by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826)
Die Andersdenkenden Matches base text
Language: German (Deutsch)
Wohlan, wir bleiben einig und gönnen uns die Ruh'! Ich sage, dieses mein' ich, und jenes meinest du. Scheint künftig, was ich meine, dir gar zu wunderlich, so denk', ob's anders scheine mir selbst, und fasse mich. Die Worte, Lieber, haben oft mancherlei Verstand; oft hat man tief gegraben, bis man den rechten fand. Oft seh'n wir nur Erscheinung, die wir uns selbst verrückt, wie besser sich die Meinung zum Widerlegen schickt. Ich pflegte sonst doch billig besonnen noch zu sein, und jetzo tappt' ich willig in Albernheit hinein? Doch nimmer werd', als töricht, was mir vernünftig scheint, geworfen in den Kehricht; nur nicht als bös', mein Freund! Dein Bruder meint's, du Lieber, mit Gott und Menschen gut. Sonst, sage mir, wie hüb' er so fröhlich Aug' und Mut? Lass denn die bösen Namen auf -auer, -ist und -at! Sie streu'n des Bösen Samen und dämpfen Rat und Tat. Die Summe der Vereinung: Der Gegner sei geehrt! Verfolgt sei nur die Meinung, die freie Meinung stört! Komm, edler Freund, wir brechen den Bissen Salz und Brot und geh'n dabei, und sprechen! O sieh' das Abendrot!
Composition:
- Set to music by Karl Hanke (1750 - 1803), "Die Andersdenkenden", published 1797, from Gesänge und Lieder einheimischer Dichter für Kenner und Liebhaber, Hamburg, Gottlieb Friedrich Schniebes
Text Authorship:
- by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826)
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Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2020-06-18
Line count: 40
Word count: 185