Hing an einer goldnen Lenzwolke, Als die Welt noch Kind war Und Gott noch junger Vater war. Schaukelte hei Auf dem Ätherei Und meine Wollhärchen flitterten ringelrei. Neckte den wackelnden Mondgroßpapa, Naschte Goldstaub der Sonnenmama, In den Himmel sperrte ich Satan ein, Und Gott in die rauchende Hölle. Die drohten mit ihrem größten Finger Und haben „klumbumm, klumbumm“ gemacht, Und es sausten die Peitschenwinde; Doch Gott hat nachher zwei Donner gelacht Mit dem Teufel über meine Todsünde. Würde 10 000 Erdglück geben. Noch einmal so gottgeboren zu leben, So gottgeborgen, so offenbar. Ja, ja, Als ich noch Gottes Schlingel war!
Es treiben mich brennende Lebensgewalten. Ein Liederzyklus
Song Cycle by Reinhard Kröller (b. 1948)
1. Im Anfang  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Else Lasker-Schüler (1869 - 1945), "Im Anfang", subtitle: "Weltscherzo", appears in Hebräische Balladen, no. 14, appears in Styx, Gedichte, first published 1902
See other settings of this text.
Confirmed with Else Lasker-Schüler, Gesammelte Gedichte, Leipzig, Verlag der Weißen Bücher, 1917, page 22.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Karl Bellenberg [Guest Editor]
2. Frühling  [sung text not yet checked]
Wir wollen wie der Mondenschein Die stille Frühlingsnacht durchwachen, Wir wollen wie zwei Kinder sein. Du hüllst mich in dein Leben ein Und lehrst mich so wie du zu lachen. Ich sehnte mich nach Mutterlieb Und Vaterwort und Frühlingsspielen, Den Fluch, der mich durchs Leben trieb, Begann ich, da er bei mir blieb, Wie einen treuen Feind zu lieben. Nun blühn die Bäume seidenfein Und Liebe duftet von den Zweigen. Du mußt mir Mutter und Vater sein Und Frühlingsspiel und Schätzelein Und ganz mein eigen.
Text Authorship:
- by Else Lasker-Schüler (1869 - 1945), "Frühling", appears in Styx, Gedichte, first published 1902
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Michael P Rosewall) , "Spring", copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- GER German (Deutsch) (Dr Huaixing Wang) , "春天", copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Else Lasker-Schüler, Gesammelte Gedichte, Leipzig, Verlag der Weißen Bücher, 1917, page 50.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Karl Bellenberg [Guest Editor]
3. Die schwarze Bhowanéh  [sung text not yet checked]
Meine Lippen glühn Und meine Arme breiten sich aus wie Flammen! Du mußt mit mir nach Granada ziehn In die Sonne, aus der meine Gluten stammen... Meine Ader schmerzt Von der Wildheit meiner Säfte, Von dem Toben meiner Kräfte. Granatäpfel prangen Heiss, wie die Lippen der Nacht! Rot, wie die Liebe der Nacht! Wie der Brand meiner Wangen. Auf dem dunklen Schein Meiner Haut schillern Muscheln auf Schnüre gezogen, Und Perlen von sonnenfarb'gem Bernstein Durchglühn meine Zöpfe wie Feuerwogen. Meine Seele bebt, Wie eine Erde bebt und sich aufthut Dürstend nach Luft! Nach säuselnder Flut! Heisse Winde stöhnen, Wie der Odem der Sehnsucht, Verheerend wie die Qual der Sehnsucht... Und über die Felsen Granadas dröhnen Die Lockrufe der schwarzen Bhowanéh!
Text Authorship:
- by Else Lasker-Schüler (1869 - 1945), "Die schwarze Bhowanéh", subtitle: "(Die Göttin der Nacht.) (Zigeunerlied.)", appears in Styx, Gedichte, first published 1902
See other settings of this text.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Karl Bellenberg [Guest Editor]4. Eros  [sung text not yet checked]
O, ich liebte ihn endlos! Lag vor seinen Knie'n Und klagte Eros Meine Sehnsucht. O, ich liebte ihn fassungslos. Wie eine Sommernacht Sank mein Kopf Blutschwarz auf seinen Schoss Und meine Arme umloderten ihn. Nie schürte sich so mein Blut zu Bränden, Gab mein Leben hin seinen Händen, Und er hob mich aus schwerem Dämmerweh. Und alle Sonnen sangen Feuerlieder Und meine Glieder Glichen Irrgewordenen Lilien.
Text Authorship:
- by Else Lasker-Schüler (1869 - 1945), "Eros", appears in Styx, Gedichte, first published 1902
See other settings of this text.
Confirmed with Else Lasker-Schüler, Werke und Briefe, Band 1: Gedichte Kritische Ausgabe, Erste Auflage, 1996, Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1996, page 46.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Karl Bellenberg [Guest Editor]
5. Aber ich finde dich nicht mehr . . .  [sung text not yet checked]
Ich gleite meinen lallenden Händen nach Die suchen überall nach dir. Aber ich finde dich nicht mehr Unter den Dattelbäumen Unter den Zweigen der Träume. Alle meine starren Kronen sind zerflossen Vor deinem Lächeln Und zwischen unseren Lippen jauchzten die Engel. Ich will meine Augen nicht mehr öffnen Wenn sie sich nicht Mit deiner Süsse füllen.
Text Authorship:
- by Else Lasker-Schüler (1869 - 1945), "Aber ich finde dich nicht mehr . . ."
See other settings of this text.
Confirmed with Else Lasker-Schüler: Werke und Briefe, Band 1: Gedichte, Kritische Ausgabe, Erste Auflage, 1996, Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1996, pages 109-110.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Karl Bellenberg [Guest Editor]
6. Im Anfang  [sung text not yet checked]
Hing an einer goldnen Lenzwolke, Als die Welt noch Kind war Und Gott noch junger Vater war. Schaukelte hei Auf dem Ätherei Und meine Wollhärchen flitterten ringelrei. Neckte den wackelnden Mondgroßpapa, Naschte Goldstaub der Sonnenmama, In den Himmel sperrte ich Satan ein, Und Gott in die rauchende Hölle. Die drohten mit ihrem größten Finger Und haben „klumbumm, klumbumm“ gemacht, Und es sausten die Peitschenwinde; Doch Gott hat nachher zwei Donner gelacht Mit dem Teufel über meine Todsünde. Würde 10 000 Erdglück geben. Noch einmal so gottgeboren zu leben, So gottgeborgen, so offenbar. Ja, ja, Als ich noch Gottes Schlingel war!
Text Authorship:
- by Else Lasker-Schüler (1869 - 1945), "Im Anfang", subtitle: "Weltscherzo", appears in Hebräische Balladen, no. 14, appears in Styx, Gedichte, first published 1902
See other settings of this text.
Confirmed with Else Lasker-Schüler, Gesammelte Gedichte, Leipzig, Verlag der Weißen Bücher, 1917, page 22.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Karl Bellenberg [Guest Editor]