by Eduard Mörike (1804 - 1875)
Abreise
Language: German (Deutsch)
Our translations: FRE
Fertig schon zur Abfahrt steht der Wagen, Und das Posthorn bläst zum letzten Male. Sagt, wo bleibt der vierte Mann so lange? Ruft ihn, soll er nicht dahinten bleiben! - Indes fällt ein rascher Sommerregen; Eh man hundert zählt, ist er vorüber; Fast zu kurz, den heißen Staub zu löschen; Doch auch diese Letzung ist willkommen. Kühlung füllt und Wohlgeruch den weiten Platz und an den Häusern ringsum öffnet Sich ein Blumenfenster um das andre. Endlich kommt der junge Mann. Geschwinde! Eingestiegen! - Und fort rollt der Wagen. Aber sehet, auf dem nassen Pflaster Vor dem Posthaus, wo er stillgehalten, Lässt er einen trocknen Fleck zurücke, Lang und breit, sogar die Räder sieht man Angezeigt und wo die Pferde standen. Aber dort in jenem hübschen Hause, Drin der Jüngling sich so lang verweilte, Steht ein Mädchen hinterm Fensterladen, Blicket auf die weiß gelassne Stelle, Hält ihr Tüchlein vors Gesicht und weinet. Mag es ihr so ernst sein? Ohne Zweifel; Doch der Jammer wird nicht lange währen: Mädchenaugen, wisst ihr, trocknen hurtig, Und eh auf dem Markt die Steine wieder Alle hell geworden von der Sonne, Könnet ihr den Wildfang lachen hören.
Text Authorship:
- by Eduard Mörike (1804 - 1875), "Abreise" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Manfred Schlenker (1926 - 2023 ), "Abreise", published 2005 [ chorus ], from Drei romantische Chorballaden, no. 3 [sung text not yet checked]
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Départ", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2007-07-03
Line count: 29
Word count: 189