by Joseph Viktor von Scheffel (1826 - 1886)
Im Stegreif
Language: German (Deutsch)
swer schildes ambet üeben wil der muoz durchstrichen lande vil. --Parzival 499, 9. Wem das Glück nicht an der Wiege Gut und Eigen zubeschert, Muß soldieren und im Kriege Tagewerken mit dem Schwert; Zweitgeborne Ritterkinde Erben schmales Königreich, Ziehet, Wolken, ziehet, Winde! Roß, und Reiter ziehn mit euch. Tummle dich, mein flinker Renner, In die Fremde geht der Lauf, Als ein Mann such' ich der Männer Waffenwerk und Kampfspiel auf. Hinters Roß die Frechen stechen Und des Kolbens nicht gespart Helmzerschroten, Speerzerbrechen, Schildesamt ist meine Art! Doch beim Schrei aus rauher Kehle Und im tobendsten Gewühl Rauscht es oft im Grund der Seele Wie ein fernes Saitenspiel, Wiegt, dem Speerkrach kaum entritten, Mich in Träume weich und traut, Und je wilder ich gestritten, Desto milder tönt der Laut. Viel zu eng deucht mir die Weite, Viel zu schmal die Breite dann, Fremd Gebild ist mein Geleite, Fremder Zauber starrt mich an. Nach dem Urborn alles Schönen, Nach der Dichtung heil'gem Gral Zielt mein abenteuernd Sehnen, Und ich selbst bin Parzival. In des Abends letztem Funkeln Reit' ich durch mein Frankenland, Nächtiges Gewitterdunkeln Säumt der Waldgebirge Rand; Wind und Wolken ziehen weiter, Und ich zieh' den Wolken nach, Und man kennt im Land den Reiter: Wolveram von Eschinbach.
Text Authorship:
- by Joseph Viktor von Scheffel (1826 - 1886), "Im Stegreif", appears in Frau Aventiure. Lieder aus Heinrich von Ofterdingens Zeit, in Wolfram von Eschenbach [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Oswald Körte , "Im Stegreif", published 1891 [ voice and piano ], from Frau Aventiure. Sechs Lieder für 1 Singstimme mit Pianofortebegleitung. 2. Folge, no. 1, Berlin, Raabe & Plothow [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
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