LiederNet logo

CONTENTS

×
  • Home | Introduction
  • Composers (20,026)
  • Text Authors (19,309)
  • Go to a Random Text
  • What’s New
  • A Small Tour
  • FAQ & Links
  • Donors
  • DONATE

UTILITIES

  • Search Everything
  • Search by Surname
  • Search by Title or First Line
  • Search by Year
  • Search by Collection

CREDITS

  • Emily Ezust
  • Contributors (1,112)
  • Contact Information
  • Bibliography

  • Copyright Statement
  • Privacy Policy

Follow us on Facebook

Zwölf geistliche Oden und Lieder als ein Anhang zu Gellerts geistlichen Oden und Liedern mit Melodien

by Carl Philipp Emanuel Bach (1714 - 1788)

1. Aufmunterung zur Tugend
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Ins Reich entfernter Ewigkeiten
verliert sich mein entzückter Blick.
Ich seh das Glücke jetzt’ger Zeiten
weit hinter meinem Wunsch zurück.
Ist’s möglich? Konnt es ja mich blenden;
was ist es dann als Dampf und Schein?
Nur aus der Zukunft reichen Händen
kann mich ein wahres Glück erfreun.

Dort, wo der Ursprung aller Wesen
im Sitz der Seligkeiten wohnt,
wo bei der Schar, die er erlesen,
der Menschenfreund erhaben thront.
Wo Weisheit, Allmacht, Huld und Güte
in einem Mittelpunkt vereint,
der Sonne gleich, durch das Gebiete
der ganzen Schöpfung liebreich scheint.

In diesem Vaterland der Geister,
in diesem Aufenthalt des Lichts,
ist nur die Tugend Herr und Meister,
gilt Ehre, Lust und Reichtum nichts.
Der erste hier an Rang und Würden
ist Gottes und des Menschen Sohn.
Er trug der schwersten Pflichten Bürden,
dadurch trug er das Reich davon.

Weil er der Tugend treu geblieben,
wird ihm der Zepter zuerkannt.
Kein Name wird hier eingeschrieben,
den nicht die Tugend erst genannt.
Wer sich der Wahrheit Freund bewiesen,
hat hier zu Glück und Freude Recht.
Und hier wird kein Verdienst gepriesen,
als dass man war der Tugend Knecht.

Ach! hier bewährt erfunden werden,
was ist es für ein selig Glück?
Wie weit steht alles Glück der Erden
nicht hinter diesen Ruhm zurück?
Wie wird sich hier der Christ erfreuen,
der elend hier, doch fromm geweint,
nennt einst ihn, vor der Engel Reihen,
des Himmels König seinen Freund.

O! dieses Glückes wert zu werden,
soll hier mein ganz Bestreben sein;
dem Himmel will ich hier auf Erden
schon alle meine Wünsche weihn.
Der Tugend will ich mich befleißen,
die mir mein Heiland vorgetan,
der mich so gerne Freund will heißen,
wenn er es nur mit Grunde kann.

Text Authorship:

  • by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)

Go to the general single-text view

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

2. Nachahmung der göttlichen Liebe
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Urquell der Liebe! Ew’ge Güte!
Zu dir erhebt sich mein Gemüte,
das deiner Wahrheit Strahl gerührt.
Sei ewiglich von uns gepriesen,
dass du uns gnädig unterwiesen
den Weg, der uns zum Leben führt!

Du bist die Güte selbst. Als Kinder
von dir, willst du, dass wir nicht minder
in unsrer Art die Güte sein.
Du schaffest um dich Seligkeiten,
wir sollen auch Glückseligkeiten
um uns auf unsre Brüder streun.

Auf dein allmächtig Wort: Es werde!
entstund der Himmel und die Erde,
von deiner Güte sind sie voll.
Du gabst der Sonne das Geschäfte,
dass sie durch deines Feuers Kräfte
uns leuchten und erwärmen soll.

Der Himmel muss der Erde dienen,
die Erde für die Tiere grünen,
die Tiere sind zu unserm Nutz.
Um deinen Endzweck zu erfüllen,
ist eines um des andern willen,
das Stärkre ist des Schwächern Schutz.

Noch mehr bemüht zu unserm Glücke,
hast du ein würdiger Geschicke
dem Geisterorden zugedacht.
Du gabst uns höhre Fähigkeiten,
uns zu dem höhren Glück zu leiten,
das uns die Tugend möglich macht.

