by Rudolph Born
Der Glöckner
Language: German (Deutsch)
Saß ein Glöckner hoch im Thurm, Jahr aus Jahr ein, Bey Sommerhitz und Wintersturm In seinem Kämmerlein; Freudig griff er nach dem Seil’ Zu künden Freud’, Und traurig griff er nach den Seil’ Der Stadt zu künden Leid! - Und wenn still in schwarzer Nacht Schon Alles lag, Da warnt’ er oft vor Feuersmacht Mit dumpfem Glockenschlag. So lebt’ er im hohen Thurm Jahr aus Jahr ein, Bey Sommerhitz und Wintersturm In seinem Kämmerlein; Da ward Krieg; mit mächt’gem Heer’ Zieht ein Tyrann Als Sieger ein, wollt’ Siegesehr, Weil er das Spiel gewann. Läuten sollt’ der Glöckner auch, Doch that er’s nicht; Die Glock’ entweih’n nach Knechtesbrauch, Sprach er, ist nimmer Pflicht! Flugs dem Sieger hinterbracht Ward solche Kund; Er braucht tyrannisch seine Macht Noch in derselben Stund’, Droht mit Sturz vom Thurm herab Dem Glöcknersmann’, Doch dieser stürzt sich selbst hinab Als freyer Ehrenmann. Fiel, und fiel auf harten Stein Und fand den Tod. Er wollt die Glocke nicht entweih’n: Groß bleibt des Glöckners Tod!
Confirmed with Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode. 1819. Drittes Quartal des vierten Jahrgangs. - Auf Kosten des Herausgebers Johann Schickh. Gedruckt bey Anton Strauß, pages 100-101.
Authorship:
- by Rudolph Born , "Der Glöckner" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Johann Wenzeslaus Kalliwoda (1801 - 1866), "Der Glöckner", op. 79 (Sechs Gesänge für eine Alt- oder Bass-Stimme mit Pianoforte) no. 2 [ alto or bass and piano ] [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Bertram Kottmann
This text was added to the website: 2019-08-29
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