by Wilhelm Müller (1794 - 1827)
Vor ihrem Fenster
Language: German (Deutsch)
Wie freut es mich, in dunkeln Abendstunden Vor deinem hellen Fenster still zu stehn! Den Vorhang find' ich hoch hinaufgewunden, Frei darf mein Blick in seinen Himmel sehn. Die Blumen, die sich an die Rahmen schmiegen, Umschlingen mir dein Bild mit ihrem Kranz, Und meines Odems Hauche überfliegen Mit trübem Nebelduft der Scheiben Glanz. Da sitzest du, so still und unbefangen, Das schöne Haupt gestützt auf deinen Arm, Und ich bin dir so nah mit Lust und Bangen, Mit meiner Wünsche ungestümem Schwarm. Du schauest her: es wissen deine Augen Vom süßen Zauber ihrer Blicke nicht, Wie meine sich aus ihnen trunken saugen, Und hell erglühen nur von ihrem Licht. Du ahnest nicht, wie sich mein ganzes Leben Gleich einem Mond um deine Sonne dreht, Der bald sich will auf stolzen Strahlen heben, Bald tief gebeugt in Thränen untergeht. Still, still, mein Herz! Was meint dein wildes Schlagen? Schau' über dich, der Himmel ist nicht fern; Und Flammen, die aus Sternen fallen, tragen Der Menschen Seufzer vor den Thron des Herrn.
Text Authorship:
- by Wilhelm Müller (1794 - 1827), appears in Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten 1, in Johannes und Esther. Im Frühling zu lesen [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Friedrich Theodor Fröhlich (1803 - 1836), "Vor ihrem Fenster", 1826 [ voice and piano ], from Johannes und Esther, no. 6, confirmed with a CD booklet [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]
This text was added to the website: 2025-10-16
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