by Karl Sigmund Freiherr von Seckendorff (1744 - 1785)
Dauras Trauer See original
Language: German (Deutsch)
Ich wandle hin, ich wandle her,
Im Mond- und Sternenlicht;
Seh' über Land; seh' über's Meer;
Mein Liebchen seh' ich nicht!
Ist's möglich, daß sein Schatten ruht?
Schläft er im Feld, im Wald?
Lebt nicht auf's neu sein Herz und Blut,
Wenn meine Stimme schallt?
Braust, Ströme, braust in schnellerm Lauf!
Tob' im Gebirg', o Wind!
Weckt, ach! mir den Geliebten auf,
Daß ich ihn wieder find.
Doch schon verdunkelt sich die Nacht;
Der Mond verbirgt den Schein;
Der Donner rollt; die Erde kracht;
Die Felsen stürzen ein.
Nein, Winde! heulet nicht so laut!
Nein, Ströme, haltet an!
Vielleicht, ach! weckt ihn seine Braut,
Wenn er sie hören kann.
Herfür aus deinen Wolken tritt,
Du goldnes Sternenlicht!
Erschein' ihm! Leite seinen Schritt!
Er sieht mich sonsten nicht.
Es sucht mein Aug', es lauscht mein Ohr
In Tiefen und in Höh'n:
Horch! sieh! was rauscht, was glänzt dort vor?
Was schimmert dort so schön?
Ach! wenn du's bist, so eil' zu mir,
Und stille meine Pein;
Hier ist der Fels, der Strom ist hier,
Wo du versprachst zu sein!
Vergebens suchst du mich umher,
Mich schützt kein Baum, kein Dach;
Sieh' nicht ins Land, sieh' nicht ins Meer,
Folg meiner Stimme nach!
...
Composition:
- Set to music by Karl Sigmund Freiherr von Seckendorff (1744 - 1785), "Dauras Trauer", published 1779, stanzas 1-9 [ voice and piano ], from Volks- und andere Lieder, mit Begleitung des Forte piano, Erste Sammlung, no. 5, Weimar: Bey Karl Ludolf Hoffmann
Text Authorship:
- by Karl Sigmund Freiherr von Seckendorff (1744 - 1785), "Phantasei einer Braut wegen ihres verlornen Geliebten"
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Researcher for this page: Melanie Trumbull
This text was added to the website: 2020-10-29
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Word count: 225