Dadurch soll unsre Wohlfahrt blühen,
dass wir freiwillig uns bemühen,
der eine für des andern Wohl.
Du willst, dass jeder nicht sich leben,
nein! durch ein nützliches Bestreben
der Gott des andern werden soll.

Du senktest selbst den Trieb zur Güte
tief in das menschliche Gemüte
und machtest Wohltun uns zur Pflicht.
Wer nur für sich zu leben wählet,
der hat das echte Glück verfehlet
und findt die wahre Ruhe nicht.

Dich selbst beseelen nur die Triebe
der wahren Huld. Du selbst bist Liebe.
Dir selbst ist Wohltun Seligkeit.
Wer sich wie du dazu bemühet,
dass durch ihn andrer Wohlfahrt blühet,
der findet die Zufriedenheit.

Dein Sohn, als ihn die Menschenliebe,
den Himmel zu verlassen, triebe,
als er zu uns auf Erden kam,
als er entsagte allen Freuden,
und Not und Elend, Schmach und Leiden,
uns zu erlösen, übernahm;

Wurd er ein Beispiel deiner Güte,
von der sein göttliches Gemüte
in jeder Handlung Proben gab.
Sein nur der Huld geweihtes Leben,
am Kreuze für uns hinzugeben,
ließ sich der Menschenfreund herab.

Er ist das Haupt, wir sind die Glieder!
O! sollen wir für unsre Brüder
nicht tun, was er für uns getan?
Hinfort sei’s unser ganz Bestreben,
dem nur, der für uns starb, zu leben.
Wir nehmen ihn zum Führer an.

Wir sind für andre nur geboren.
Uns sei jeder Tag verloren,
wo wir für andre nichts getan.
Das sei allein, was wir begehren,
was andrer Wohlergehn vermehren,
was unserm Nächsten nutzen kann.

Text Authorship:

  • by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)

Go to the general single-text view

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

3. Ermunterung zur Buße
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Eile, Herr! mein Herz zu stärken,
mache meine Seele groß
und in allen meinen Werken
reiß mich von der Kleinmut los.
Reiche, wenn mich Sorgen kränken,
Gott, mir deine Vaterhand,
mache durch vernünftig Denken
mich mit dir und mir bekannt.

Frei von ängstlichen Gedanken,
will ich deiner Güte traun,
und, wenn alle Freunde wanken,
Gott, auf deine Vorsicht baun.
Standhaft will ich mich bequemen,
alles Elend dieser Welt
als ein Erbteil anzunehmen,
das auf meine Menschheit fällt.

Sind mir Schätze nicht beschieden,
mir, mein Gott, ist alles gleich,
mache du mich nur zufrieden,
Herr, so bin ich mehr als reich.
Schluckt nicht seinen Leckerbissen
mancher Großer zitternd ein?
Lass, lass ein ruhiges Gewissen
meiner Speise Würze sein.

Weit vom Übermut und Neide
halt, Herr, meinen Sinn entfernt,
weil er diese Laster beide
leicht zu seiner Marter lernt.
Leite mich zur wahren Ehre,
die den schönsten Vorteil zollt,
wenn ich durch die Taten lehre,
Klugheit habe sie gewollt.

Hilf, dass mir’s auch da gelinge,
wenn, o schweres Wort! der Tod,
als das Schrecklichste der Dinge,
mir mit der Verwesung droht!
Gott! bei dieser großen Handlung,
falle ja der Trost mir bei,
dass mein Tod nur die Verwandlung,
aber nicht mein Ende sei.

Text Authorship:

  • by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)

See other settings of this text.

Researcher for this page: Johann Winkler

4. Trostlied
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Mein Heiland nimmt die Sünder an!
Die unter ihrer Last der Sünden
Kein Mensch, kein Engel trösten kann,
Die nirgends Ruh und Rettung finden;
Den'n selbst die weite Welt zu klein,
Die sich und Gott ein Gräuel seyn,
Den'n Moses schon den Stab gebrochen
Und sie der Höllen zugesprochen,
Wird diese Freystatt aufgethan.
Mein Heiland nimmt die Sünder an!
 
