by Carl Spitteler (1845 - 1924)
Eine Unbekanntschaft
Language: German (Deutsch)
I Der Denker rechnet wohl einmal Mit einer unbekannten Zahl, Die er, ob gänzlich unbestimmt, Fortschiebend durch die Gleichung nimmt. 's ist keine Ziffer, aber zählt, Nimm sie von hinnen: und sie fehlt. Ob spröde der verborgne Sinn, Sie bleibt des Denkens Königin. Und schließlich muß das Fragezeichen Ihm Antwort und Vollendung reichen. So halt ich heilig ein Gesicht. Den edlen Namen weiß ich nicht. Seh ichs mit Augen nimmermehr, Im Herzen schieb ichs hin und her. Und bei dem Hin- und Wiederschieben Wird mir, ich dürfs ein wenig lieben. Mit Liebe läßts ein Wicht bewenden, Ich will, es soll mir was vollenden. II Wer weiß in welchen See ein Tröpfchen mündet? In welches Fensterlein die Sonne zündet? Ein fernes Himmelsfeuer blinkt als Stern; Wie fremd und hoch es sei, man winkt ihm gern. Zwei Mandelaugen gingen einst auf Reisen, Der Welt des Weibes Hoheit zu beweisen. Die Botschaft mochten andre auch vernehmen, Doch mir gelangs, mich dran emporzuschämen.
O. Schoeck sets stanzas 1-2
Authorship:
- by Carl Spitteler (1845 - 1924), "Eine Unbekanntschaft", appears in Glockenlieder -- Gedichte, first published 1921 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Othmar Schoeck (1886 - 1957), "Eine Unbekanntschaft", op. 24a no. 10 (1910), stanzas 1-2 [ voice and piano ], from Lieder nach Gedichten von Lenau, Hebbel, Dehmel und Spitteler, no. 10 [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2007-11-20
Line count: 28
Word count: 159