Wer reitet dort über die Heide am hohen Meeresgestad'? Es ist der König von Thule, er reitet so einsamen Pfad. Das Schicksal will er befragen dort unter dem heiligen Baum; auf grauem Runengesteine umfängt ihn seliger Traum. An rauschender Quelle singet prophetische Weisen ein Schwan; die heiligen Schicksalsschwestern, die gefürchteten Nornen nah'n. Da rauscht es in den Zweigen wie voller Harfenklang, und also tönt hernieder geheimnisvoller Gesang: "Wohl ruht dein Reich auf Felsengrund, umgürtet von Meereswogen, wohl rühmt deine Taten des Sängers Mund, gleich Odin führst du den Bogen. Deine Krone schmückt manch' Edelgestein, in der Berge Tiefen gefunden; doch eh' nicht die Perle, die köstlichste, dein, bleibt dauernd kein Glück dir verbunden."
Die Perle auf Lindahaide : Sieben Romanzen
Song Cycle
1. Wer reitet dort über die Haide
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Friedrich Christoph Förster (1791 - 1868)
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Researcher for this page: Johann Winkler2. Auf gold'nen Thron der König sass
Language: German (Deutsch)
Auf gold'nem Thron der König saß in dem hohen Saal, getreu an seiner Seite sein trautes Ehgemahl. Zu Hof hat er entboten der Kämpen tapf're Schar, zur See bewährt und zu Lande in Waffen- und Sturmesgefahr. "Hört an, was mir verkündet der Nornen heil'ger Mund, denn also täten im Walde die Schicksalsschwestern mir kund: Bevor du die köstlichste Perle nicht deiner Krone gewannst, dem Glück, dem wandelbaren, du nimmer vertrauen kannst." Laut jubelten die Mannen, es klangen Schwert und Schild: "Wir schwören, wir kehren nicht wieder, bis wir den Spruch erfüllt!" Und vor den Anderen allen trat zu dem goldenen Thron heran der junge Sigurd, des Königs tapf'rer Sohn. "Lass mich," rief er, "mein Vater, die Heldenfahrt besteh'n; das Kleinod zu gewinnen, es dünket mich so schön." "Nimm hin," so rief der König, "mein Sohn, nimm hin mein Schwert, zieh aus zu Kampf und Siege, sei deiner Väter wert!"
Text Authorship:
- by Friedrich Christoph Förster (1791 - 1868)
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Researcher for this page: Johann Winkler3. Es blüht auf Lindahaide
Language: German (Deutsch)
Es blüht auf Lindahaide Manch' Blümlein wunderschön, Goldknöpfchen und Tausendschönchen dort auf dem Felde steh'n. Doch keine von allen Blumen so frühlingsatmend glüht, als Jungfräulein Huldhilda, des Königs Töchterlein, blüht. Tritt sie heran zu den Rosen gleich stillem Morgenrot, vor ihren Rosenwangen sind alle bleich und tot. Und aschenfarb' erscheinet der Lilie Schneegewand, berührt sie die holde Jungfrau mit schwanenweißer Hand. Und schöner noch und reiner, als Ros' und Lilie blüht, bewahrt sie tief im Herzen ein kindlich frommes Gemüt. Und wie sie gegen alle sich lieb und freundlich zeigt, so waren auch aller Herzen, hoch und gering, ihr geneigt. Und ruhte sie auf der Heide im hellen Mondenschein, es sangen und tanzten die Elfen um sie den luftigen Reih'n. Wie glücklich waren die Kleinen, wenn sie Huldhilda sah'n, wie selig, wenn sie der Perle der Jungfrauen durften nah'n.
Text Authorship:
- by Friedrich Christoph Förster (1791 - 1868)
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Researcher for this page: Johann Winkler4. Wie liegen auf Lindahaide
Language: German (Deutsch)
Wie liegen auf Lindahaide die Blumen so verstört? Wer hat die Felder und Wälder, die Hütten und Herden verheert? Dort hauset in dem Walde ein Eber wild und grimm; kein Lindwurm und kein Drache war je solch Ungetüm. Der König auf Lindahaide spricht, bang von Furcht bewegt: "Die schönste der Burgen biet' ich dem, der den Eber erlegt." Das lockte wohl manchen zum Kampfe, doch keiner kehrt zurück; nun will kein Ritter, kein Jäger versuchen im Walde sein Glück. Da spricht der König wieder: "Wer mir den Eber erlegt, ihm geb' ich die köstlichste Perle, in meinem Schatz gehegt!" Das höret Sigurd, der Däne; er schwingt sich auf sein Ross und reitet zur Jagd verwegen mit tapf'rer Gefährten Tross. Er steigt von dem treuen Rappen, der unverzagte Held; der Eber bricht aus dem Dickicht, dort hat ihn Herr Sigurd gefällt. Da tönt es durch Lindahaide: "Heil Sigurd!" überall; halali rufen die Jäger bei lautem Hörnerschall.