Sein mehr als mütterliches Herz
Trieb ihn von seinem Thron auf Erden;
Ihn drang der Sünder Weh und Schmerz,
An ihrer statt ein Fluch zu werden.
Er senkte sich in ihre Noth,
Und schmeckte den verdienten Tod.
Nun, da er denn sein eigen Leben
Zur theuren Zahlung hingegeben,
Und seinem Vater gnuggethan.
So heißts: Er nimmt die Sünder an!
 
Nun ist sein aufgethaner Schooß
Ein sichres Schloß gejagter Seelen.
Er spricht sie von dem Urtheil los,
Und tilget bald ihr ängstlich Quälen.
Es wird ihr ganzes Sündenheer
Ins unergründlich tiefe Meer
Von seinem reinen Blut versenket;
Der Geist, der ihnen wird geschenket,
Schwingt über sie die Gnadenfahn'.
Mein Heiland nimmt die Sünder an!
 
So bringt er sie dem Vater hin
In seinen blutbefloßnen Armen;
Das neiget denn den Vatersinn
Zu lauter ewigem Erbarmen.
Er nimmt sie an an Kindesstatt;
Ja alles, was er ist und hat,
Wird ihnen eigen übergeben;
Und selbst die Thür zum ew'gen Leben
Wird ihnen fröhlich anfgethan.
Mein Heiland nimmt die Sünder an!
 
O solltest du sein Herze sehn,
Wie sichs nach armen Sündern sehnet,
So wohl wenn sie noch irre gehn,
Als wenn ihr Auge vor ihm thränet!
Wie streckt er sich nach Zöllnern aus!
Wie eilt er in Zachäi Haus!
Wie sanft stillt er der Magdalenen
Den milden Fluß erpreßter Thränen,
Und denkt nicht, was sie sonst gethan!
Mein Heiland nimmt die Sünder an.
 
Wie freundlich blickt er Petrum an,
Ob er gleich noch so tief gefallen!
Nun dieß hat er nicht nur gethan,
Da er auf Erden mußte wallen:
Nein! er ist immer einerley,
Gerecht und fromm und ewig treu;
Und wie er unter Schmach und Leiden,
So ist er auf dem Thron der Freuden
Den Sündern liebreich zugethan.
Mein Heiland nimmt die Sünder an!
 
So komme denn, wer Sünder heißt,
Und wen sein Sündengräu'l betrübet,
Zu dem, der keinen von sich weist,
Der sich gebeugt zu ihm begiebet.
Wie? willst du dir im Lichte stehn,
Und ohne Noth verloren gehn?
Willst du der Sünde länger dienen,
Da, dich zu retten, er erschienen?
O nein, verlaß die Sündenbahn.
Mein Heiland nimmt die Sünder an!
 
Komm nur mühselig und gebückt,
Komm nur, so gut du weißt zu kommen!
Wenn gleich die Last dich niederdrückt.
Du wirst auch kriechend angenommen.
Sieh, wie sein Herz dir offen steht.
Und wie er dir entgegengeht!
Wie lang' hat er mit vielem Flehen
Sich brünstig nach dir umgesehen!
So komm denn, armer Wurm, heran.
Mein Heiland nimmt die Sünder an!
 
Sprich nicht: Ich habs zu grob gemacht,
Ich hab die Güter seiner Gnaden
Zu lang' und schändlich umgebracht;
Er hat mich oft umsonst geladen.
Wofern du's nur jetzt redlich meynst
Und deinen Fall mit Ernst beweinst,
So soll ihm nichts die Hände binden,
Und du sollst noch Genade finden;
Er hilft, wenn sonst nichts helfen kann.
Mein Heiland nimmt die Sünder an!
 
Doch sprich auch nicht: Es ist noch Zeit,
Ich muß erst diese Lust genießen;
Gott wird ja eben nicht gleich heut
Die offne Gnadenpforte schließen.
Nein, weil er ruft, so höre du,
Und greif mit beyden Händen zu.
Wer seiner Seelen Heut' verträumet,
Der hat die Gnadenzeit versäumet;
Ihm wird hernach nicht aufgethan.
Heut komm! heut nimmt dich Jesus an.
 
Ja, zeuch uns selbsten recht zu dir,
Holdselig süßer Freund der Sünder;
Erfüll' mit sehnender Begier
Auch uns und alle Adamskinder.
Zeig uns bey unserm Seelenschmerz
Dein aufgespaltnes Liebesherz;
Und wenn wir unser Elend sehen,
So laß uns ja nicht stille stehen,
Bis daß ein jeder sagen kann:
Gott Lob, auch mich nimmt Jesus an.

