by Friedrich von Matthisson (1761 - 1831)
O selig, wer sein Leben
Language: German (Deutsch)
Durch Birkenlabyrinthe Malt abendliche Glut Mit warmer Zaubertinte Des Rohrbachs leise Flut; Bepurpurt fliehn die Wellen Hinab zum Gartenteich, Umhegt von Steinkornellen Und glattem Nussgesträuch. Gebirg' und Hain verschmelzen Im rötlichen Gedüft; Der Mühle Flügel wälzen Sich an umzäunter Trift; Aus dunkler Fichtengruppe Wallt am beschilften Moor In dichtgedrängtem Truppe Das leichte Wild hervor. Die alte Ritterveste Hebt kühn im gold‘nen Glanz Des Turms bemooste Reste Aus finstrer Ulmen Kranz; Matt glüht, im bleichern Strahle, Von Eppich halb verhüllt, Am gotischen Portale Der graue Wappenschild. Wann Feyn und Geister walten, Erstehn, wie Nebelduft Im Mondlicht, die Gestalten Der Helden aus der Gruft. Die Dunstgebilde wallen, In düstrer Majestät, Im öden Raum der Hallen, Vom hohen Gras umweht. Fern ob dem blauen Strome, Am Felsen wild und schroff, Winkt, unterm Schattendome Der Eich', ein Fischerhof. Die Quell' entschäumt der Klippe, Mit Funken blass bestreut, Vom alten Baumgerippe Romantisch überdräut. Umgrenzt von Hain und Matten, Wie Yoriks Meierei, Blickt aus Platanenschatten Ein ländlich Sorgenfrei. Hier grünen Thyrsusstäbe Bei Wies' und Gartenland; Dort ringelt ihr Gewebe Die Bohn' an weisser Wand. Am Fenster glüht die Nelke, Um Rosen schwärmt der West; In Ruh baut am Gebälke Die treue Schwalb' ihr Nest; Dumpf schwirrt am Brunnentroge Der kleine Bienenstaat; Des Ährenfelds Gewoge Rauscht leis' am Hügelpfad. O selig, wer sein Leben Der Selbstgenügsamkeit, Umgrünt von eignen Reben, Am Vaterherde weiht! Auch mir, auch mir, vom Schwarme Der Narrenbühne fern, Blinkt einst am Freundesarme Der Dämmerung schöner Stern. Dann mag in Spiegelsälen Der Maskenball sich drehn, Auf trüben Lustkanälen Die Gondelflagge wehn, An starren Taxuswänden Des Indus Flora blühn, Und matt aus Marmorblenden Der Quelle Silber sprühn. Mich lockt zum Wiesenplane Der Mädchen Abendreihn; Mich reizt im leichten Kahne Des Vollmonds milder Schein; Mich labt der Weste Fächeln Am Hainquell; mich entzückt Ein Veilchen, das mit Lächeln Adelaide pflückt.
F. Danzi sets stanza 8
Authorship:
- by Friedrich von Matthisson (1761 - 1831) [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Franz Danzi (1763 - 1826), "O selig, wer sein Leben", op. 17 (Acht deutsche Lieder) no. 6, P 193 no. 6, published 1803, stanza 8 [ chorus and piano ], Leipzig [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
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