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by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)

Lynceus, der Helena seine Schätze...
Language: German (Deutsch) 
Du siehst mich, Königin, zurück.
Der Reiche bettelt einen Blick,
er sieht dich an, und fühlt sogleich
sich bettelarm und fürstenreich!

Was war ich erst? was bin ich nun?
was ist zu wollen? was zu tun?
was hilft der Augen schärfster Blitz?
er prallt zurück an deinem Sitz.

Von Osten kamen wir heran,
und um den Westen war's getan;
ein lang und breites Volksgewicht,
der erste wußte vom letzten nicht.

Der erste fiel, der zweite stand,
des dritten Lanze war zur Hand,
ein jeder hundertfach gestärkt,
Erschlagne, Tausend unbemerkt.

Wir drängten fort, wir stürmten fort,
wir waren Herrn von Ort zu Ort,
und wo ich herrisch heut befahl,
ein andrer morgen raubt' und stahl.

Wir schauten, eilig war die Schau;
der griff die allerschönste Frau,
der griff den Stier von festem Tritt,
die Pferde mußten alle mit.

Ich aber liebte zu erspäh'n
das Seltenste, was man gesehn,
und was ein andrer auch besaß,
das war für mich gedörrtes Gras.

Den Schätzen war ich auf der Spur,
den scharfen Blicken folgt' ich nur,
in alle Taschen blickt' ich ein,
durchsichtig war mir jeder Schrein.

Und Haufen Goldes waren mein,
am herrlichsten der Edelstein;
nun der Smaragd allein verdient,
daß er an deinem Herzen grünt.

Nun schwanke zwischen Ohr und Mund
das Tropfeney aus Meeresgrund;
Rubinen werden gar verscheucht,
das Wangenrot sie niederbleicht.

Und so den allergrößten Schatz
versetz' ich hier auf deinen Platz,
zu deinen Füßen sei gebracht
die Ernte mancher blut'gen Schlacht.

So viele Kisten schlepp' ich her,
der Eisenkisten hab' ich mehr;
erlaube mich auf deiner Bahn,
und Schatzgewölbe füll' ich an.

Denn du bestiegest kaum den Thron,
so neigen schon, so beugen schon
Verstand und Reich, tum und Gewalt
sich vor der einzigen Gestalt.

Das alles hielt ich fest und mein,
nun aber lose, wird es dein,
ich glaubt' es würdig, hoch und baar,
nun seh' ich, daß es nichtig war.

Verschwunden ist, was ich besaß,
ein abgemähtes, welkes Gras.
O gib mit einem heitern Blick
ihm seinen ganzen Wert zurück!

Text Authorship:

  • by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), appears in Faust, in Der Tragödie zweiter Teil (Part II) [author's text not yet checked against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by Carl Loewe (1796 - 1869), "Lynceus, der Helena seine Schätze darbietend", op. 9, Heft 8 no. 2 (1833), published 1834, from Faust part 2: Drei Lieder des Turmwächter Lynceus, no. 2 [sung text checked 1 time]

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

This text was added to the website between May 1995 and September 2003.
Line count: 60
Word count: 333

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This website began in 1995 as a personal project by Emily Ezust, who has been working on it full-time without a salary since 2008. Our research has never had any government or institutional funding, so if you found the information here useful, please consider making a donation. Your help is greatly appreciated!
–Emily Ezust, Founder

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