Gestern, Brüder, könnt ihrs glauben?
Gestern bei dem Saft der Trauben,
(Stellt euch mein Erschrecken für!)
Gestern kam der Tod zu mir.1

Drohend schwang er seine Hippe,
Drohend sprach das Furchtgerippe:
Fort von hier, du Bacchusknecht!
Fort, du hast genug gezecht!1

Lieber Tod, sprach ich mit Tränen,
Solltest du nach mir dich sehnen?
Sieh, da stehet Wein für dich!
Lieber Tod, verschone mich!1

Lächelnd griff er nach dem Glase;
Lächelnd trank ers auf der Base,
Auf der Pest Gesundheit leer;
Lächelnd setzt ers wieder her.1

Fröhlich glaubt ich mich befreiet,
Als er schnell sein Drohn erneuet.
Narr, für einen Tropfen Wein
Denkst du meiner los zu sein?1

Tod, bat ich, ich möcht auf Erden
Gern ein Mediziner werden.
Laß mich: ich verspreche dir
Meine Kranken halb dafür.1

Gut, wenn das ist, magst du leben:
Sprach er. Nur sei mir ergeben!
Lebe, bis du satt geküßt,
Und des Trinkens müde bist.1

O wie schön klingt das den Ohren;
Tod, du hast mich neu geboren.
Dieses Glas voll Rebensaft,
Tod, auf gute Brüderschaft!1

Ewig muß ich also leben!
Ewig! denn beim Gott der Reben,
Ewig soll mich Lieb und Wein,
Ewig Wein und Lieb erfreun.1