), "Morgengruß"
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