by Moritz, Graf von Strachwitz (1822 - 1847)
Rolands Schwanenlied See original
Language: German (Deutsch)
König Karl, der hielt ein Mahl mit Schall
im Schlosse von Paris,
als auf der Jagd von Roncevall
Roland sein Leben ließ.
König Karl sprang auf in Angst und Zorn,
er horchte lang' und tief:
„Mir ist, als hört' ich Rolands Horn,
das fern um Hilfe rief.
...
Am Ebro kämpft mein werter Pair,
der Ritter von Aglant,
und wenn er dort erschlagen wär',
dann sei mir Gott zur Hand!“
Und tiefe Stille brach herein
von wetterschwüler Art;
Herr Karl in Angst und banger Pein
biss seinen Silberbartvon.
Da klang es herüber zum zweiten Mal;
es klang nicht leis' und lind,
es schmetterte durch den Königssaal
wie tosender Wirbelwind.
Und als zum Dritten das Horn erscholl,
da borsten Gewölb' und Wand,
da sank der Humpen, Weines voll,
dem Kaiser aus der Hand.
Und wie der Ruf durch Hall' und Turm
zum dritten Mal gegellt,
da hatte des Ritters Atemsturm
das goldene Horn zerschellt.
Und wie der Klang nun himmelwärts
als Todesröcheln verbraust,
da hob Herr Karl in tiefem Schmerz
die stahlbewehrte Faust:
„Heut' ist gefallen ein teurer Held,
das sei dem Himmel geklagt!
Ihn haben die Heiden mit List umstellt,
mit List zu Tode gejagt.“
Das war Herrn Rolands letzter Schrei,
er kam aus fernem Süd;
wohl singt sich nimmer ein Ritter frei
solch donnerndes Schwanenlied.
Composition:
- Set to music by Ludwig Siegfried Meinardus (1827 - 1896), "Rolands Schwanenlied", subtitle: "Ballade", stanzas 1-2,4-11 [ bass, chorus, piano, horn ]
Text Authorship:
- by Moritz, Graf von Strachwitz (1822 - 1847), "Rolands Schwanenlied", appears in Lieder eines Erwachenden
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Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2022-04-22
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