by Hermann von Gilm zu Rosenegg (1812 - 1864)
Das kranke Kind
Language: German (Deutsch)
Der Vater ist seit Jahren blind - blind sein, ist mehr als sterben! Die Mutter hat ein krankes Kind und kann nicht viel erwerben. Die Stube war noch nie so warm, obgleich das Fenster offen, seitdem des Winters harter Arm die Erde hat getroffen. Die Sonne küßt das bleiche Kind zum erstenmal im Jahre; es spielt ein weicher, warmer Wind mit seinem feuchten Haare. Und wie sein Blick am Himmel hängt, als möcht's dahin entfliehen, im Wangengrübchen langsam fängt ein Röslein an zu blühen. Und - süßes Wunder! - plötzlich, als sei alles Leid zu Ende, schlingt lächelnd um der Mutter Hals es seine beiden Hände. Die Mutter weiß vor Freud' nicht Rat, bricht aus in lautes Weinen, - Das war des Frühlings erste Tat und keine von den kleinen.
Authorship:
- by Hermann von Gilm zu Rosenegg (1812 - 1864) [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Hans Fleischer (1896 - 1981), "Das kranke Kind", op. 96 (6 Lieder für mittlere Singstimme und Klavier) no. 5 (1933) [ medium voice and piano ] [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2008-02-07
Line count: 24
Word count: 130