Text Authorship:

  • by Leopold Franz Friedrich Lehr (1709 - 1744), "Die Sünderliebe Jesu", Luke 18.13.

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission

Note: J. Lang's song title comes from Luke 18.13

Note to stanza 9, line 3: According to the published poem the word "umgebracht" can sometimes be "durchgebracht."

Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]

5. Von der Majestät Gottes
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
O große Majestät, anbetenswürd’ges Wesen,
unendlich größrer Gott, als wir geschrieben lesen,
ach! flöße meiner ganzen Seele
ein ehrfurchtsvolles Schauern ein;
lass, wenn ich deinen Ruhm erzähle,
mich kleiner als ein Stäubgen sein.

Du bist ein selig Gut; du weißt von keinem Leide,
dein höchstes Wesen ist ein Meer vollkommner Freude.
Du konntst in süßer Stille schweben,
eh dich der Engel Schar geehrt.
Es ward dein höchstvergnügtes Leben
von keiner Einsamkeit gestört.

Dein Seligsein wuchs nicht durch Schöpfung dieser Erden.
Du konntst durch meinen Fall nicht unglückselig werden.
Doch lässt dein Sohn in solche Mühe
sich für mich schnöden Sünder ein,
dass er mich wieder zu dir ziehe,
als könntst du sonst nicht selig sein.

Du kannst mit größtem Recht allein gewaltig heißen,
dein Donner kann die Erd aus ihren Achsen reißen.
Es ist kein Ziel in deiner Stärke,
dein Wort trägt diese schwere Welt.
Das ist das kleinste deiner Werke,
was jeder für unmöglich hält.

Du bist der Herren Herr, den Erd und Himmel scheuet,
der denen Kön’gen selbst die teuren Kronen leihet.
Dich fürchten alle Majestäten,
dich betet jede Herrschaft an.
Du kannst so Leib als Seele töten,
das kein zerbrechlichs Zepter kann.

Du bist es, der allein Unsterblichkeit besitzet
und andre, wenn er will, vor Tod und Gruft beschützet.
Was die erschaffnen Geister haben,
das tragen sie von dir zum Lehn.
Du kannst sie in ihr Nichts begraben,
bleibst aber selber ewig stehn.

Ein unzugänglich Licht muss dir zur Wohnung dienen,
ein Glanz, der noch zu klar den lichten Seraphinen,
ein Blitz, der selbst die Engel blendet,
wenn er auf ihre Augen fällt,
von welchem sich ihr Antlitz wendet
und sich vor Scham verhüllet hält.

Welch sterblich Auge hat dein Wesen je geschauet?
Wer lebet, der es sich im Fleisch zu sehen trauet?
Du siehst zwar wie im hellen Morgen,
was Nacht und Abgrund in sich schleußt;
uns aber bleibst du wohl verborgen,
du unsichtbarer großer Geist.

Text Authorship:

  • by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)

Go to the general single-text view

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

6. Die Zufriedenheit in Gott
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Was ist’s, das mein vergnügt Gemüte
mit neuer Heiterkeit belebt
und durch ein wallendes Geblüte
den Geist der Fröhlichkeit erhebt?
Ich fühle über Gram und Kummer
auf einmal mich hinausgesetzt.
Mein Geist erwacht aus seinem Schlummer
und fühlt ein Feur, das ihn ergötzt.

Was sonst ihn konnte niederdrücken,
scheint jetzt ihm eine Kleinigkeit.
Er sieht auf das mit heitern Blicken,
was er sich sonst zu sehn gescheut.
Erhaben über mein Geschicke,
erheb ich mich, o Gott! zu dir
und stelle dem vergnügten Blicke
dich, meinen ew’gen Vater, für.

Was gleicht, o Vater! deiner Liebe?
Wie zärtlich ist dein göttlich Herz,
du fühlst des Mitleids zarte Triebe,
dich rührt der Reue banger Schmerz.
Du blickst mit gnädigem Erbarmen
den bußerfüllten Menschen an,
der bei dir immer offne Armen
zu seinem Schutze finden kann.

