Er ruft es an. Es schrickt zusamm und steht. Was steht? Das Andre; alles, was nicht er ist, wird Wesen. Und das ganze Wesen dreht ein raschgemachtes Antlitz her, das mehr ist. Oh Magier, halt aus, halt aus, halt aus! Schaff Gleichgewicht. Steh ruhig auf der Waage, damit sie einerseits dich und das Haus und drüben jenes Angewachsne trage. Entscheidung fällt. Die Bindung stellt sich her. Er weiß, der Anruf überwog das Weigern. Doch sein Gesicht, wie mit gedeckten Zeigern, hat Mitternacht. Gebunden ist auch er.
Drei Gesänge nach Rainer Maria Rilke
Song Cycle by Oliver Trötschel (b. 1961)
1. Der Magier  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Der Magier", written 1924, appears in Die Gedichte 1922-1926
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, rilke.de/gedichte/der_magier.htm
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
2. Einmal nahm ich zwischen meine Hände  [sung text not yet checked]
Einmal nahm ich zwischen meine Hände dein Gesicht. Der Mond fiel darauf ein. Unbegreiflichster der Gegenstände unter überfließendem Gewein. Wie ein williges, das still besteht, beinah war es wie ein Ding zu halten. Und doch war kein Wesen in der kalten Nacht, das mir unendlicher entgeht. O da strömen wir zu diesen Stellen, drängen in die kleine Oberfläche alle Wellen unsres Herzens, Lust und Schwäche, und wem halten wir sie schließlich hin? Ach dem Fremden, der uns missverstanden, ach dem andern, den wir niemals fanden, denen Knechten, die uns banden, Frühlingswinden, die damit entschwanden, und der Stille, der Verliererin.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Einmal nahm ich", written 1913
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Vollmacht  [sung text not yet checked]
Ach entzögen wir uns Zählern und Stundenschlägern. Einen Morgen hinaus, heißes Jungsein mit Jägern, Rufen im Hundegekläff. Dass im durchdrängten Gebüsch Kühle uns fröhlich besprühe, und wir im Neuen und Freien-- in den Lüften der Frühe fühlten den graden Betreff! Solches war uns bestimmt. Leichte beschwingte Erscheinung. Nicht, im starren Gelass, nach einer Nacht voll Verneinung, ein verneinender Tag. Diese sind ewig im Recht: dringend dem Leben Genahte; weil sie Lebendige sind, tritt das unendlich bejahte Tier in den tödlichen Schlag.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), as René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke, "Vollmacht", appears in Die Gedichte 1922-1926
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gesammelte Werke (Gedichte), Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, 2020
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