by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843)
Der Gott der Jugend
Language: German (Deutsch)
Gehn dir im Dämmerlichte, Wenn in der Sommernacht Für selige Gesichte Dein liebend Auge wacht, Noch oft der Freunde Manen Und, wie der Sterne Chor, Die Geister der Titanen Des Altertums empor, Wird da, wo sich im Schönen Das Göttliche verhüllt, Noch oft das tiefe Sehnen Der Liebe dir gestillt, Belohnt des Herzens Mühen Der Ruhe Vorgefühl, Und tönt von Melodien Der Seele Saitenspiel; So such im stillsten Tale Den blütenreichsten Hain, Und gieß aus goldner Schale Den frohen Opferwein! Noch lächelt unveraltet Des Herzens Frühling dir, Der Gott der Jugend waltet Noch über dir und mir. Wie unter Tiburs Bäumen, Wenn da der Dichter saß, Und unter Götterträumen Der Jahre Flucht vergaß, Wenn ihn die Ulme kühlte, Und wenn sie stolz und froh Um Silberblüten spielte, Die Flut des Anio; Und wie um Platons Hallen, Wenn durch der Haine Grün, Begrüßt von Nachtigallen, Der Stern der Liebe schien, Wenn alle Lüfte schliefen, Und, sanft bewegt vom Schwan, Cephissus durch Oliven Und Myrtensträuche rann; So schön ist's noch hienieden! Auch unser Herz erfuhr Das Leben und den Frieden Der freundlichen Natur; Noch blüht des Himmels Schöne, Noch mischen brüderlich In unsers Herzens Töne Des Frühlings Laute sich. Drum such im stillsten Tale Den düftereichsten Hain, Und gieß aus goldner Schale Den frohen Opferwein, Noch lächelt unveraltet Das Bild der Erde dir, Der Gott der Jugend waltet Noch über dir und mir.
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Der Gott der Jugend" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Josef Matthias Hauer (1883 - 1959), "Der Gott der Jugend", op. 32 (Sieben Lieder) no. 3 (1924) [ medium voice and piano ] [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2009-02-11
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