Wenn ich in deinen Armen lieg' und an die Brust mein Köpfchen schmieg', dann hör' ich's pochen, Mütterlein, so laut und schnell - was kann das sein? Was ist's, das drinnen klopfen mag, als wie der Uhre Pendelschlag, tik, tak, tik, tak, tik, tak? Das ist das Herz, mein liebes Kind, das schlägt bald langsam, bald geschwind; und wen ich Gottes Wunder schau', der Sonne Glanz, des Himmels Blau, des Mondes und der Sterne Pracht, dann hebt es sich andächtig sacht: Tik, tak, tik, tak, tik, tak. Und schau' ich, Kind, recht tief hinein in deine treuen Äugelein, dann wird so wohl und froh mir gleich, als blickt' ich in das Himmelreich, in Gottes Wunder licht und hell; dann schlägt's da drinnen laut und schnell: Tik, tak, tik, tak, tik, tak. Nun guck' mich an, du lieb' Gesicht, und horche, was die Mutter spricht: So lange sich's da drinnen regt, so lang' das Herz in mir noch schlägt, bald langsam nur und bald geschwind, so lange schlägt's für dich, mein Kind! Tik, tak, tik, tak, tik, tak!
Klänge aus dem Kinderleben. Sechs Lieder für eine Singstimme mit Pianoforte, op. 29
by Friedrich Koenen (1829 - 1887)
1. Kind und Mutter
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Rudolf Löwenstein (1819 - 1891)
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Researcher for this page: Johann Winkler2. Der Kinder Frühlingslust
Language: German (Deutsch)
Ich will hüpfen und springen wie ein Gemsböcklein, will mich wiegen und singen wie ein Waldvöglein. Gemsböcklein, Waldvöglein! Ich will schwärmen und schwirren wie die Käf'r im Laub, ich will lachen und girren wie die Turteltaub'! Gemsböcklein, Waldvöglein, Käf'r im Laub, Turteltaub'! Will mich netzen und schauen wie die Schwalb' im Bach, will mich freuen und bauen wie der Storch am Dach. Gemsböcklein, Waldvöglein, Käf'r im Laub, Turteltaub', Schwalb' im Bach, Storch am Dach! Ich will spielen ud flattern wie der Schmetterling, will die Blumen umgattern wie das Bienlein flink. Gemsböcklein, Waldvöglein, Käf'r im Laub, Turteltaub', Schwalb' im Bach, Storch am Dach, Schmetterling, Bienchen flink! Ich will jauchzen die Lieder recht aus froher Brust, denn der Lenz kommt ja wieder - o du Frühlingslust! Gemsböcklein, Waldvöglein, Käf'r im Laub, Turteltaub', Schwalb' im Bach, Storch am Dach, Schmetterling, Bienchen flink, frohe Brust, Frühlingslust!
Text Authorship:
- by Rudolf Löwenstein (1819 - 1891)
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Researcher for this page: Johann Winkler3. Peter und das Echo
Language: German (Deutsch)
Wollt' wissen, wo der Kerl nur steckt, Der mich im Wald hier foppt und neckt! Bald tönt's von rechts, von links daher, So wie ich rufe, ruft auch er. Wenn ich dich kriege, -- na warte! Echo: Warte! Er folgt mir nach auf Schritt und Tritt, Und wie ich singe, singt er mit. Steckst du dort droben auf dem Ast, So sprich, wenn du Chourage hast, Und zeig' dich mir, -- potz Kuckuck! Echo: Kuckuck! Was sprichst du nach mir immerzu? Du feiger Kerl, wie heißt denn du; So wahr ich Peter heiß' — auf's Wort! -- Ich fasse dich und schlepp' dich fort, Ob früher oder später! Echo: Peter! Sei still und sprich kein Wörtchen mehr, Sonst hol' ich mir ein Schießgewehr! Und hab' ich dich aufs Korn gefaßt, So schieß' ich dich vom höchsten Ast Herab mit meiner Waffe! Echo: Affe! Du schimpfest gar? Du dummer Wicht! Wahrhaftig! Nein, das leid' ich nicht! Ich geh' nicht eher hier vom Fleck, Bis ich gefunden dein Versteck, Daß ich mit dir mich boxe! Echo: Ochse!
Text Authorship:
- by Rudolf Löwenstein (1819 - 1891), "Peter und das Echo"
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Researcher for this page: Johann Winkler4. Abendlied
Language: German (Deutsch)
Der Tag geht nun zu Ende, Die Blumen schlafen ein; Nun faltet eure Hände, Ihr lieben Kindelein, Und schaut um euch im Kreise, Und schaut zum Himmel auf -- Wie zieht so traulich leise Die dunkle Nacht herauf! Bald glänzt in tausend Tröpfchen Der helle Mondenschein. Der Vogel steckt sein Köpfchen Jetzt unters Flügelein. Nun ruht vom heißen Tage Sich aus manch müdes Herz; Doch manches schaut in Klage Noch wachend himmelwärts. Drum betet, daß der Frieden Nun jedem komm herbei, Daß süße Ruh beschieden, Wie euch, den Armen, sei. Denn der im heilgen Wehen Dort zieht von Stern zu Stern, Hat auch der Kinder Flehen Und ihre Liebe gern.
Text Authorship:
- by Rudolf Löwenstein (1819 - 1891), "Abendlied", appears in Der Kindergarten, in Abendlieder
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Researcher for this page: Melanie Trumbull5. Wiegenlied
Language: German (Deutsch)
Draußen weht der Abendwind! Alle Kinder ruh'n vom Schwärmen, und verstummt ist alles Lärmen; schlafe sanft, mein liebes Kind! Draußen weht der Abendwind! Manches Herz erquickt kein Schlummer, aber du weißt nichts von Kummer; schlafe sanft, mein liebes Kind! Draußen weht der Abendwind! Ach, der Böse kann nicht schlafen, du weiß nichts von Sünd' und Strafen; schlafe sanft, mein liebes Kind! Draußen weht der Abendwind! Mög' in dieser Welt Gefahren Gott dein reines Herz bewahren; schlafe sanft, mein liebes Kind! Draußen weht der Abendwind! Sei noch spät wie heut' in Frieden dir solch sich'rer Schlaf beschieden! Schlafe sanft, mein liebes Kind!
Text Authorship:
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Researcher for this page: Johann Winkler6. Die Trauerweide
Language: German (Deutsch)
Es senkt die Trauerweide die grünen Zweig' herab; sie senkt sie, wie zum Leide, auf eines Kindes Grab. Die Mutter sitzt am Grabe und klagt, von Schmerz beschwert: „Da liegst du, meine Habe, mein Liebstes, in der Erd'! Dein Herz im Todesschlummer, der Äuglein Glanz erblasst; wer ist's, der meinen Kummer und all mein Weh' erfasst?“ Da spricht die Trauerweide: „O lass den lauten Schmerz, denn ob der Tod euch scheide, es bleibt doch Herz an Herz!“
Text Authorship:
- by Rudolf Löwenstein (1819 - 1891)
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