Nie werden Trauben süss und schwer An Haselbüschen reifen, Der Distelfink lernt nimmermehr Wie eine Drossel pfeifen. Sehnsüchtig klagt im Hollerstrauch Das Nachtigallenmännchen, Ich singe nach Vagantenbrauch Beim Klapp der Deckelkännchen. Der feilt an einer Elegie, Der schmiedet eine Fabel, Ich singe in die Winde, wie Gewachsen mir der Schnabel. Ich hab's gelernt im grünen Wald Beim Rauschen alter Föhren, Und wem mein Singsang nicht gefallt, Der braucht nicht zuzuhören.
Lieder eines fahrenden Gesellen von Rud. Baumbach, für 1 Singstimme mit Pianoforte
Song Cycle by Eugène Jámbor (1853 - 1914)
1. Jeder nach seiner Art  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Jeder nach seiner Art", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Vogelfang  [sung text not yet checked]
Man fängt die Vögel gross und klein Am besten an der Tränke; Mich fing der Wirthin Töchterlein Beim Weinkrug in der Schenke. Es war das Netz, das mich bedroht, Gezwirnt aus blonden Strähnen, Lockspeise war ein Mündlein roth Mit schimmernd weissen Zähnen. Sie hält mich fest, lässt mich nicht heim; Ich lass' es gern geschehen. -- Es giebt auch Vögel, die auf den Leim Aus freien Stücken gehen. Manch einer ist auch unverhofft Dem Käfig wieder entgangen. -- Zu halten ist weit schwerer oft Der Vogel als zu fangen.
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Vogelfang", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen, first published 1879
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Confirmed with Lieder eines fahrenden Gesellen von Rudolf Baumbach, Vierte Auflage, Leipzig, Verlag von A. G. Liebeskind, 1882, pages 165-166.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
3. Heim  [sung text not yet checked]
Bin durch die Alpen gezogen, Wo die Lawine rollt, Sah, wie in Meereswogen Tauchte der Sonne Gold. Aber freudig ich tauschte Alpen und Meeresstrand Für das Tannen-durchrauschte Nordische Heimatland. Schlösser sah ich und Thürme, Schimmernd und marmorweiss; [Dunkeler]1 Pinien Schirme Wiegten im Wind sich leis, Aber schöner und besser -- Lacht mich immerhin aus -- Als die Marmorschlösser Dünkt mich mein Vaterhaus. Mägdlein durfte ich kosen, Schlank und liliengleich, Frauen wie volle Rosen, Üppig und anmuthreich; [Lilie aber und Rose]2 Werden von der besiegt, Die mich als Knaben [im Schose]3 [In den]4 Schlaf gewiegt.
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Heim", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rudolf Baumbach, Lieder eines fahrenden Gesellen, Leipzig: Verlag von A. G. Liebeskind, 1882, pages 84-85.
1 Weinzierl: "Dunkler"2 Seiffert: "Lilien aber und Rosen"
3 Seiffert: "mit Kosen"
4 Weinzierl: "Sanft in den"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor] , Johann Winkler
4. Der alte Tannenbaum  [sung text not yet checked]
Es steht ein Tannenbaum im Wald, Trägt Moos in seinen Haaren, Ist über hundert Jahre alt, Hat vieles schon erfahren. In seinem Schatten lieg' ich gern Und plaudre mit dem alten Herrn Und lasse mir berichten Viel grüne Waldgeschichten. Der Mären weiss er mancherlei Von Schätzen tief in Bergen, Von einer schöner Quellenfei Und klugen Waldgezwergen, Auch von der Schlangenkönigin Mit ihrem Krönlein aus Rubin, Vom Irrlicht auf der Haide Und von dem Nachtgejaide. Das schönste Märlein, das er kann, Das ist noch nicht zu Ende. Beim Schlehenblühen hob es an, Und jetzt ist Sonnenwende. Es ist die ewig neue Mär Von einer Sie und einem Er, Von Küssen, Weigern, Bitten, Langweilig jedem Dritten. Dem aber, der dies Lied erdacht, Gefällt die Mär ohn' Massen. Er träumt von ihr in jeder Nacht Und summt sie auf den Strassen. Warum sie ihm so wohl behagt? Den Tannenbaum um Kunde fragt. Dort hat die Mär begonnen Im Licht der Maiensonnen.
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Der alte Tannenbaum", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen
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Confirmed with Rudolph Baumbach, Lied eines fahrenden Gesellen, vierte Auflage, Leipzig: A. G. Liebeskind, 1882, pages 115 - 116.
Research team for this page: Bertram Kottmann , Melanie Trumbull
5. Wo der Weg zum Liebchen geht  [sung text not yet checked]
Wo der Weg zum Liebchen geht, Liegt ein alt Gemäuer, Wenn der Mond am höchsten steht, Ist's dort nicht geheuer. Waldfrau sitzt auf einem Stein, Nickt in stiller Trauer. Kalt wie Eis durch Mark und Bein Rieselt mir der Schauer. Bis zum ersten Hahnenschrei Trägt sich zu so mancherlei, Stille! Weiter geht's. An See und Moor Flüstern Schilf und Binsen. Nixenfräulein steigt empor Aus den Wasserlinsen, Will mit ihrer Glieder Reiz Halten mich und bannen, Doch ich schlage stumm ein Kreuz, Fahre schnell von dannen. Bis zum ersten Hahnenschrei Trägt sich zu so mancherlei, Stille! Weh' es kommt der wilde Tross, Kommt die Jagd die tolle Und voraus auf schwarzem Ross Lichtumstrahlt Frau Holle. Schau' mich nicht so glühend an, Lockst mich nicht zur Minne, Lenkst mich nicht aus meiner Bahn, Schöne Teufelinne! Bis zum ersten Hahnenschrei Trägt sich zu so mancherlei, Stille! Sicher vor dem Geisterschwarm Sitz' ich hier im Stübchen, Schlinge meinen linken Arm Um mein plaudernd Liebchen. Dass ich Spuk und Höllenkunst Siegreich abgeschlagen, Wird von meiner Holden Gunst Süssen Lohn mir tragen. Bis zum ersten Hahnenschrei Trägt sich zu so mancherlei, Stille!
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Wo der Weg zum Liebchen geht", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen, first published 1882
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]