by Andreas Gryphius, né Greif (1616 - 1664)
Die Herrlichkeit der Erden
Language: German (Deutsch)
Available translation(s): ENG
Die Herrlichkeit der Erden muß Staub und Asche werden, und nichts bleibt ewig stehn: das, was uns hier ergötzet; was man für ewig schätzet, wird als ein leichter Traum vergehn. Was sind doch alle Sachen, die uns so trotzig machen, als Tand und Eitelkeit? was ist der Menschen Leben? stets mit Gefahr umgeben, währt es nur eine kurze Zeit. Was hilft uns unser Wissen? wird's, wenn wir sterben müssen, ein großerVorzug seyn? was hilft uns Macht und Ehre, so glänzend sie auch wäre? kann sie uns wohl alsdann erfreu'n? Der Ruhm, nach dem wir trachten, den wir unsterblich achten, ist nur ein falscher Wahn; so bald der Geist gewichen, und unser Leib verblichen, fragt keiner, was wir hier gethan. Wie bald wird das zerrinnen, was wir mit Müh gewinnen, was unser Fleiß erwirbt? Kann wohl, was wir besitzen, uns vor dem Tode schützen? und stirbt nicht alles, wenn man stirbt? Was sind des Lebens Freuden? wie bald folgt Angst und Leiden, und Reu auf den Genuß? was ists, womit wir prangen? wo wirst du Ehr erlangen, die nicht zuletzt verschwinden muß? Was sind selbst alle Thronen? giebt es wohl ird'sche Kronen, die unverwelklich blüh'n? kann, vor des Grabes Schrecken, der Purpur dich bedecken? die Krone dich dem Tod' entzieh'n? Wie, wenn die Sonn' aufgehet, die Rose blühend stehet in ihrer schönsten Zier, und doch verwelkt sich beuget, eh' sich der Abend zeiget: so blühen und verwelken wir. Froh wachsen wir auf Erden und hoffen, groß zu werden, von Schmerz und Sorgen frey: doch in den schönsten Tagen, noch eh' wir Früchte tragen, bricht uns des Todes Sturm entzwey. Wir rechnen Jahr' auf Jahre; inzwischen wird die Bahre vor unser Haus gebracht. Man scheidet von den Seinen, die hülflos uns beweinen, und uns bedeckt des Grabes Nacht. Dieß laßt uns wohlbedenken, und uns zum Himmel lenken, weil er uns offen steht. Wer dahin will gelangen, darf an der Welt nicht hangen, die einst mit ihrer Lust vergeht.
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Confirmed with Neues Gesangbuch zur öffentlichen Erbauung und Privatandacht, Nürnberg: im Verlag der Joh. Andrea Endterischen Handlung, 1791, page 260.
See also this variant of the eighth stanza: Wie, wenn die Sonn' aufgehet.
Authorship:
- by Andreas Gryphius, né Greif (1616 - 1664), no title [author's text checked 1 time against a primary source]
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