by Franz Theodor Kugler (1808 - 1858)
Der junge König und sein Gemahl
Language: German (Deutsch)
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Der junge König und sein Gemahl, Die saßen zusammen im hohen Saal. Sie war an Huld und Anmuth reich; Er schaute finster und war so bleich. "Gregor, mein holder Freund, o sprecht. Hat Wer gekränkt euer königlich Recht?" -- ""Frau Kön'gin, ich trag' ein gutes Schwert, Das jegliche Kränkung von sich wehrt."" -- "Gregor, mein Freund, gesteht mir's ein, Es zehrt ein Fieber an eurem Gebein!" ""Frau Kön'gin, ich habe noch heilt mit Lust Den wilden Bären zu jagen gewußt."" "Gregor, so drückt euch geheime Schuld; Vertraut euch Christo und seiner Huld!" -- ""Frau Königin, gestern empfing ich schon Für meine Sünden Absolution."" -- "Ach fühltest, Gregor, du mein liebend Herz, Du gäbest mir Theil an deinem Schmerz!" -- ""Mein Weib, mein Leben, du meine Lust! Zerreißen auch dir das Herz in der Brust? ""Wohlan denn, so wisse: zu Boden drückt Die Krone mich, die das Haupt mir schmückt! ""Und wisse: es brennt deiner Liebe Glut Wie höllisches Feuer in meinem Blut! ""O hätte mich nimmer mein treues Roß Getragen in dieses leuchtende Schloß! ""O hätte nimmer mein siegreich Schwert Den übermüthigen Feinden gewehrt! ""O wärst du nimmer und dein Thron Gewesen des kühnen Siegers Lohn!"" "Weh, wehe Gregor! was treibt, o sprich, Zu so vermessenen Worten dich?" -- ""Ja, wehe! ich bin ein Fürstensohn, Und doch geboren für keinen Thron. ""Der Eltern sündigem Vergehn Sollt' ich durch Buße Verzeihung erstehn. ""Noch hab' ich gebetet, gebüßet nicht, Noch liegt auf ihnen der Sünde Gewicht!"" "Du hast mir nie deiner Heimat Land, Mir nie den Namen der Eltern genannt?" ""Fremd blieben mir Land und Eltern bis jetzt: Ich ward als ein Kindlein ausgesetzt. ""Es trieb die See ein Kästlein an's Land, Darin ein Fischer den Knaben fand."" -- "Weh, Knabe! und kenn' ich dein enges Gemach, -- Doch künde mir du deiner Eltern Schmach!" ""Vernimm denn, o Weib, -- doch starre mir nicht So ängstlich fragend in mein Gesicht -- ""Daß meine Mutter -- verstumme mein Mund! Und mache nimmer den Frevel kund -- ""Daß meine Mutter in Lieb' ein Jahr Dem eigenen Bruder ergeben war."" "Das Kreuz, Gregor! -- o blutiger Tag! Das Pergament bringe, das bei dir lag!" -- Er brachte schleunig das Pergament: ""Sagt, Königin, ob ihr die Schrift hier kennt?"" Er brachte das Demant-Kreuz herbei, Sie stürzte zur Erde mit lautem Schrei. Sie raufte verzweifelnd ihr goldnes Haar: "Verflucht die Stunde, die dich gebar! "Verflucht du König! verflucht dein Weib, -- Sie selber trug dich in ihrem Leib!" Ohnmächtig lag sie. Ihr Sohn Gregor Schritt schweigend hinaus zu des Schlosses Thor.
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
Text Authorship:
- by Franz Theodor Kugler (1808 - 1858), written 1832, appears in Romanzen und Legenden, in Gregor auf dem Steine. Legende, no. 3, first published 1840 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Carl Loewe (1796 - 1869), "Der junge König und sein Gemahl", op. 38 no. 3 (1834), published 1836, from Gregor auf dem Stein, no. 3 [sung text checked 1 time]
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Dr Catherine Watts) , "The young King and his spouse", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
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