Wenn tauber Schmerz die Seele nagt, Und öder Nebel sie umfängt, Und bangend sie nach Troste fragt, Und stets in sich zurück sich drängt: Musik mit einem Himmelsschall Hebt sie empor vom Nebelthal. Wenn unser Herz in Freude schwimmt, Und sich in Freude bald verliehrt; Musik das Herz voll Taumel nimmt, Und sanft in sich zurück es führt. Verschmelzt es sanft in Lieb' und Pein Und läßt's vor Gott im Himmel seyn. Im Himmel labt der Töne Trank Den Durst der Pilger dieser Zeit; Im Himmel kränzet Lobgesang Mit Kränzen der Unsterblichkeit; Die Sterne dort im Jubelgang Frohlocken Einen Lobgesang. O Himmelsgab' ! O Labetrank ! Dem matten Waller dieser Zeit, Geschenk, das aus der Höhe sank, Zu lindern unser Erdenleid, Sey, wenn mein Schifflein sich verirrt, Mir, was der Stern dem Schiffer wird.
Zwölf Deutsche Lieder mit Begleitung des Forte-Piano - 3. Sammlung
by Johann Xaver Sterkel (1750 - 1817)
1. Gewalt der Tonkunst  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803), "Gewalt der Tonkunst", appears in Stimmen der Völker in Liedern, in 3. Das dritte Buch. Nordwestliche Lieder
Based on:
- a text in English by Richard Edwards (1523? - 1566), "A Song to the Lute in Musicke", appears in Reliques of Ancient English Poetry, from an old quarto manuscript in the Cotton Library [Vesp. A. 25], intitled, "Divers things of Henry VIII's time" with some corrections from The Paradise of Dainty Devises, 1596.
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "The power of music", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Johann Gottfried von Herder’s sämmtliche Werke. Zur schönen Literatur und Kunst, Siebenter Theil, Stimmen der Völker in Liedern, Gesammelt, geordnet, zum Theil übersetzt durch Johann Gottfried von Herder, Neu herausgegeben durch Johann von Müller, Erste Abtheilung, Stuttgart und Tübingen: in der J.G. Cotta'schen Buchhandlung, 1828, pages 105-106.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
2. Der Nachruhm  [sung text not yet checked]
Mich reizet nicht des Ruhmes Schall, Der aus Posaunen tönt, Den jeder leise Wiederhall Im stillen Thal verhöhnt. Ein Ruhm, der wie der Sturmwind braust, Ist selbst ein Sturm, der bald versaust. Mich reizet mehr der Silberton, Der unbelauschet klingt, Und meiner Muse schönsten Lohn, Den Dank des Herzens singt, Die Thräne, die dem Aug' entfließt Und mich mit Bruderliebe grüßt. Nicht Allen gönnte die Natur Das allgepries'ne Glück, Zu bilden aus des Schöpfers Spur Ein ew'ges Meisterstück, Das, ein vollkommnes seiner Art, Der Nachwelt stetes Muster ward; An dem, im Anblick noch entzückt, Der späte Schüler steht Und in des Meisters Seele blickt Und stumm von dannen geht; Indeß sein Herz den seltnen Geist Mit lautem Puls glückselig preist. Wir schwimmen in dem Strom der Zeit Auf Welle Welle fort, Das Meer der Allvergessenheit Ist unser letzter Ort; Genug, wenn Welle Welle trieb Und ohne Namen Wirkung blieb. Wenn dann auch in der Zeiten Bau Mich bald ihr Schutt begräbt, Und meine Kraft auf Gottes Au In andern Blumen lebt, Und mein Gedanke mit zum Geist Vollendender Gedanken fleußt. Schön ist's, von Allen anerkannt, Sich allgelobt zu sehn; Doch schöner noch, auch ungenannt, Wohlthätig fest zu stehn. Verdienst ist meines Stolzes Neid Und bei Verdienst Unsichbarkeit. So nennet Gottes Creatur Nur schweigend seinen Ruhm; Sie blüht in wirkender Natur, Ihr selbst ein Eigenthum. Der Schöpfer zeigt sich nicht, und kühn Verkennt der Thor und läugnet ihn.
Text Authorship:
- by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803), "Der Nachruhm", appears in Gedichte, in 1. Erstes Buch, in 1. Erste Abtheilung, in Bilder und Träume, first published 1787
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Confirmed with Joh. Gottfr. v. Herder's Gedichte, Stuttgart und Tübingen: in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1836. Appears in Erstes Buch. Erste Abtheilung. Bilder und Träume, pages 35 - 36.
