Mein Engel, den ich Vom Himmel erbat, Zu leiten mich hier Auf dornigtem Pfad; Zu führen mich einst Ins wonnige Land, O lächle mir, Bothe Vom Himmel gesandt. Oft hab' ich geweint, Oft hab' ich geklagt, Daß hier so der Wurm Das Röslein zernagt, Daß Unschuld, so rein, Wie Himmelskristall Oft plötzlich sich neigt Zum tödtlichen Fall. O Engel, sei mir Vor tausenden hold Und hülle mich ein In Flügel von Gold. Noch bin ich so jung, Und kenne noch nicht Der Lüste Betrug Im schlauen Gesicht. Wenn Eitelkeit oft Mit Blümlein mich neckt, Und unter dem Straus Die Schlange versteckt: Wenn Thorheit mich sucht; So eile geschwind Und warne mich selbst, Du himmlisches Kind. Wenn Amor mir winkt Mit frechem Gesicht, Und hönisch verlacht Die heilige Pflicht; Mein Engel, so schlag Die Flügel so laut, Bis Amor entflieht Und bis es mir graut. Doch sitz' ich allein Am goldnen Klavier, Und sing' ich ein Lied, Mein Engel, von dir; So säusle in mich Dein Himmelsgefühl Und rüste mit Kraft Mein goldenes Spiel. Wenn Andacht mein Herz In Himmel erhebt, Das unter der Faust Der Flügel erbebt; So öffne du mir Die künftige Welt Bis glühend vom Aug' Die Zähre mir fällt. Einst drückest du mir Zur ewigen Ruh Mit Fingern von Duft Die Äugelein zu. Dann stürzt' ich dir -- ach! Von Seligkeit warm Als deine Vertraute Mein Engel in Arm. Dann lächelst du mir, Dann nennst du mich Braut, Und küssest mich sanft Und himmlisch vertraut, Und führest mich selbst An rosichter Hand, Du Bothe des Herrn, Ins wonnige Land.
8 Volkslieder
by Franz Danzi (1763 - 1826)
1. Mein Engel den ich vom Himmel erbat  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 - 1791), "Serafina an ihren Schutzgeist", appears in Gedichte, in Vermischte Gedichte
Go to the single-text view
Confirmed with Christian Friedrich Daniel Schubart, Sämtliche Gedichte, zweiter Band, 'von ihm selbst herausgegeben' [edited by the Author himself], Stuttgart: Herzoglichen hohen Carlsschule Buckdruckerei, 1786, pages 201 - 204. Appears in Gedichte, in Vermischte Gedichte.
Researcher for this page: Melanie Trumbull
2. Winterlied eines schwäbischen Bauernjungen  [sung text not yet checked]
Mädel, 's ist Winter, der wollige Schnee, Weiß wie dein Busen, deckt Thäler und Höh'. Horch, wie der Nordwind um's Häuslein her pfeift! Hecken und Bäume sind lieblich bereift. Mädel, 's ist Winter, die Bäche sind Eis; Dächer der ländlichen Hütten sind weiß. Grau und ehrwürdig, im silbernen Flor, Streckt sich der stattliche Kirchthurm empor. Mädel, 's ist Winter. Mach's Stüblein fein warm; Setz dich zum Ofen, und nimm mich in Arm! Lieblich und kosend, wie rosigen Mai, Führt uns die Liebe den Winter vorbei. Drehst du mit Fingern, so reinlich wie Wachs, Seidene Fäden vom silbernen Flachs, Schüttl' ich die Acheln dir schäkernd vom Schurz, Mache die Nächte mit Mährlein dir kurz. Mädel, 's ist Winter. O wärst du schon mein! Schlüpft' ich ins blähende Bettlein hinein; Nähm' dich, mein herziges Liebchen! in Arm, Trotzte dem Winter; denn Liebe macht warm.
Authorship:
- by Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 - 1791)
See other settings of this text.
Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani3. Ehlicher Gutermorgen  [sung text not yet checked]
Guten Morgen, guten Morgen! Groß' und kleine Sorgen, Weibchen, theilen wir, Du, die mir im Leben Gott zum Trost gegeben: O wie theuer bist du mir! Guten Morgen, guten Morgen! Hehr und unverborgen Glänzt das Morgenlicht. Und das Gold der Sonne, Weibchen, welche Wonne! Spielt auf deinem Angesicht. O, der Freude! Hier an meiner Seite Sitzt das holde Kind. Ihre Finger schweben Ueber Goldgeweben, Wie im Blüthenbusch der Wind. Freudenzähren Fließen dir zu Ehren, Der mein Weibchen schuf. Leicht ist mir der Tage Zugemeßne Plage Und ein Spiel ist mein Beruf. Guten Morgen, guten Morgen! Alle unsre Sorgen, Weibchen, theilen wir. Gerne will ich leben, Gern in Eden schweben; Aber, Engel, nur mit dir.
Authorship:
- by Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 - 1791)
See other settings of this text.
Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani4. Ehliche Gutenacht  [sung text not yet checked]
Gute Nacht, gute Nacht! Unser [Tagwerk]1 ist vollbracht, Goldne Sternlein äugeln wieder Von des Himmels Zinne nieder; Und des Mondes Scheibe lacht, Gute Nacht! Zum Klavier, Herzensweibchen, eilen wir! Um ins Goldgeweb' zu spielen, Was wir für einander fühlen; Ich mit dir und du mit mir, Am Klavier. Gottes Ruh' Säuselt uns vom Himmel zu; Bringt uns der Empfindung Fülle, Zärtlichkeit und Herzensstille, Ach ich fühle sie wie du, Gottes Ruh'. O gewiß, Welt, du bist ein Paradies; Wenn wir schon im Erdenleben Liebe nehmen, Liebe geben; Welt, so bist du uns gewiß Paradies. Schimmernd fällt Unsre Thrän' dem Herrn der Welt. Ach! dem Stifter unsrer Ehe Flammt der Dank zur fernsten Höhe! Sieh, die Zähre, Herr der Welt, Wie sie fällt! Gute Nacht! Sieh den Mond in stiller Pracht Uns mit goldnen Strahlen winken, Um in deinen Arm zu sinken, Weib, zur Wonne mir gemacht. Gute Nacht!
Authorship:
- by Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 - 1791)
See other settings of this text.
View original text (without footnotes)1 Danzi: "Taglauf"; further changes may exist not shown above.
Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani
5. Schwäbisches Bauernlied  [sung text not yet checked]
So [herzig, wie mein Lisel]1, giebt's halt nichts auf der Welt, vom Köpfle bis zum Füßel ist sie gar wohl bestellt. Die Wänglein weiß und roth; ihr Mund wie Zuckerbrot! So herzig, wie mein Liesel, giebt's halt nichts auf der Welt. Viel weicher, als die Seide, ist ihr kohlschwarzes Haar, und ihre Äuglein beide sind wie die Sternlein klar; sie blinzeln hin und her, sind schwarz, wie Vogelbeer'. So herzig, wie mein Liesel, giebt's halt nichts auf der Welt. Im Dörflein ist kein Mädchen so fleißig wie mein' Braut: im Winter dreht sie's Rädchen, im Frühling pflanzt sie's Kraut; im Sommer macht sie's Heu, tragt Obst im Herbst herbei. So herzig, wie mein Liesel, giebt's halt nichts auf der Welt. Auch schreibt sie, 's ist ein Wunder, jüngst schickt' sie mir 'nen Brief, daß mir die Backen 'runter das helle Wasser lief; liest sie in der Postill, so bin ich mauschen still. So herzig, wie mein Liesel, giebt's halt nichts auf der Welt. Ihr sollt sie tanzen sehen, mein trautes Liselein, sie hüpft und kann sich drehen, als wie ein Wieselein; doch schleift und tanzt sie dir am liebsten nur mit mir. So herzig, wie mein Liesel, giebt's halt nichts auf der Welt. O traute Lisel! länger renn' ich nicht hin und her, es wird mir immer banger, wenn doch die Hochzeit war'! Im ganzen Schwabenland kriegst keine treu're Hand. O tu, mein trautes Lisel, wenn doch die Hochzeit wär'!
Authorship:
- by Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 - 1791), "Der Bräutigam"
See other settings of this text.
View original text (without footnotes)1 Curti: "herzig's wie die Liesel"; further changes may exist not shown above.
