by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826)
Language: German (Deutsch)
Du Kleine, willst du gehen? Du bist ein Kind! Wie wolltest du verstehen, Was Küsse sind? Du warst vor wenig Wochen Ein Knöspchen bloß; Nun thut, kaum ausgebrochen, Das Röslein groß! Weil deine Wange röther Als Äpfel blüht, Der Augen Blau wie Äther Im Frühling glüht; Weil deinen Schleier hebet, Ich weiß nicht was, Das auf und nieder bebet: Das meinst du, das? Weil kraus wie Rebenringel Dein Haupthaar wallt, Und hell wie eine Klingel Dein Stimmchen schallt; Weil leicht, und wie gewehet, Ohn' Unterlaß Dein schlanker Wuchs sich drehet: Das meinst du, das? Ich sahe voll Gedanken Durch junges Grün In blauer Luft die blanken Gewölkchen ziehn; Da warfst du mich, du Bübin, Mit feuchtem Strauß, Und flohst wie eine Diebin, In's Gartenhaus. Nun sitz' und schrei' im Winkel, Und ungeküßt, Bis du den Mädchendünkel Rein abgebüßt! Ach gar zu rührend bittet Dein Lächeln mich! So komm, doch fein gesittet, Und sträube, dich.
Confirmed with Sämmtliche poetische Werke von Johann Heinrich Voss, ed. by Abraham Voss, Leipzig, Immanuel Müller, 1835, page 164.
Composition:
- Set to music by Friedrich Ludwig Æmelius Kunzen (1761 - 1817), "Der Kuß", published 1788 [ voice and piano ], from Weisen und lyrische Gesänge, no. 3, Flensburg und Leipzig, in der Kortensche Buchhandlung
Text Authorship:
- by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826), "Der Kuß", written 1784, appears in Oden und Lieder, in Erstes Buch, no. 14
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