by Karl Friedrich von Gerok (1815 - 1890)
Ich klopfe an zum heiligen Advent
Language: German (Deutsch)
Our translations: ENG
Ich klopfe an zum heiligen Advent Und stehe vor der Thür! O selig, wer des Hirten Stimme kennt Und eilt und öffnet mir. Ich werde Nachtmahl mit ihm halten, Ihm Gnade spenden, Licht entfalten, Der ganze Himmel wird ihm aufgethan, Ich klopfe an. Ich klopfe an, da draußen ists so kalt In dieser Winterzeit; Vom Eise starrt der finstre Tannenwald, Die Welt ist eingeschneit, Auch Menschenherzen sind gefroren, Ich stehe vor verschlossnen Thoren, Wo ist ein Herz, den Heiland zu empfahn? Ich klopfe an. Ich klopfe an, sähst du mir nur einmal Ins treue Angesicht, Den Dornenkranz, der Nägel blutig Mal, -- O du verwärfst mich nicht! Ich trug um dich so heiß Verlangen, Ich bin so lang dich suchen gangen, Vom Kreuze her komm ich die blut'ge Bahn: Ich klopfe an. Ich klopfe an, der Abend ist so traut, So stille nah und fern, Die Erde schläft, vom klaren Himmel schaut Der lichte Abendstern; In solchen heilgen Dämmerstunden Hat manches Herz mich schon gefunden; O denk, wie Nikodemus einst gethan : Ich klopfe an. Ich klopfe an und bringe nichts als Heil Und Segen für und für, Zacchäus' Glück, Marias gutes Teil Beschert ich gern auch dir, Wie ich den Jüngern einst beschieden In finstrer Nacht den süßen Frieden, So möcht' ich dir mit holdem Gruße nahn; Ich klopfe an. Ich klopfe an, bist, Seele, du zu Haus, Wenn dein Geliebter pocht? Blüht mir im Krug ein frischer Blumenstrauß, Brennt deines Glaubens Docht? Weißt du, wie man den Freund bewirtet? Bist du geschürzet und gegürtet? Bist du bereit, mich bräutlich zu umfahn? Ich klopfe an. Ich klopfe an, klopft dir dein Herze mit Bei meiner Stimme Ton? Schreckt dich der treusten Mutterliebe Tritt Wie fernen Donners Drohn? O hör' auf deines Herzens Pochen, In deiner Brust hat Gott gesprochen: Wach' auf, der Morgen graut, bald kräht der Hahn, Ich klopfe an. Ich klopfe an; sprich nicht: es ist der Wind, Er rauscht im dürren Laub; Dein Heiland ists, dein Herr, dein Gott, mein Kind, O stelle dich nicht taub; Jetzt komm' ich noch im sanften Sausen, Doch bald vielleicht im Sturmesbrausen, O glaub', es ist kein eitler Kinderwahn: Ich klopfe an. Ich klopfe an, jetzt bin ich noch dein Gast Und steh vor deiner Thür, Einst, Seele, wenn du hier kein Haus mehr hast, Dann klopfest du bei mir; Wer hier gethan nach meinem Worte, Dem öffn' ich dort die Friedenspforte, Wer mich verstieß, dem wird nicht aufgethan; Ich klopfe an.
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Confirmed with Karl Gerok, Palmblätter, Einundachzigste Auflage, Stuttgart: Druck und Verlag von Greiner und Pfeiffer, 1891, pages 113-116.
Text Authorship:
- by Karl Friedrich von Gerok (1815 - 1890), "Advent", subtitle: "Offenb. 3, 20. Siehe, ich stehe vor der Thür und klopfe an.", appears in Palmblätter, in Heilige Zeiten [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Ad. Stolz , "Adventslied", published 1892 [ medium voice and piano ], from Drei geistliche Lieder für 1 mittlere Singstimme mit Pianofortebegleitung, no. 3, Ludwigsburg, Ebner [sung text not yet checked]
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , subtitle: "Revelations 3, 20. Behold I stand at the door and knock", copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
This text was added to the website: 2024-10-09
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