by Johann Nepomuk Vogl (1802 - 1866)
Der alte Schiffsherr
Language: German (Deutsch)
Ist der alte Schiffsherr endlich heimgekehrt von letzter Fahrt, will nun scheiden, will die See für immer meiden, leben nach des Landmanns Art. Und es steht auf schönen Fluren ihm ein blankes Haus gar bald, Obst und Trauben reifen ihm in duft'gen Lauben und zur Lust ruft Feld und Wald. So in einem ird'schen Eden weilt er nun van Lust erfüllt, ohn' Ermatten, froh geschäftig und kein Schaffen hat ihm noch die Stirn' umhüllt. Sieh, da schwingen weisse Möven ihre Flügel über seines Giebels Saum. Ihre Flügel, meerwärts über Berg und Hügel, segeln durch der Lüfte Raum. Fast erschrocken schaut sein Auge ihnen nach auf wirrem Flug. Da gesellet auch sein Herz, das wonnig schwellet, unvermerkt sich zu dem Zug. Und vor seinem Innern tauchet plötzlich wieder auf das Meer, ach! die Wellen sieht er wieder schäumen, schwellen, endlos, goldbesäumt und hehr! Sieht die weissen Segel wieder Schwänen gleich, die See entlang, bunte Flaggen lustig durch die Lüfte ragen, hört der Schiffer frohen Sang! Und wie Heimweh fasst's den Alten, nicht erträgt er solchen Drang.- Feld und Garten mag er nun nicht länger warten, und im Hause wird ihm bang. Bald am Meere steht er wieder, breitet weit die Arme aus: Seid, ihr Fluten, mir gegrüsse mit Liebesgluten, nur bei euch bin ich zu Haus! Und ein Schiff besteigt er schnelle, das soeben stösst vom Strand, selig, heiter zieht er mit den Schiffern weiter, und mag nimmer heim an's Land!
Authorship:
- by Johann Nepomuk Vogl (1802 - 1866) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Carl Loewe (1796 - 1869), "Der alte Schiffsherr", op. 125 no. 3 (1856) [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: John H. Campbell
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