Researcher for this page: Melanie Trumbull
3. Das Lied vom Schmetterlinge  [sung text not yet checked]
Liebes, leichtes, luft'ges Ding, Schmetterling, Das da über Blumen schwebet, Nur von Tau und Blüten lebet, Blüte selbst, ein fliegend Blatt, Das mit weichem Rosenfinger! Wer bepurpurt hat. War's ein Sylphe, der dein Kleid So bestreut? Dich aus Morgenduft gewebet, Nur auf Tage dich belebet? Seelchen, und dein kleines Herz Pocht da unter meinem Finger, Fühlet Todesschmerz. Fleuch dahin, o Seelchen, sei Froh und frei, Mir ein Bild, was ich sein werde, Wenn die Raupe dieser Erde Auch wie du ein Zephyr ist, Und in Duft und Tau und Honig Jede Blüte küßt.
Text Authorship:
- by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803), "Das Lied vom Schmetterlinge"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Herders Volkslieder, ed. Carl Redlich, Berlin: Weidmannsche Buchhandlung, 1885, page 348.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , John H. Campbell , Sharon Krebs [Guest Editor] , Johann Winkler
4. Die Biene  [sung text not yet checked]
Als Amor in den goldnen Zeiten Verliebt in Schäferlustbarkeiten Auf bunten Blumenfeldern lief, Da stach den kleinsten von den Göttern Ein Bienchen, das in Rosenblättern, Wo es sonst Honig holte, schlief. Durch diesen Stich ward Amor klüger. Der unerschöpfliche Betrüger Sann einer neuen Kriegslist nach: Er lauscht in Rosen und Violen; Und kam ein Mädchen sie zu holen, Flog er als Bien heraus, und stach.
Text Authorship:
- by Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781), "Die Biene"
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Confirmed with Gotthold Ephraim Lessing, Sämtliche Gedichte, Stuttgart, Philipp Reclam jun., 1987.
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5. An Minna
Die Sonne sinkt, der Abend winkt, komm, Minna, komm mit mir! Durchwandle nicht beim Mondenschein nur immer deine Flur allein; denn sieh nur da: Die Sternlein ja begleiten ihn auch hier. Es ist so schön, vereint zu geh'n am kühlen Bach und Hain; doch unser Garten, unser Feld, das wir am Tage erst bestellt: Die Freuden, die - o fühle sie! - hast du nicht so allein. Du eilest nur auf deiner Flur, siehst manches Blümlein nicht, siehst nicht des Abendsternes Pracht, eilst bald davon und scheust die Nacht, wenn Mond und Stern nun ziehen fern samt ihrem holden Licht. Drum schließe dich nur fest an mich! Beu', Traute, mir die Hand! Vereint dann wallen furchtlos wir durch uns'res Waldes Lustrevier. O wohl dann mir! Dank, Liebe, dir, dass ich einst Minna fand!
Text Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author
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Researcher for this page: Johann Winkler6. Hänschens Empfindung bei den vier Jahreszeiten
O des wunderschönen Lenzen freu' ich herzlich mich, denn er ruft zu Spiel und Tänzen, malt die Flur mit bunten Kränzen hold und wonniglich. Doch im Sommer durch die blauen Wiesentale geh'n und die segenschweren, grauen Ährenfelder überschauen, o, auch das ist schön. Und im Herbste Trauben pflücken für lieb' Ännelein, ihr mit Obst das Körbchen schmücken und sie warm an Busen drücken, was kann schöner sein? Doch im Winter soll die Freude erst vollkommen sein! Stirbt gleich Hain und Flur und Heide, schön ist's doch an Liebchens Seite, dann ist Ännchen mein.
Text Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author
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Researcher for this page: Johann Winkler7. Abendlied
Und wenn sich einst die Seele schließt, Wie diese Abendblume, Wenn alles um sie Dämm’rung ist, Von Lebens Licht und Ruhme: Und ihre letzten Blick’ umher Ihr kalte Schatten scheinen: O Jüngling, wirst du auch so schwer, Wie diese Blume weinen? ... Macht seine große Allmacht je Geschehnes ungeschehn? Und stillt sie auch das stille Weh, Sich selbst beschämt zu sehn! Und wächst und wächst nicht jeder That Der Keim so tief verborgen? Wer giebt, wer schafft mir neuen Rath Nach einer Jugend Morgen? ... Und nach dem Tod -- es wird uns seyn, Als nach des Rausches Schlummer; Verraucht, verschlummert Lebenspein Und Schmerz und Reu und Kummer. O Tod, o Schlaf, der dich erfand Erfand der Menschheit Segen, Breit' aus auf mich dein Schlafgewand, Zur Ruhe mich zu legen. Denn was wär' unsre Lebenszeit, Auch unsre Zeit der Freuden? Ein Strudel voll Mühseligkeit Ein Wirbel süßer Leiden, Ein ew’ger Taumel! Holder Schlaf Zu neuen Freudenmahle Für alles, was auch heut' mich traf, Gib mir die Labeschale.
