by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Das Wiedersehn
Language: German (Deutsch)
Er: Süße Freundin, noch Einen, nur Einen Kuß noch gewähre Diesen Lippen! Warum bist du heute so karg? Gestern blühte wie heute der Baum, wir wechselten Küsse Tausendfältig; dem Schwarm Bienen verglichst du sie ja, Wie sie den Blüten sich nahn und saugen, schweben und wieder Saugen, und lieblicher Ton süßen Genusses erschallt. Alle noch üben das holde Geschäft. Und wäre der Frühling Uns vorübergeflohn, eh sich die Blüte zerstreut? Sie: Träume, lieblicher Freund, nur immer! rede von gestern! Gerne hör ich dich an, drücke dich redlich ans Herz. Gestern, sagst du?-Es war, ich weiß, ein köstliches Gestern; Worte verklangen im Wort, Küsse verdrängten den Kuß. Schmerzlich wars, zu scheiden am Abende, traurig die lange Nacht von gestern auf heut, die den Getrennten gebot. Doch der Morgen kehret zurück. Ach! daß mir indessen Zehnmal, leider! der Baum Blüten und Früchte gebracht!
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Das Wiedersehn" [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Johann Friedrich Reichardt (1752 - 1814), "Das Wiedersehn", published 1811. [text not verified]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2004-12-19
Line count: 18
Word count: 139