by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818)
Die Erscheinung See original
Language: German (Deutsch)
Ich lag auf grünen Matten, An klarer Quellen Rand. Mir kühlten Erlenschatten Der Wangen heißen Brand. Ich dachte dieß und jenes, Und träumte sanftbetrübt Viel Süßes und viel Schönes, Das diese Welt nicht giebt. Und sieh, dem Hayn entschwebte Ein Mägdlein sonnenklar. Ein weißer Schleyer webte Um ihr nußbraunes Haar. Dem hellen Aug' entglänzte Des Äthers reinstes Blau. Die frischen Wangen kränzte Die schönste Rosenau. Um ihre Lippen schwebte Ein Lächeln hold und gut. An ihren Wimpern bebte Der Thau der Wehemuth. Ihr Auge mild' und thränend, So wähnt' ich, meinte mich - Wer war, wie ich, so wähnend! So selig, wer, wie ich! Ich auf, sie zu umfassen - Und ach! sie trat zurück. Ich sah sie schnell erblassen, Und trüber ward ihr Blick. Sie sah mich an so innig, Sie wies mit ihrer Hand Erhaben und tiefsinnig Gen Himmel, und verschwand. Fahr wohl, fahr wohl, Erscheinung! Fahr wohl, ich kenn' dich wohl! Und deines Winkes Meinung Versteh' ich, wie ich soll! - »Kein Lieben und kein Loben Verdient der Erde Tand. Nur droben strahlt, nur droben Der Liebe Vaterland!«
The first version of this poem (Poetische Blumenlese, aufs Jahr 1788. Göttingen, bey Johann Christian Dieterich, pages 120-121; and Gedichte von Ludwig Theobul Kosegarten. Zweiter Band. Leipzig, bei Ernst Martin Gräff. 1788, pages 225-227) differs in several verses. The editions from 1802 on present another quite different version (see below).
Composition:
- Set to music by Sophia Maria Westenholz (1759 - 1838), "Die Erscheinung", op. 4 (Zwölf deutsche Lieder mit Begleitung des Piano-Forte) no. 6 [ voice and piano ]
Text Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818), "Die Erscheinung", written 1787, Göttinger Musenalmanach 1788, pages 120-121, first published 1787
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