by Friedrich Theodor Vischer (1807 - 1887)
Mädchens Abendgedanken See original
Language: German (Deutsch)
Our translations: ENG
Wer der Meine wohl wird werden?
Ob mein Auge ihn schon sah?
Wo er wandeln mag auf Erden?
Ist er ferne oder nah'?
Wird er schön von Angesichte
Oder doch nicht häßlich sein?
Krause Locken? Augen lichte?
Groß von Wuchse oder klein?
Stark von Gliedern oder schmächtig?
Ob er leicht im Tanz sich dreht?
Ob er nüchtern und bedächtig,
Oder recht romantisch denkt?
...
Sagt mir's, holde Blütendüfte,
Die ihr weht in's Kämmerlein,
Sagt mir's, holde Abendlüfte,
Sag' mir's, sanfter Mondenschein!
Sagt mir's, Elfen, kleine, lose,
Die ihr lauscht und lacht und nickt,
Sag' mir's, süße, rothe Rose,
Die mir in das Fenster blickt!
Saget mir's, ihr klugen Sterne,
Die herauf am Himmel zieh'n!
Triebe schwellen in die Ferne,
Und sie wissen nicht, wohin?
Liebesarme stehen offen,
Ach, wen sollen sie empfah'n?
Lippen, die auf Küsse hoffen,
Ach, wer wird zum Kusse nah'n?
Oder soll ich lieber sagen,
Lieblich sei's, so blind zu sein?
Dieses Klagen, dieses Fragen
Sei uns Mädchen süße Pein?
Träume können sel'ger spielen
Kindern gleich im leeren Haus,
Wenn nach unbekannten Zielen
Holde Wünsche ziehen aus?
Freudig Bangen! Bange Freude!
Ungewisser, finde mich!
Leid in Lust und Lust im Leide!
Künftiger, ich liebe dich!
Composition:
- Set to music by Ignaz Brüll (1846 - 1907), "Mädchens Abendgedanken", op. 78 (Vier Lieder für 1 Singstimme mit Pianoforte) no. 1, published 1898, stanzas 1-3,8-14 [ voice and piano ], Langensalza, Beyer & Söhne
Text Authorship:
- by Friedrich Theodor Vischer (1807 - 1887), "Mädchens Abendgedanken", appears in Lyrische Gänge, first published 1882
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Evening thoughts of a maiden", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
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This text was added to the website: 2009-09-23
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