by Johann Nepomuk Vogl (1802 - 1866)
Das blutende Herz
Language: German (Deutsch)
»Und Hast du verwundet mein Herz so tief, Du rosig aufblühende Maid, So heil' mir's auch wieder, doch thu' es bald, Sonst bricht es vor innerem Leid.« Die Maid aber schüttelt ihr lockichtes Haupt Und lächelt: »du thörichter Knab', Wie sollt' ich erfüllen die Wünsche dir Da ich längst meinen Treuen schon hab'.« »Und hast du zu Scherz oder Kurzweil nur Verwundet das Herze mein, So mög' es doch nie und nimmermehr Deinem Herzen vergolten seyn!« Mit dem blutenden Herzen eilt d'rauf der Knab' Und mit weinenden Augen hinaus, Und wandelt die Straße wohl auf und ab Bis er kommt zu des Arzten Haus. Und wie er nun kommt zu des Arzten Haus So tritt er zum Alten hinein Und spricht: »O heilt mir mein blutendes Herz, Nicht länger ertrag' ich die Pein.« Der Arzt aber schüttelt sein schneeweißes Haupt Und spricht: »Du armer Knab', So viel ich auch Mittel, für dieß allein Kein einziges Mittel ich hab'.« Und wieder wandelt der Knabe fort, Im Innern so düster und graus, Er wandelt die Straßen wohl auf und ab, Bis er kommt zu dem Friedhof hinaus. Und wie er d'raußen am Friedhof steht Da gräbt just der Gräber ein Grab, »Kannst du mir nicht heilen mein blutendes Herz, O Gräber?« so frägt ihn der Knab'. Der Gräber, trüb lächelnd, nickt d'rauf mit den, Haupt, Und spricht: » Tritt immer herein, Ich leg' nur ein paar Schaufel Erde d'rauf, Da wird dir geholfen wohl seyn.«
Text Authorship:
- by Johann Nepomuk Vogl (1802 - 1866), "Das blutende Herz" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Walter von Goethe (1817 - 1885), "Das blutende Herz" [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2011-02-08
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