Text Authorship:
- by Friedrich Christoph Förster (1791 - 1868)
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Researcher for this page: Johann Winkler5. Der König von Lindahaide
Language: German (Deutsch)
Der König auf Lindahaide die Boten sendet aus, er ladet die Gäste zum Feste in das hohe fürstliche Haus. "Den Sieger will ich belohnen, mein Wort gab ich zum Pfand, ihm geb' ich die köstlichste Perle, ihm geb' ich Huldhildas Hand. Das Jungfräulein errötet, sie flieht hinaus in den Wald, sucht unter den Elfen und Blumen verschwiegenen Aufenthalt. Wie's Heideröslein blühet, so einsam und so still, Huldhilda unter den Blumen auch einsam blühen will. Wer irrt dort in der Heide durch Wiese, Wald und Moor? Es ist der tapf're Sigurd, der Weg und Steg verlor. Da hört er holdester Stimme alllieblichsten Gesang; er steht, er lauscht, er staunet und folgt dem süßen Klang. Und wie er unter den Blumen erblickt das Engelsbild, er fühlt im innersten Herzen sein Sehnen und Hoffen erfüllt. Mit freundlich treuem Worte wirbt er um ihr Vertrau'n, da blickt sie schweigend nieder, ihm Aug' in Auge zu schau'n. Er sinkt zu ihren Füßen, umstrahlt von ihrem Glanz; sie windet dem Königssohne ums Haupt den Siegeskranz. "Auf ewig nun dein Eigen," ruft er, "auf ewig dein! Mein Glück, ich hab' es gefunden, nun ist die Perle mein!"
Text Authorship:
- by Friedrich Christoph Förster (1791 - 1868)
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Researcher for this page: Johann Winkler6. Es schwang der tapfere Sigard
Language: German (Deutsch)
Es schwang der tapf're Sigurd mit seinem Lieb sich aufs Ross und führte die holdeste Jungfrau zurück nach des Königs Schloss. Da rufen sie all' ihm entgegen: "Willkommen dir und Heil! Dir ward die Krone des Sieges, die schönste der Perlen zuteil." Der Hochzeitsreigen ertönet im hohen Königshaus, das Schwert klingt bei dem Turniere, die Becher klingen beim Schmaus. Und als der Jubel zu Ende, der Tag der Tränen kam; von der Eltern Segen geleitet Huldhilda Abschied nahm. Die Segel heben die Flügel, von günstigem Hauche geschwellt; die Schiffer, die glücklichen, fahren hinaus auf das schäumende Feld. Die Wellen hüpfen und springen wie Lämmer auf blumigem Klee; die Liebenden lassen sich wiegen behaglich auf wogender See. Da zieht ein finst'res Gewitter am Himmel drohend herauf; das Schiff ergreifen die Stürme, die Wellen stürzen darauf, die Wellen stürzen darüber und werfen es tief in den Grund, dort liegt es zerschellt in Trümmern, begraben im finsteren Schlund. Sieh da! Wer schwimmt an das Ufer? Das ist Sigurd, der tapferste Held; sein holdes Lieb gerettet in seinem Arm er hält. Die alten Götter schweigen, da naht die Retterin; sie naht durch Sturm und durch Wogen, die Himmelskönigin.
Text Authorship:
- by Friedrich Christoph Förster (1791 - 1868)
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Researcher for this page: Johann Winkler7. Wer reitet dort über die Haide
Language: German (Deutsch)
Wer reitet dort über die Heide am hohen Meeresgestad'? Es ist der König von Thule, er reitet so einsamen Pfad. Er blickt hinaus in die Ferne, er schaut wohl über das Meer; ihm ist das Auge von Tränen, das Herz ihm von Sorgen so schwer. Da rauscht ein Schiff durch die Wogen, schon hat es der König gewahrt; die bunten, flatternden Wimpel verkünden glückliche Fahrt. Die lustigen Hörner erklingen, sie nahen, sie steigen ans Land: "Du bist es, mein Sohn, willkommen! Du bist es, ich hab' dich erkannt." Da liegt ihm der Sohn in den Armen. "Ich kehre mit Ehren zurück, mein Vater, ich bringe zur Heimat die Liebe, den Sieg und das Glück! Dir führ' ich die Tochter entgegen, nun schließt sich der schöne Verein: Die köstlichste Perle der Krone, die Krone der Perlen ist dein." Der König versammelt die Seinen dort unter dem heiligen Baum: "Was mir das Schicksal verkündet, zur Wahrheit wurde der Traum." Und als nun die Lieben beisammen, ertönt es im frohen Verein: "Die köstlichste Perle der Krone, die Krone der Perlen ist dein."
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- by Friedrich Christoph Förster (1791 - 1868)
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