Ein preußischer Husar fiel in Franzosenhände. Als ihn Prinz Clermont sah, fragt' er ihn gleich behende: „Sag' an, mein guter Freund, wie stark des Königs Macht?“ „Wie Stahl und Eisen,“ sprach der Preuße mit Bedacht. „Ei, du verstehst mich nicht,“ versetzt Prinz Clermont wieder, „ich meine nur die Zahl, die Menge deiner Brüder.“ D'rauf stutzte der Husar und sah wohl in die Höh' und sprach: „So viel' ich Stern' am blauen Himmel seh'.“ Der Prinz erschrak d'rauf sehr, als dies der Preuße sagte, und darauf noch zuletzt mit diesen Worten fragte: „Hat denn dein König mehr der gleichen Leut' wie du?“ „Ja, freilich,“ sagt' der Preuß', „viel bessere noch dazu!“
Zwei Balladen aus fredericianischer Zeit
by Emil Nikolaus von Rezniček (1860 - 1945)
1. Der Husar  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Friedrich Heinrich Karl, Freiherr de La Motte-Fouqué (1777 - 1843)
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Note provided by Johann Winkler: Louis de Bourbon, comte de Clermont was commander of the French troops at the Rhine during the so-called seven-years-war 1756 - 1763
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2. Das Regiment Forkade bei Hochkirch  [sung text checked 1 time]
Das Regiment Forkade hat nie ein Feind besiegt, Obwohl seit fünfzig Jahren im Wind sein Banner fliegt. Es brachte jeder Feldzug ihm neue Ehr' und Ruhm, Und König Friedrich sagte. „Das nenn' ich Heldentum! Und will ich Krieger sehen, seh ich dies Regiment!“ Doch [Kriegesglück]1 ist launisch. — Nacht ist's, und Hochkirch brennt. Wie Nachtgespenster [brechen]2 die Feinde aus der Schlucht; Jetzt liegt der dritte Mann schon, doch keiner denkt an Flucht. Da sprengt ein General in vollem Rosseslauf: „Forkade kann zurückgehn, und Wedell nimmt euch auf.“ Sie schütteln mit dem Kopfe, ein alter Flügelmann spricht: „Forkade ist nie gewichen, wir weichen auch heute nicht!“ Schon liegt in seinem Blute der letzte Offizier . . . „Nun, Junker, denkt der Ehre, das Regiment führt Ihr!“ Es ist ein feiner Knabe, er trägt noch keinen Flaum. — Und wieder mahnt zum Rückzug ein Bote, bedeckt mit Schaum. „Als ich vor Wochen eintrat, da lernte ich Pflicht und Ehr', Ich hörte wohl von Siegen, von Rückzug nimmermehr! Die Führung des Regimentes liegt jetzt in meiner Hand, Und, wie ich es erlernte, ich stehe, wo ich stand, Daß nicht in jungen Händen die alte Ehre bricht. Forkade ist nie gewichen, wir weichen auch heute nicht!“ Und wilder wird der Ansturm und rasender der Kampf, Es dröhnt die Erde von Schüssen und der Schwadronen Gestampf. Die düstre Nacht beleuchtet nur Hochkirchs Flammenschein; Schon brennt die alte Kirche, und endlich stürzt sie ein. Und von den Grenadieren steht auch nicht einer mehr, Es kämpft nur noch der Junker, und endlich fällt auch er. Sein Herzblut fließt in Strömen, die bleiche Lippe spricht: „Forkade ist nie gewichen, auch heute wichen wir nicht!“
Authorship:
- by Georg Joseph von Kries (1863 - 1922), "Das Regiment Forkade bei Hochkirch"
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View original text (without footnotes)Notes provided by Johann Winkler: The regiment's name spelled correctly would be "Forcade"; it was (most probably) named after Friedrich Wilhelm Quirin von Forcade de Biaix, a merited Prussian general, dead by then. It could be that the poet didn't want to remind the reader that this general, like many of the Prussian aristocracy, had borne a French name.
Line 10: the name Wedell is misleading: There was an Ernst Sigismund von Wedell in the Prussian army, but he was at the time of the battle at Hochkirch (Oct. 14th 1758) already dead. It is therefore most probably Carl Heinrich von Wedel that is meant, though this officer seems to have fought in another part of the country. (Later he became Prussian war minister).
2 Rezniček: "brachen"
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