Text Authorship:
- by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803), "Abendlied"
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Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Joachim Fischer8. Der Gewinn des Lebens  [sung text not yet checked]
Am kühlen Bach, am luft'gen Baum Träum' ich nun meines Lebens Traum, Und mag nicht wissen, ob die Welt, Wie ich mir träume, sei bestellt; Denn ach, ist Der wol mehr beglückt, Der, daß sie nicht so sei, erblickt? Ich ging einmal der Weisheit nach Und hörte, was die Weisheit sprach. Sie sprach so viel- und mancherlei, Was einst die Welt gewesen sei Und jetzt nicht ist und, sehr verirrt, Wol nimmer, nimmer werden wird. Ich grämte mich und ging im Gram, Als mir der Ruhm entgegen kam. «Dir,» sprach er, «Sohn, Dir ist beschert, Zu räumen weg, was Dich, beschwert.» Ich räumte, wollte vor mich sehn; Allein die Felsen blieben stehn. Ermattet, ohne Gram und Zorn, Sucht' ich nun Rosen unterm Dorn. Die Rosen, ach! entfärbten sich, Und ihre Dornen stachen mich; Zwei Knöspchen unter allen hier, Lieb' und die Freundschaft, blieben mir. Am kühlen Bach, am luft'gen Baum Träum' ich nun meines Lebens Traum. Die beiden Knöspchen pfleg' ich mir Und weihe sie, o Sonne, Dir! Komm, kühler Bach, erquicke sie! Komm, süßes Lüftchen, stärke sie!
Text Authorship:
- by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803), "Der Gewinn des Lebens"
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani9. Auf einen Geburtstag  [sung text not yet checked]
Hirtin, schön, wie Hespers Blicke, Lieblich, wie der West, Zürne nicht, Dass ich an deinem Fest Keine jungen Veilchen schicke. Wo du durch die grünen Fluren Hinter Lämmern gehst, Und am Bach Sie zu tränken stille stehst, Blühn sie ja auf deinen Spuren.
Text Authorship:
- by Johann Nikolaus Götz (1721 - 1781), "Auf einen Geburtstag", appears in Vermischte Gedichte
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Confirmed with Vermischte Gedichte von Johann Nikolas Götz, erster Theil, Mannheim: in der Schwanischen Hofbuchhandlung, 1785. page 81.
Researcher for this page: Melanie Trumbull
10. Die Klugheit  [sung text not yet checked]
Ja Damon, ich verstehe dich! Du suchst mir einen Kuß zu rauben? Gut! einen will ich dir erlauben! Doch sey auch klug! verstehst du mich? Der Strauß am Busen reizet dich? Ich seh, du wünschest ihn zu rauben? Wohl, ich will Dir auch dieß erlauben: Doch sey auch klug! verstehst du mich? Du sehnest nach den Schatten dich, Und siehst dich um nach jenen Lauben? Komm, führ mich hin, ich will Dirs glauben: Doch sey auch klug! verstehst Du mich?
Text Authorship:
- by Christian Felix Weisse (1726 - 1804), "Die Klugheit", appears in Scherzhafte Lieder
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Confirmed with C. Weisse, Scherzhafte Lieder, Dritte, vermehrte und verbesserte Auflage, Leipzig, bey M. G. Weidemanns Erben und Reich, 1763, page 138.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
11. Der Frühling  [sung text not yet checked]
Siehe, mein Röschen, der Frühling ist da; Freuden die Fülle sind ferne, sind nah; Blumen entspringen; Vögelein singen, Daß die Gebürg' und die Thäler erklingen. Laß uns besuchen den seligen Plan, Wo wir uns beide das erste Mal sahn: Blumen entsprangen; Vögelein sangen, Daß die Gebürg' und die Thäler erklangen. Aber ich wandelte traurig einher, Fühlte die Freuden des Maien nicht mehr, Blickte danieder; Blumen und Lieder Waren dem liebenden Jüngling zuwider. Bis du mein einsames Klagen gehört, Und mir die Thränen in Lachen verkehrt. Jetzo erfreuen Wieder von neuen Mich die gesegneten Tage des Maien.
Text Authorship:
- by Johannes Martin Miller (1750 - 1814)
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani12. Gesang und Gegengesang  [sung text not yet checked]
Gereizt von Lenz und Jugendlust, Warf ich mich an Thamirens Brust, Und sang, was ich nicht sprechen können: "Thamire, lindre meine Pein! Du lehrtest mich von Liebe brennen, O! Lehre mich auch glücklich sein!" Das Blut der reinen Unschuld drang Ihr in die Wangen; und sie sang: "Das Feuer jugendliche Triebe Wird durch die Weigrung angefacht; Der warme Freund verliert die Liebe, Wenn ihn die Freundin glücklich macht."
Text Authorship:
- by Moses Mendelssohn (1729 - 1786)
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Confirmed with Moses Mendelssohn's gesammelte Schriften in sieben Bänden, sechster Band, Leipzig: F. A. Brockhaus, 1845. Appears in Gedichte, page 404.
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