In diesem Dorfe steht das letzte Haus so einsam wie das letzte Haus der Welt. Die Straße, die das kleine Dorf nicht hält, geht langsam weiter in die Nacht hinaus. Das kleine Dorf ist nur ein Übergang zwischen zwei Weiten, ahnungsvoll und bang, ein Weg an Häusern hin statt eines Stegs. Und die das Dorf verlassen, wandern lang, und viele sterben vielleicht unterwegs.
Von der Pilgerschaft
Song Cycle by Ina Lohr (1903 - 1983)
1. In diesem Dorfe steht das letzte Haus  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), appears in Das Stundenbuch, in 2. Das Buch von der Pilgerschaft, no. 18, first published 1901
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Walter A. Aue) , "A final house stands at this hamlet's site", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Il villaggio", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
2. Manchmal steht einer auf beim Abendbrot  [sung text not yet checked]
Manchmal steht einer auf beim Abendbrot und geht hinaus und geht und geht und geht, - weil eine Kirche wo im Osten steht. Und seine Kinder segnen ihn wie tot. Und einer, welcher stirbt in seinem Haus, bleibt drinnen wohnen, bleibt in Tisch und Glas, so daß die Kinder in die Welt hinaus zu jener Kirche ziehn, die er vergaß.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Das Stundenbuch, in 2. Das Buch von der Pilgerschaft, no. 19
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Leipzig : Insel-verlag, 1927, p.249
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
3. Er kam aus Licht zu immer tieferm Lichte  [sung text not yet checked]
O wo ist der, der aus Besitz und Zeit zu seiner großen Armut so erstarkte, daß er die Kleider abtat auf dem Markte und bar einherging vor des Bischofs Kleid. Der Innigste und Liebendste von allen, der kam und lebte wie ein junges Jahr ; der braune Bruder deiner Nachtigallen, in dem ein Wundern und ein Wohlgefallen und ein Entzücken an der Erde war. Denn er war keiner von den immer Müdern, die freudeloser werden nach und nach, mit kleinen Blumen wie mit kleinen Brüdern ging er den Wiesenrand entlang und sprach. Und sprach von sich und wie er sich verwende, so daß es allem eine Freude sei ; und seines hellen Herzens war kein Ende, und kein Geringes ging daran vorbei. Er kam aus Licht zu immer tieferm Lichte, und seine Zelle stand in Heiterkeit. Das Lächeln wuchs auf seinem Angesichte und hatte seine Kindheit und Geschichte und wurde reif wie eine Mädchenzeit. Und wenn er sang, so kehrte selbst das Gestern und das Vergessene zurück und kam ; und eine Stille wurde in den Nestern, und nur die Herzen schrieen in den Schwestern, die er berührte wie ein Bräutigam . Dann aber lösten seines Liedes Pollen sich leise los aus seinem roten Mund und trieben träumend zu den Liebevollen und fielen in die offenen Korollen und sanken langsam auf den Blütengrund. Und sie empfingen ihn, den Makellosen, in ihrem Leib, der ihre Seele war. Und ihre Augen schlossen sich wie Rosen, und voller Liebesnächte war ihr Haar. Und ihn empfing das Große und Geringe. Zu vielen Tieren kamen Cherubim , zu sagen, daß ihr Weibchen Früchte bringe, - und waren wunderschöne Schmetterlinge : denn ihn erkannten alle Dinge und hatten Fruchtbarkeit aus ihm. Und als er starb, so leicht wie ohne Namen, da war er ausgeteilt : sein Samen rann in Bächen, in den Bäumen sang sein Samen und sah ihn ruhig aus den Blumen an . Er lag und sang. Und als die Schwestern kamen, da weinten sie um ihren lieben Mann.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Das Stundenbuch, in 3. Das Buch von der Armut und dem Tode, no. 33
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Leipzig : Insel-verlag, 1927, page 291
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
4. O wo ist er, der Klare, hingeklungen?  [sung text not yet checked]
O wo ist er, der Klare, hingeklungen ? Was fühlen ihn, den Jubelnden und Jungen, die Armen, welche harren, nicht von fern? Was steigt er nicht in ihre Dämmerungen -- der Armut großer Abendstern.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Das Stundenbuch, in 3. Das Buch von der Armut und dem Tode, no. 34
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Das Stundenbuch, Leipzig: Insel-Verlag, 1918, page 102.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]