Wenn die Schweigsame kommt und die Tulpen köpft: Wer gewinnt? Wer verliert? Wer tritt an das Fenster? Wer nennt ihren Namen zuerst? Es ist einer, der trägt mein Haar. Er trägts wie man Tote trägt auf den Händen. Er trägts wie der Himmel mein Haar trug im Jahr, da ich liebte. Er trägt es aus Eitelkeit so. Der gewinnt. Der verliert nicht. Der tritt nicht ans Fenster. Der nennt ihren Namen nicht. Es ist einer, der hat meine Augen. Er hat sie, seit Tore sich schließen. Er trägt sie am Finger wie Ringe. Er trägt sie wie Scherben von Lust und Saphir: es war schon mein Bruder im Herbst; er zählt schon die Tage und Nächte. Der gewinnt. Der verliert nicht. Der tritt nicht ans Fenster. Der nennt ihren Namen zuletzt. Es ist deiner, der hat, was ich sagte. Er trägts unterm Arm wie ein Bündel. Er trägts wie die Uhr ihre schlechteste Stunde. Er trägt es von Schwelle zu Schwelle, er wirft es nicht fort. Der gewinnt nicht. Der verliert. Der tritt an das Fenster. Der nennt ihren Namen zuerst. Der wird mit den Tulpen geköpft.
Three songs
Song Cycle by Jan Vriend (b. 1938)
1. Chanson einer Dame im Schatten  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Paul Antschel (1920 - 1970), as Paul Celan
See other settings of this text.
Please note: this text, provided here for educational and research use, is in the public domain in Canada, but it may still be copyright in other legal jurisdictions. The LiederNet Archive makes no guarantee that the above text is public domain in your country. Please consult your country's copyright statutes or a qualified IP attorney to verify whether a certain text is in the public domain in your country or if downloading or distributing a copy constitutes fair use. The LiederNet Archive assumes no legal responsibility or liability for the copyright compliance of third parties.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Zu beiden Händen  [sung text not yet checked]
Zu beiden Händen, da wo die Sterne mir wuchsen, fern allen Himmeln, nah allen Himmeln: Wie wacht es sich da! Wie tut sich die Welt uns auf, mitten durch uns! Du bist, wo dein Aug ist, du bist oben, bist unten, ich finde hinaus. O diese wandernde leere gastliche Mitte. Getrennt, fall ich dir zu, fällst du mir zu, einander entfallen, sehn wir hindurch: Das Selbe hat uns verloren, das Selbe hat uns vergessen, das Selbe hat uns – –
Text Authorship:
- by Paul Antschel (1920 - 1970), as Paul Celan, no title
Go to the general single-text view
Please note: this text, provided here for educational and research use, is in the public domain in Canada, but it may still be copyright in other legal jurisdictions. The LiederNet Archive makes no guarantee that the above text is public domain in your country. Please consult your country's copyright statutes or a qualified IP attorney to verify whether a certain text is in the public domain in your country or if downloading or distributing a copy constitutes fair use. The LiederNet Archive assumes no legal responsibility or liability for the copyright compliance of third parties.
Confirmed with Die Niemandsrose. Dem Andenken Ossip Mandelstams, S.Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Joost van der Linden [Guest Editor]
3. Oben, geräuschlos (Hommage)  [sung text not yet checked]
Oben, geräuschlos, die Fahrenden: Geier und Stern. Unten, nach allem, wir, zehn an der Zahl, das Sandvolk. Die Zeit, wie denn auch nicht, sie hat auch für uns eine Stunde, hier, in der Sandstadt. (Erzähl von den Brunnen, erzähl von Brunnenkranz, Brunnenrad, von Brunnenstuben – erzähl. Zähl und erzähl, die Uhr, auch diese, läuft ab. Wasser: welch ein Wort. Wir verstehen dich, Leben.) Der Fremde, ungebeten, woher, der Gast. Sein triefendes Kleid. Sein triefendes Auge. (Erzähl uns von Brunnen, von – Zähl und erzähl. Wasser: welch ein Wort.) Sein Kleid-und-Auge, er steht, wie wir, voller Nacht, er bekundet Einsicht, er zählt jetzt, wie wir, bis zehn und nicht weiter. Oben, die Fahrenden Bleiben unhörbar.
Text Authorship:
- by Paul Antschel (1920 - 1970), as Paul Celan, "Oben, geräuschlos"
Go to the general single-text view
Please note: this text, provided here for educational and research use, is in the public domain in Canada, but it may still be copyright in other legal jurisdictions. The LiederNet Archive makes no guarantee that the above text is public domain in your country. Please consult your country's copyright statutes or a qualified IP attorney to verify whether a certain text is in the public domain in your country or if downloading or distributing a copy constitutes fair use. The LiederNet Archive assumes no legal responsibility or liability for the copyright compliance of third parties.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]