Gewöhne deinen Blick an Weiten, In denen hohe Wolken gleiten Von West nach Ost, von Nord nach Süd! Doch schauend ins Gebiet der Sterne, Vergiß nicht über ihrer Ferne Der Erde, die zu Füßen blüht! Aus Nahgefühl und aus Entrückung Gemischt ist irdische Entzückung, Nur eins von beiden wäre Wahn; Das Auge, scharf auf das, was seiend, Und sich vom Seienden befreiend, Sieht Welt und Himmel aufgetan!
Fünf Lieder
by Mathilde von Kralik (1857 - 1944)
1. Aufblick  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Anton Wildgans (1881 - 1932), "Aufblick", appears in Buch der Gedichte , first published 1929
Go to the single-text view
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Akkord  [sung text not yet checked]
In meiner Kindheit leisem Wiegentraum, Vor einem Fenster, licht und flügelbreit, Steht grün und golden ein Kastanienbaum. Voll Lichtertanz und Huschen war der Raum, Und oben schien der Himmel klar und weit Und krönte jedes Ding mit Silbersaum - Nimm deine Geige, Frau Vergangenheit! Da sprachen sie zu mir mit holdem Laut, Und lieber Blick hat hell auf mir geruht, Und selbst das Fremde kam und ward vertraut. Und wenn ich Schiff und Festung mir gebaut, Erhitzt vom ersten Schöpferübermut, Hat mir die Mutter heimlich zugeschaut, Und sicher fand sie, was ich baute, gut. Seit damals sah ich nimmer diesen Raum, Dort wohnt jetzt andrer Menschen Glück und Leid, Und auch das Haus, die Straße weiß ich kaum. Nur aus der Kindheit leisem Wiegentraum, Vor einem Fenster, licht und flügelbreit, Grüßt grün und golden ein Kastanienbaum - Nimm deine Geige, Frau Vergangenheit!
Authorship:
- by Anton Wildgans (1881 - 1932), "Akkord", appears in Buch der Gedichte , first published 1929
Go to the single-text view
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Adagio für Cello  [sung text not yet checked]
Alles Tagverlangen Ist zur Ruh gegangen Rosenrot im Rohr -- Aus den Birkenzweigen, Wo er still gehangen, Bleich und netzgefangen, Hebt in sanftem Steigen Sich der Mond empor. Leise, weiße Seiden Kleiden jetzt die Weiden, Schläfernd schlürft der Bach -- Schober auf den Wiesen Hocken wie die Riesen, Und die dunklen Hunde, Ruhlos in der Runde, Wandern wach.
Authorship:
- by Anton Wildgans (1881 - 1932), "Adagio für Cello", written 1907, appears in Herbstfrühling, first published 1909
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
4. Junges Volk  [sung text not yet checked]
Sterne zittern schon in Zweigen, Kleiner Bach blinkt abendlich, Windgedämpfte Wirtshausgeigen Schmachten her mit süßem Strich Zu der Bank umbuschtem Schweigen. Ferner Straße später Wagen Rattert seine müde Fuhr, Aufgescheuchte Amseln schlagen, Lauten zirpen hell in Dur, Jugendlich vorbeigetragen.
Authorship:
- by Anton Wildgans (1881 - 1932), "Junges Volk", appears in Buch der Gedichte , first published 1927
See other settings of this text.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Dank am Morgen  [sung text not yet checked]
Herr, Dank dir für den Schlaf, mit dem du alle Nächte Lind überbreitest all mein irdisches Gemächte! Gestillt erwach ich dann, gewahrend deine Erde, Wie sie der Adam sah, erschauernder Gebärde. Geschaffen ist sie mir erneut in jeder Frühe Mit Vogelruf und Duft und zarter Wolkenglühe. Geschaffen bin ich selbst mir neu an jedem Tage, Ich, zwischen heut und heut das Zünglein an der Wage. Darf bessern, was gefehlt, und abtun gestrig Irren, Ob auch, um neu in Fehl mich irrend zu verwirren. Darf meines Wandels fromm ein Zeichen hinterlegen, Daß meiner sich besinnt, wer nachforscht meinen Wegen. Und darf dann wieder, all der Fülle müd, entsinken Und friedlich deines Schlafs gekühlte Krüge trinken.
Authorship:
- by Anton Wildgans (1881 - 1932), "Dank am Morgen", appears in Buch der Gedichte , first published 1927
Go to the single-text view
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]