by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Eine Stunde vom Rande des Tages
Language: German (Deutsch)
Eine Stunde vom Rande des Tages, und das Land ist zu allem bereit. Was du sehnst, meine Seele, sag es: Sei Heide und, Heide, sei weit. Habe alte, alte Kurgane, wachsend und kaum erkannt, wenn es Mond wird über das plane, langvergangene Land. Gestalte dich, Stille. Gestalte die Dinge (es ist ihre Kindheit, sie werden dir willig sein). Sei Heide, sei Heide, sei Heide, dann kommt vielleicht auch der Alte, den ich kaum von der Nacht unterscheide, und bringt seine riesige Blindheit in mein horchendes Haus herein. Ich seh ihn sitzen und sinnen, nicht über mich hinaus; für ihn ist alles innen, Himmel und Heide und Haus. Nur die Lieder sind ihm verloren, die er nie mehr beginnt; aus vielen tausend Ohren trank sie die Zeit und der Wind; aus den Ohren der Toren.
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Das Stunden-buch, Insel-Verlag, 1920, p.47
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 66 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Eugenia Manolides (b. 1975), "Eine Stunde vom Rande des Tages", 2001-2002 [ soprano, tenor and orchestra ], from Rilke-Lieder [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
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