Ein Spielmann zog des Wegs einher, Dem horchten sie wohl alle; Der macht das Herz so froh und schwer Mit seinem goldnen Schalle. Der kam zu einer holden Frau Und sang um ihre Minne: Da neigt die schöne Frau ihr Haupt Und sagte leis: "Halt inne!" "Denn sieh, wie stark auch Liebe ist, Noch stärker ist die Treue; Wie tief auch all' die Wonne wär', Noch tiefer wär' die Reue!" "Mein Lieben all', das ist für den, Dem ich es zugeschworen -- Doch geht mir wohl dein süßer Sang Für ewig nicht verloren!" Da dankt' er ihrer weißen Hand Und zog auf seinen Wegen; Am nächsten grünen Lindenbaum Ist er zur Nacht gelegen. Zwei braune Augen sahn ihm nach, Die ganz voll Thränen waren -- Ihm aber dünkt, er hätt' noch nie, Ein schön'res Leid erfahren!
Im Grünen. Sechs Lieder für 1 Singstimme mit Pianoforte
Song Cycle by Theodor Sachsenhauser
1. Ein Spielmann  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Karl Stieler (1842 - 1885), "Ein Spielmann", appears in Wanderzeit. Ein Liederbuch, in 2. Im Grünen
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Confirmed with Wanderzeit. Ein Liederbuch von Karl Stieler, Stuttgart, Verlag von Adolf Bonz & Comp., 1882, pages 13-14.
Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani
2. Abendgang  [sung text not yet checked]
Abendschatten füllt die Weite, Abendfriede füllt die Welt; Und ich zieh' an deiner Seite Durch das kühle, grüne Feld. Wortlos und mit sachtem Schritte, Dein gedenkend, wie du mein, Ohne Wunsch und ohne Bitte, Will ich ganz dein eigen sein. Wellen ziehn mit leisen Tönen, Vöglein ziehn mit leisem Flug; Und durch unser Herz zieht Sehnen -- Haben wir nicht Glücks genug? Jugendglück im reifen Innern, Liedertrost, der selig labt; Und im Alter -- dies Erinnern, Wie wir einst uns lieb gehabt?!
Text Authorship:
- by Karl Stieler (1842 - 1885), "Abendgang", appears in Wanderzeit. Ein Liederbuch, in 2. Im Grünen
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Confirmed with Wanderzeit. Ein Liederbuch von Karl Stieler, Stuttgart, Verlag von Adolf Bonz & Comp., 1882, page 15.
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
3. Am Bache  [sung text not yet checked]
Ich hab' mich ganz [an]1 dich verloren, Und wo ich gehen mag und sein: Auf stiller Flur, im Lärm der Toren, Auf allen Wegen bin ich dein! Ich seh' den Abend und den Morgen Nur mehr im Schimmer deines Blicks; Du bist die Fülle meiner Sorgen, Du bist die Fülle meines Glücks! Ich ward wohl ganz ein Weltversäumer Und fließt die Zeit doch wie der Bach; Die Woge ruft: Wach' auf, du Träumer! Doch nimmer, nimmer werd' ich wach.
Text Authorship:
- by Karl Stieler (1842 - 1885), "Am Bache", appears in Wanderzeit. Ein Liederbuch, in 2. Im Grünen, first published 1882
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
4. Jägerlied  [sung text not yet checked]
Wie ich dereinst zu Walde zog So will ich wieder ziehen, Ich hab' sein blühendes Laubgewog Vergessen vor deinem Blühen! Nun schweif' ich einsam durchs Geäst, Will wieder vom Bergquell trinken; Der scheue Häher streift ums Nest, Die güldenen Blätter blinken. Da lieg' ich stumm und wundersam In all dem Rauschen und Klingen, Das Eichhorn huscht am braunen Stamm, Wind webt und Vögel singen -- -- Und wundersam so manche Weil' Gedenk ich an dein Lieben; In meinem Köcher fehlt ein Pfeil -- Wo ist der Pfeil geblieben?
Text Authorship:
- by Karl Stieler (1842 - 1885), "Jägerlied", appears in Wanderzeit. Ein Liederbuch, in 2. Im Grünen
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Confirmed with Wanderzeit. Ein Liederbuch von Karl Stieler, Stuttgart, Verlag von Adolf Bonz & Comp., 1882, page 17.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
5. Alte Pfade  [sung text not yet checked]
Die alten Pfade geh' ich wieder, Die ich in jungen Tagen gieng; Eh' all mein Weg, mein Auf und Nieder Allein an deinen Wegen hieng. Ich lug' ins grüne Moos hinunter, Ich schau' im güldnen Laub herum; Waldvogel sang zu mir herunter: Wie warst du froh, wie bist du stumm!? Es blüht so hold vor meinen Blicken, Es weht der Bergwind kühl und weich; Doch all' die rothen Blumen nicken: Wie warst du roth, wie bist du bleich!? Es sprach der Sonnenstrahl, der helle: Wie bist so anders du, als einst!? Und leise rauscht des Baches Welle Und rauscht vorbei: Ich glaub', du weinst!?
Text Authorship:
- by Karl Stieler (1842 - 1885), "Alte Pfade", appears in Wanderzeit. Ein Liederbuch, in 2. Im Grünen
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Confirmed with Wanderzeit. Ein Liederbuch von Karl Stieler, Stuttgart, Verlag von Adolf Bonz & Comp., 1882, page 19.
Note: modern spelling would change "gieng" to "ging" and "hieng" to "hing", among other changes.Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
6. Unzertrennlich  [sung text not yet checked]
Ich zog landaus, landein -- Nur fort von hier!! Und war doch nie allein: Du bliebst bei mir! Im wilden Seelensturm Rang ich mit dir; Trotz war mein starker Thurm -- Du bliebst bei mir! So läßt es Gott wohl zu -- Gott lohn' es dir! Nun ist's wie Himmelsruh': Du bleibst bei mir!
Text Authorship:
- by Karl Stieler (1842 - 1885), "Unzertrennlich", appears in Wanderzeit. Ein Liederbuch, in 2. Im Grünen
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Confirmed with Wanderzeit. Ein Liederbuch von Karl Stieler, Stuttgart, Verlag von Adolf Bonz & Comp., 1882, page 22.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]