Wie selig ist es, dich erkennen
und deines Beifalls sicher sein!
Das Recht, sich, Gott, dein Kind zu nennen,
wie viele Freuden flößt es ein?
Was ist die Welt mit ihren Schätzen,
für den, der dich zum Vater hat?
Wie viel vergnügendes Ergötzen
erschafft der Seele deine Gnad?

Sie, deine heiligen Gesetze,
sind voller Huld und Billigkeit,
sie sind des Menschen größte Schätze;
sie üben, ist Glückseligkeit.
Sie sollen meine Führer bleiben
durch diesen finstern Aufenthalt.
Der Tugend will ich mich verschreiben,
solang mein Geist hienieden wallt.

Wie glücklich macht mich dies Entschließen?
Nie wird mich diese Wahl gereun;
das Laster liegt zu meinen Füßen,
nie soll mich seine Lust erfreun.
Zu groß für ein vergänglich Glücke,
verwirft mein Geist den Tand der Welt;
ich weiß ein seliger Geschicke,
das mir der Himmel aufbehält.

Text Authorship:

  • by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)

Go to the general single-text view

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

7. Der 27. Psalm
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Den alle Himmel Herrscher nennen,
der Herr, der ist mein Licht und Heil!
Wie sollt ich mich wohl fürchten können?
für wen, da er mein bestes Teil?
Ich will auf seine Güte bauen,
der Herr ist meines Lebens Kraft;
wie könnte mir für jemand grauen,
da mir sein Antlitz Hülfe schafft?

Drum, wenn die Bösen an mich wollen,
mich aufzureiben, werd ich sehn,
wie sie, statt meiner, selbsten sollen
anlaufen, fallen, schamrot stehn.
Wenn gleich ein Heer sich um mich legte,
so fürchtet sich mein Herz doch nicht;
wenn sich auch Krieg und Streit erregte,
der Herr ist meine Zuversicht.

Eins bitt ich nur, das er mir gäbe,
bloß dieses hätt ich herzlich gern,
dass ich möcht bleiben, weil ich lebe,
im Hause Gottes meines Herrn,
wo seine Kinder ihn verehren,
den schönen Gottesdienst zu sehn
und, um der Gottheit Lob zu mehren,
in ihren Tempel mitzugehn.

Denn er deckt mich in seiner Hütten
durch seinen Schutz zur bösen Zeit;
er bringt mich vor dem Unglückswüten
in sein Gezelt zur Sicherheit
und wird nun auch mein Haupt erhöhen
vor meine Feind, die um mich sind;
so werd ich fröhlich opfern gehen
in seine Hütten als sein Kind.

Hör meine Stimme, wenn ich schreie:
Herr! sei mir gnädig, höre mich!
Mit deiner Hülfe mich erfreue,
ich hoffe nur allein auf dich.
Drum segne wieder nach dem Fluchen,
mein Herze hält dir für dein Wort.
Du sprichst: Ihr sollt mein Antlitz suchen;
das such ich jetzt, o Gott, mein Hort!

Verstoße nicht dein Kind im Grimme,
verbirg dein Antlitz nicht vor mir.
Erhöre meines Flehens Stimme,
denn meine Hülfe steht bei dir.
Tu nicht von mir, mich zu betrüben,
die Hand jetzt ab, o Gott, mein Heil!
Verlassen mich gleich meine Lieben,
nimm du mich auf und sei mein Teil.

Herr, weise mir doch deine Wege
und leite mich auf rechter Bahn
und nimm dich mein auf meinem Stege
um meiner Feinde willen an.
Du wirst dein Wort an mir erfüllen,
du stehst den Unterdrückten bei;
drum gib mich nicht in ihren Willen,
sie tun mir Unrecht ohne Scheu!

Ich weiß, dass ich noch auf der Erde
im Lande der Lebendigen
das Gut des Herren sehen werde,
eh sich mein Lauf wird endigen.
Gott, dem ich einzig mich befehle,
sieht auf mein Leid und hilft mir gern.
Drum sei getrost, o meine Seele,
und unverzagt und harr des Herrn!

Text Authorship:

  • by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)

Go to the general single-text view

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

8. An Gott
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Erheb auf mich dein Angesicht
und lass mich deine Güte schmecken,
Gott, der mich schuf! Es mag auch Dunkel oder Licht
vor meinem Auge dich verdecken.

O Herr! Es mag ein Feuermeer
in tausend Strömen dich umgeben,
verkleide dich im Sturm und lasse rings umher
die Welt vor deinem Wetter beben.

