by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803)
Language: German (Deutsch)
Und wenn sich einst die Seele schließt, Wie diese Abendblume, Wenn alles um sie Dämm’rung ist, Von Lebens Licht und Ruhme: Und ihre letzten Blick’ umher Ihr kalte Schatten scheinen: O Jüngling, wirst du auch so schwer, Wie diese Blume weinen? ... Macht seine große Allmacht je Geschehnes ungeschehn? Und stillt sie auch das stille Weh, Sich selbst beschämt zu sehn! Und wächst und wächst nicht jeder That Der Keim so tief verborgen? Wer giebt, wer schafft mir neuen Rath Nach einer Jugend Morgen? ... Und nach dem Tod -- es wird uns seyn, Als nach des Rausches Schlummer; Verraucht, verschlummert Lebenspein Und Schmerz und Reu und Kummer. O Tod, o Schlaf, der dich erfand Erfand der Menschheit Segen, Breit' aus auf mich dein Schlafgewand, Zur Ruhe mich zu legen. Denn was wär' unsre Lebenszeit, Auch unsre Zeit der Freuden? Ein Strudel voll Mühseligkeit Ein Wirbel süßer Leiden, Ein ew’ger Taumel! Holder Schlaf Zu neuen Freudenmahle Für alles, was auch heut' mich traf, Gib mir die Labeschale.
Composition:
- Set to music by Johann Xaver Sterkel (1750 - 1817), "Abendlied", StWV 54 no. 7, stanzas 1,3,5-6 [ voice and piano ], from Zwölf Deutsche Lieder mit Begleitung des Forte-Piano - 3. Sammlung, no. 7
Text Authorship:
- by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803), "Abendlied"
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This text was added to the website: 2018-08-28
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