Researcher for this page: Harry Joelson
6. Wenn aus deinen sanftem Blicken  [sung text not yet checked]
Wenn aus deinen sanften Blicken Wonne für mein Herze fließt, Und dein holder Mund Entzücken In mein Innerstes ergießt: O so tadle nicht die Triebe, Die dein Reiz in mir erregt; Du verachtest sonst die Liebe, Die sich schwer zu rächen pflegt. Lange streitet in der Stille Die Vernunft und Leidenschaft: Seh' ich dich, so wird mein Wille Und mein Vorsatz hingerafft. O dies Zweifeln, dies Bemühen Raubt mir alle meine Ruh'. Soll ich hoffen, soll ich fliehen - Wenn ich liebe, lieb' auch du! Liebe mich, du wirst empfinden Wie durch Zärtlichkeit und Treu', Wenn zwei Seelen sich verbinden, Himmlisch süß die Liebe sei. O da wird uns manche Stunde Unter Kuß und Druck entfliehn, Wenn wir Beide Mund auf Munde Neues Feu'r zur Liebe ziehn. Ha, ich les' in deinen Zügen, Daß dein Herz gewonnen ist. Unaussprechliches Vergnügen, Da du nun die Meine bist! Böt' ein König seine Krone Mir statt deiner Liebe an; Wählt' ich dich statt seinem Throne, Der nicht so beglücken kann.
Authorship:
- by Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 - 1791)
See other settings of this text.
Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani7. Wo find' ich den Liebling der Seele  [sung text not yet checked]
Wo find' ich den Liebling der Seele, Den Gott mir zum Manne erkor? Ich säng' ihm mit schallender Kehle Dies Liedlein so gern in das Ohr! O käm' er, wie wollt' ich ihm singen, Dem Trauten, so lange umschlingen, Bis innig er's fühlte, wie ich, Gott hab' ihn geschaffen für mich. Jüngst saß ich, vom Monde beschienen, Am Bettlein so einsam, so leer; Da sah ich mit freundlichen Mienen Den Jüngling, wie Hermann war er. Es flammte der himmlische Zunder Der Liebe die Augen herunter, Hoch, schlank, nicht zu weich, nicht zu wild, War meines Erwählten Gebild. Auch wallte die bräunliche Locke Dem Jüngling ins schöne Gesicht. Er redte, die silberne Glocke Ertönet so lieblich mir nicht. Bald fließen, so sprach sie, die Flammen Der Herzen in einem zusammen; Mit mächtigem Drange fühl's ich, Gott hab' ihn geschaffen für mich. Doch harre, die bräutliche Stunde, Bald steigt sie von Osten herauf, Und drückt deinem glühenden Munde Die Küsse des Bräutigams auf. Ach ende, du Traute, das Sehnen Des Herzens, und spare die Thränen; Denn alles das Deine ist mein, Und alles das Meine ist dein. Ich bebte, ich schwamm in Entzücken, Ich wagt' es mit bebender Hand, Den Jüngling an Busen zu drücken, Doch, ach! die Erscheinung verschwand. Wo bist du nun, heiliger Schatten Des Trauten, des zärtlichen Gatten? Dein künftiges Weibchen sitzt hier, Und schmachtet vergeblich nach dir.
Authorship:
- by Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 - 1791)
See other settings of this text.
Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani8. Das Schwabenmädchen  [sung text not yet checked]
Ich Mädchen bin aus Schwaben, Und schön ist mein Gesicht; Der Sachsenmädchen Gaben Besitz' ich freilich nicht. Die können Bücher lesen, Den Wieland und den Gleim: Und ihr Gezier und Wesen Ist süß wie Honigseim. Der Spott, mit dem sie stechen, Ist scharf wie Nadelspitz; Der Witz, mit dem sie sprechen, Ist nur Romanenwitz. Mir fehlt zwar diese Gabe, Fein bin ich nicht und schlau; Doch kriegt ein braver Schwabe An mir 'ne brave Frau. Das Tändeln, Schreiben, Lesen Macht Mädchen widerlich; Der Mann, für mich erlesen, Der liest einmal für mich. Ha, Jüngling, bist aus Schwaben? Liebst du dein Vaterland? So komm, du sollst mich haben. Schau, hier ist meine Hand!
Authorship:
- by Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 - 1791)
See other settings of this text.
Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani