Du Dunkelheit, aus der ich stamme, ich liebe dich mehr als die Flamme, welche die Welt begrenzt, indem sie glänzt für irgend einen Kreis, aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß. Aber die Dunkelheit hält alles an sich: Gestalten und Flammen, Tiere und mich, wie sie's errafft, Menschen und Mächte. -- Und es kann sein: eine große Kraft rührt sich in meiner Nachbarschaft. Ich glaube an Nächte.
Große Kantate
Cantata by Helmut Degen (1911 - 1995)
1. Du Dunkelheit, aus der ich stamme  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 11, first published 1905
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Toi, obscurité", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Die Gedichte, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1997, pages 204-205.
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2. Wir bauen an dir mit zitternden Händen  [sung text not yet checked]
Wir bauen an dir mit zitternden Händen und wir türmen Atom auf Atom. Aber wer kann dich vollenden, du Dom. Was ist Rom? Es zerfällt. Was ist die Welt? Sie wird zerschlagen eh deine Türme Kuppeln tragen, eh aus Meilen von Mosaik deine strahlende Stirne stieg. Aber manchmal im Traum kann ich deinen Raum überschaun, tief vom Beginne bis zu des Daches goldenem Grate. Und ich seh: meine Sinne bilden und baun die letzten Zierate.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Wir bauen mit zitternden Händen", written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 15
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 164.
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3. Ich komme aus meinen Schwingen heim  [sung text not yet checked]
Ich komme aus meinen Schwingen heim, mit denen ich mich verlor. Ich war Gesang, und Gott, der Reim, rauscht noch in meinem Ohr. Ich werde wieder still und schlicht, und meine Stimme steht; es senkte sich mein Angesicht zu besserem Gebet. Den andern war ich wie ein Wind, da ich sie rüttelnd rief. Weit war ich, wo die Engel sind, hoch, wo das Licht in nichts zerrinnt – Gott aber dunkelt tief. Die Engel sind das letzte Wehn an seines Wipfels Saum; daß sie aus seinen Ästen gehn, ist ihnen wie ein Traum. Sie glauben dort dem Lichte mehr als Gottes schwarzer Kraft, es flüchtete sich Luzifer in ihre Nachbarschaft. Er ist der Fürst im Land des Lichts, und seine Stirne steht so steil am großen Glanz des Nichts, daß er, versengten Angesichts, nach Finsternissen fleht. Er ist der helle Gott der Zeit, zu dem sie laut erwacht, und weil er oft in Schmerzen schreit und oft in Schmerzen lacht, glaubt sie an seine Seligkeit und hangt an seiner Macht. Die Zeit ist wie ein welker Rand an einem Buchenblatt. Sie ist das glänzende Gewand, das Gott verworfen hat, als Er, der immer Tiefe war, ermüdete des Flugs und sich verbarg vor jedem Jahr, bis ihm sein wurzelhaftes Haar durch alle Dinge wuchs.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 50
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