by Christian Felix Weisse (1726 - 1804)
Eitle Schönheit
Language: German (Deutsch)
Bruder: O! ich bin doch ein schöner Knabe! Ja, ja, das ist gewiss! Der Spiegel, den ich vor mir habe sagt augenscheinlich dies. Wie sanft ist mein Gesicht! wie rund! Die blauen Augen schmachten! Und dieser kleine rote Mund ist auch nicht zu verachten. Sobald ich freundlich lächle, prangen die Zähn' als Elfenbein, auf ros- und lilienvollen Wangen drückt sich ein Grübchen ein. Und ach! das güld'ne Haar; so soll ein Paar der schönsten Knaben (sie hießen Bacchus und Apoll) sie einst getragen haben. Schwester: Mein Lieber Bruder, vor dem Jahre War ich wie du so schön: Was hatt' ich da für schwarze Haare? Du hast sie noch gesehn. Da lobte jedes dies Gesicht Bewundernd um die Wette, Und schwur, es sey kein Mädchen nicht So schön als Henriette. Allein die Schönheit ist vergangen! Da kam der Blattern Wuth, Zerriss mir diese glatten Wangen, Löscht' aus der Augen Gluth. Doch glaube nicht, das mich's verdießt: Nein; es hat mich gelehret, Daß das nur wahre Schönheit ist, was keine Zeit zerstöret.
Authorship:
- by Christian Felix Weisse (1726 - 1804) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Johann Adam Hiller (1728 - 1804), "Eitle Schönheit", published 1769 [ voice and piano or harpsichord ], from Lieder für Kinder, no. 30, Leipzig: Weidmanns Erben und Reich [sung text checked 1 time]
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Bertram Kottmann , Johann Winkler
This text was added to the website: 2020-04-07
Line count: 34
Word count: 170