Lass deinen Blick, voll Gottes Macht,
den Berg, die Felsen niederblitzen;
verhülle deine Stirn mit Zorn und lasse Nacht,
wo sonst der Tag regierte, sitzen.

Doch betet meine Liebe dich,
Gott Schöpfer! an, tief unter Waffen,
die dich umrauschen. Herr, zum Leben hast du mich,
und nicht zum Untergang, erschaffen!

Text Authorship:

  • by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)

Go to the general single-text view

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

9. Der 100. Psalm
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Ihr Völker, jauchzt mit hohem Schall
dem Gott der Götter überall!
Erscheint in seinem Heiligtum
mit eifersvollem Dank und Ruhm!

Der Herr ist Gott; nur er allein,
nicht wir, verlieh uns, was wir sein.
Wir sind sein Werk und eigen Gut,
die Schafe seiner Weid und Hut.

Erhebt, empfangt ihn allzugleich
und eilet in sein Gnadenreich!
Er öffnet seine Tore weit.
Da dringt hindurch mit Freudigkeit!

Unendlich groß ist seine Treu.
Sie scheint uns alle Tage neu,
und seine Huld und Gütigkeit
besteht durch aller Zeiten Zeit.

Text Authorship:

  • by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)

Go to the general single-text view

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

10. An Gott
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Wenn ich erwache, denk ich dein,
du Gott, der Tag und Nacht entscheidet
und in der Nacht mit Sonnenschein
den finstern Mond bekleidet.

Er leuchtet königlich daher
aus hoher ungemessner Ferne,
und ungezählt wie Sand am Meer
stehn um ihn her die Sterne.

Welch eine Pracht verbreitet sich!
Die Dunkelheit, geschmückt mit Lichte,
sieht auf uns nieder, nennet dich
mit Glanz im Angesichte.

Du Sonnenschöpfer, wie so groß
bist du im kleinsten Stern dort oben,
wie unaussprechlich namenlos!
Die Morgensterne loben

dich miteinander in ein Chor
geschlossen, wie zu jener Stunde,
da aus dem Chaos tief hervor
ein Wort aus deinem Munde

allmächtig diese Welten rief,
am Firmament herum gesetzet.
Du sprachst, das Rad der Dinge lief
und läuft noch unverletzet.

Noch voller Jugend glänzen sie,
da schon Jahrtausende vergangen!
Der Zeiten Wechsel raubet nie
das Licht von ihren Wangen.

Hier aber unter ihrem Blick
vergeht, verfliegt, veraltet alles.
Dem Thronenpomp, dem Kronenglück
droht eine Zeit des Falles!

Der Mensch verblüht wie prächtig Gras,
sein Ansehn wird der Zeit zum Raube.
Der Weise, der in Sternen las,
liegt schon gestreckt im Staube!

Ich lese, großer Schöpfer, dich
des Nachts in Büchern, aufgeschlagen
von deiner Hand. O lehre mich,
nach deinem Lichte fragen.

Sei meiner Seele Klarheit, du
Regierer der entstandnen Sterne,
und blicke meinem Herzen zu,
dass es dich kennenlerne!

Text Authorship:

  • by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)

Go to the general single-text view

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

11. Morgengesang
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Der junge Tag, zurückgekommen
mit neugeschaffnem Angesicht,
hat halb die Freundlichkeit des Gottes angenommen,
der ihn bekleidet mit Licht!

Du, Seele, bist nicht fortgerissen
aus mir durch irgendeine Macht;
o dem, auf dessen Wort die Himmel horchen müssen,
sei neues Opfer gebracht!

Er durfte sprechen, durfte winken,
so schlug der Todesengel mich;
so musst ich plötzlich hin in ew’gen Schlaf versinken,
und Lust bekleidete dich!

Er hieß mich leben, hieß dich bleiben,
dich, die vom Himmel niederfuhr;
sei Funken oder Hauch, ich kann dich nicht beschreiben,
empfinden kann ich dich nur!

Du denkst in mir, du kannst dich schwingen,
dem unsichtbaren Winde gleich,
in einem Augenblick dahin, wo Engel singen,
und singst mit ihnen zugleich!

Du übersteigest Mond und Sterne,
fliehst schnell zurück, du schweifst umher
wie Gottes Blitz und schwebst in ungemessner Ferne
hoch über Hügel und Meer!

