by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
Der 27. Psalm
Language: German (Deutsch)
Den alle Himmel Herrscher nennen, der Herr, der ist mein Licht und Heil! Wie sollt ich mich wohl fürchten können? für wen, da er mein bestes Teil? Ich will auf seine Güte bauen, der Herr ist meines Lebens Kraft; wie könnte mir für jemand grauen, da mir sein Antlitz Hülfe schafft? Drum, wenn die Bösen an mich wollen, mich aufzureiben, werd ich sehn, wie sie, statt meiner, selbsten sollen anlaufen, fallen, schamrot stehn. Wenn gleich ein Heer sich um mich legte, so fürchtet sich mein Herz doch nicht; wenn sich auch Krieg und Streit erregte, der Herr ist meine Zuversicht. Eins bitt ich nur, das er mir gäbe, bloß dieses hätt ich herzlich gern, dass ich möcht bleiben, weil ich lebe, im Hause Gottes meines Herrn, wo seine Kinder ihn verehren, den schönen Gottesdienst zu sehn und, um der Gottheit Lob zu mehren, in ihren Tempel mitzugehn. Denn er deckt mich in seiner Hütten durch seinen Schutz zur bösen Zeit; er bringt mich vor dem Unglückswüten in sein Gezelt zur Sicherheit und wird nun auch mein Haupt erhöhen vor meine Feind, die um mich sind; so werd ich fröhlich opfern gehen in seine Hütten als sein Kind. Hör meine Stimme, wenn ich schreie: Herr! sei mir gnädig, höre mich! Mit deiner Hülfe mich erfreue, ich hoffe nur allein auf dich. Drum segne wieder nach dem Fluchen, mein Herze hält dir für dein Wort. Du sprichst: Ihr sollt mein Antlitz suchen; das such ich jetzt, o Gott, mein Hort! Verstoße nicht dein Kind im Grimme, verbirg dein Antlitz nicht vor mir. Erhöre meines Flehens Stimme, denn meine Hülfe steht bei dir. Tu nicht von mir, mich zu betrüben, die Hand jetzt ab, o Gott, mein Heil! Verlassen mich gleich meine Lieben, nimm du mich auf und sei mein Teil. Herr, weise mir doch deine Wege und leite mich auf rechter Bahn und nimm dich mein auf meinem Stege um meiner Feinde willen an. Du wirst dein Wort an mir erfüllen, du stehst den Unterdrückten bei; drum gib mich nicht in ihren Willen, sie tun mir Unrecht ohne Scheu! Ich weiß, dass ich noch auf der Erde im Lande der Lebendigen das Gut des Herren sehen werde, eh sich mein Lauf wird endigen. Gott, dem ich einzig mich befehle, sieht auf mein Leid und hilft mir gern. Drum sei getrost, o meine Seele, und unverzagt und harr des Herrn!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Carl Philipp Emanuel Bach (1714 - 1788), "Der 27. Psalm", Wq 195 no. 7 (1764) [ voice and piano or harpsichord or organ ], from Zwölf geistliche Oden und Lieder als ein Anhang zu Gellerts geistlichen Oden und Liedern mit Melodien, no. 7 [sung text checked 1 time]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2022-02-23
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