by Christian Felix Weisse (1726 - 1804)
Der Winter
Language: German (Deutsch)
Das schöne Jahr ist nunmehr fort, erstarrt und traurig steh'n die Triften; es stürmt ein ungestümer Nord herab aus schwer belad'nen Lüften. Die Erd' ist eisern; was da lebt, sucht vor der Kälte Schutz und bebt. Wohl mir bei dieser rauhen Zeit! Ich darf vor keiner Kälte beben; mich schützt mein Dach, mich wärmt mein Kleid, und Brot und Wein erfreu'n mein Leben. Auf weichen Betten schließt die Ruh' mein Aug' in süßen Träumen zu. Doch weh dem Armen, dem anitzt das Glück die Notdurft selbst versaget, den weder Kleid noch Dach beschützt, der dreist zu betteln sich nicht waget, den Krankheit hin aufs Lager streckt, und keine sanfte Feder deckt. Auf! auf! mein unempfindlich Herz, mit Hülf' ihm liebreich zuzueilen! Fühl' seine Notdurft, seinen Schmerz, um mit ihm, was du hast, zu teilen! Wer seiner Brüder Not vergisst, verdient nicht, dass er glücklich ist.
Authorship:
- by Christian Felix Weisse (1726 - 1804) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Johann Adam Hiller (1728 - 1804), "Der Winter", published 1769 [ voice and piano or harpsichord ], from Lieder für Kinder, no. 55, Leipzig: Weidmanns Erben und Reich [sung text checked 1 time]
Research team for this page: Bertram Kottmann , Johann Winkler
This text was added to the website: 2020-04-07
Line count: 24
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