Du drängest dich durch dicke Mauren,
du achtest feste Schlösser nichts;
ich fühl es, dass du strebst, der Gottheit gleich zu dauren,
zu trinken Ströme des Lichts.

Dein namenloser Geiz begehret
mehr, als die Welt zu geben weiß;
von Wollust oder Gold und Ehre nicht genähret,
bleibt stets dein Hunger noch heiß,

Bis du zum Seraph wirst erhoben,
o fühle deine Würde ganz.
Unsterbliche! dir gab der, den die Sterne loben,
ein Teil vom himmlischen Glanz.

Text Authorship:

  • by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)

Go to the general single-text view

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

12. Der 88. Psalm
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Mein Heiland, meine Zuversicht,
mein Gott, vor dem ich ganze Tage
und ganze Nächte kämpf und zage,
verschmäh doch meine Tränen nicht
und lass dir mein Geschrei und Ringen
nun einst zu Ohr und Herze dringen.

Der Schmerzen Wut erschöpfet mich.
Wohin ich mich nur wind und wende,
bedrohet mich ein nahes Ende.
Ich schleppe matt und jämmerlich
von mir bald nur die dürre Leiche,
bis meine Seele gar entweiche.

Ich bin von aller Welt verbannt
und wie ein Toter abgeschieden,
als wär ich außer deinem Frieden
und schon verdammt durch deine Hand,
gleich einer Gräuellast der Erden
gerichtet und vertilgt zu werden.

Ich bin in höllenbange Nacht
und in den Abgrund aller Plagen
von dir, erzürnter Gott! verschlagen.
Es rast und schüttet deine Macht
des strengsten Eifers Blitz und Flammen
und Fluten über mich zusammen.

Du setzest mich zum Scheusal aus,
dass mich in meinen Ängst und Mühen
die Freunde mit Entsetzen fliehen.
Ich bin schon in des Grabes Haus
und ohne Rückweg zu dem Leben
mit Todesbanden rings umgeben.

Mein Aug erstirbt vor langer Pein.
Vergeblich such ich dein Erbarmen
mit immer ausgestreckten Armen.
Soll ich erst Staub und Asche sein
und aus dem Moder auferstehen,
um deine Taten zu erhöhen?

Wie sollte wohl mein Dankgesang
die Huld und Stärke meines Helden
in Fäulnis und Zerstörung melden?
Wie sollte wohl mein Untergang,
o Vater! deine Treu bewähren
und deiner Gnaden Ruhm erklären?

Wer wird in jener Dunkelheit,
darin wir unser selbst vergessen,
die Wunder deines Heils ermessen?
Ich schrei zu dir bei früher Zeit,
dass mir dein Trost noch Kraft erteile,
eh das Verderben mich ereile.

Wenn endlich blickest du mich an?
Wie lang versäumst du meine Seele,
da ich mich müd und einsam quäle?
Ich muss, so lang ich denken kann,
o Höchster! deine Lasten tragen
und mich mit der Verzweiflung schlagen.

Dein Grimm, der keine Stunde ruht,
erschüttert mich mit Schreck und Qualen
und reibt mich auf mit seinen Strahlen.
Ich bin von deiner Wetterflut,
die ringsumher auf mich gedrungen,
wie von der hohen See verschlungen.

Da kennt mich kein Erbarmer nicht.
Du fleuchst und hast auch meine Lieben
durch dein Gerichte weit vertrieben.
Auch die verleugnen ihre Pflicht
und haben sich von mir verloren,
die mir doch ew’ge Treu geschworen.

Text Authorship:

  • by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)

Go to the general single-text view

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
Total word count: 3527
Gentle Reminder

This website began in 1995 as a personal project by Emily Ezust, who has been working on it full-time without a salary since 2008. Our research has never had any government or institutional funding, so if you found the information here useful, please consider making a donation. Your help is greatly appreciated!
–Emily Ezust, Founder

Donate

We use cookies for internal analytics and to earn much-needed advertising revenue. (Did you know you can help support us by turning off ad-blockers?) To learn more, see our Privacy Policy. To learn how to opt out of cookies, please visit this site.

I acknowledge the use of cookies

Contact
Copyright
Privacy

Copyright © 2025 The LiederNet Archive

Site redesign by Shawn Thuris