Es schwimmt ein Schiff auf hoher See, sein Segel glänzt so weiß wie Schnee. In blauer Ferne zieht's vorbei, es ragt so kühn, es fährt so frei. So einsam schwebt es durch das Meer. Die Öde lauert rings umher. Von wannen kommt's und welches Ziel verfolgt sein wanderfroher Kiel? Wie lange pflügt es schon die Flut? Wann kommt die Zeit, in der es ruht? Wie vielen Stürmen trotzt' es schon? Wie vielen spricht's noch ferner Hohn? Kehrt es zurück ins Heimatland? Besucht es einen fremden Strand? Es fährt, es fährt. Mein Auge sieht es kleiner stets, je mehr es flieht. Da, wo der Himmel küsst das Meer, versinkt es nun. Die See ist leer. Mein Auge sucht vom Felsenriff noch immer das versunk'ne Schiff. Mir kommt's wie eine Seele vor, Die sich ins Weltenall verlor.
Sieben Lieder
by Emil Nikolaus von Rezniček (1860 - 1945)
1. Das Schiff  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Authorship:
- by Franz Karl Ginzkey (1871 - 1963)
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Researcher for this page: Johann Winkler2. Dauerndes Licht  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Dämmerung sinkt auf grüne Matten, und des Tages Auge bricht. Schatten häuft sich stumm auf Schatten, meine Seele ringt nach Licht. Sieh, da strahlt's in sel'gem Frieden goldig aus der Hand des Herren: Eh' mein Tag noch ganz geschieden, leuchtet schon mein Abendstern.
Authorship:
- by Franz Karl Ginzkey (1871 - 1963)
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Researcher for this page: Johann Winkler3. Raubzug  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Nahst du aus Ninive, schimmernde Schöne, Nicht einen Schritt mehr, sofort machst du Halt, Gleich auf den Thron hinauf, daß ich dich kröne, Sperrst du dich, hab' ich des Sultans Gewalt. Trauernde, träumende indische Augen, Trinkt ihr aus Herzen und Seele mein Blut! Wenn sich zum Kusse die Lippen versaugen, Sage mir, wird aus der Liebe dann Wuth! Wollen zwei Panther sich rasend zerreißen, Feuer und Flammen entlodern der Haft, Ringen und Raufen und Balgen und Beißen, Sinkende Wimpern, entstürzende Kraft. End' ohne Ende, nach kurzem Ermatten Fliegen die Pfeile von neuem empor, Fülle der Jugend und Sehnsucht erstatten, Was sich verschwendrisch im Spiele verlor. Grinsen der Schädelburg greuliche Zinnen Deinen Triumpf in die Lande, Despot, Leichen, in Särgen verfaulendes Linnen, Leben heißt Alles, Verwesung der Tod. Küsse mich, küsse mich, denk nicht ans Sterben, Noch ist mit Rosen die Welt überdacht, Heimlich beschützt uns vor Dorn und Verderben, Heimlich und huldvoll die [herrlichste]1 Nacht.
Authorship:
- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), "Aus einem Raubzuge"
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View original text (without footnotes)1 Rezniček: "herzlichste" (typo?)
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