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by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)

Rechenschaft
Language: German (Deutsch) 
Der Meister:
 Frisch! der Wein soll reichlich fließen!
 Nichts Verdrießlichs weh uns an!
 Sage, willst du mitgenießen,
 Hast du deine Pflicht getan?
 
Einer:
 Zwei recht gute junge Leute
 Liebten sich nur gar zu sehr;
 Gestern zärtlich, wütend heute,
 Morgen wär es noch viel mehr;
 Senkte sie hier das Genicke,
 Dort zerrauft' er sich das Haar;
 Alles bracht ich ins Geschicke,
 Und sie sind ein glücklich Paar.
 
Chor:
 Sollst uns nicht nach Weine lechzen!
 Gleich das volle Glas heran!
 Denn das Ächzen und das Krächzen
 Hast du heut schon abgetan.
 
Einer:
 Warum weinst du, junge Waise?
 "Gott! ich wünschte mir das Grab;
 Denn mein Vormund, leise, leise,
 Bringt mich an den Bettelstab."
 Und ich kannte das Gelichter,
 Zog den Schächer vor Gericht,
 Streng und brav sind unsre Richter,
 Und das Mädchen bettelt nicht.
 
Chor:
 Sollst uns nicht nach Weine lechzen!
 Gleich das volle Glas heran!
 Denn das Ächzen und das Krächzen
 Hast du heut schon abgetan.

Einer:
 Einem armen kleinen Kegel,
 Der sich nicht besonders regt,
 Hat ein ungeheurer Flegel
 Heute grob sich aufgelegt.
 Und ich fühlte mich ein Mannsen,
 Ich gedachte meiner Pflicht,
 Und ich hieb dem langen Hansen
 Gleich die Schmarre durchs Gesicht.
 
Chor:
 Sollst uns nicht nach Weine lechzen!
 Gleich das volle Glas heran!
 Denn das Ächzen und das Krächzen
 Hast du heut schon abgetan.
 
Einer:
 Wenig hab ich nur zu sagen:
 Denn ich habe nichts getan.
 Ohne Sorgen, ohne Plagen
 Nahm ich mich der Wirtschaft an;
 Doch ich habe nichts vergessen,
 Ich gedachte meiner Pflicht:
 Alle wollten sie zu essen,
 Und an Essen fehlt' es nicht.
 
Chor:
 Sollst uns nicht nach Weine lechzen!
 Gleich das volle Glas heran!
 Denn das Ächzen und das Krächzen
 Hast du heut schon abgetan.
 
Einer:
 Einer wollte mich erneuen,
 Macht' es schlecht: verzeih mir Gott!
 Achselzucken; Kämmereien!
 Und er hieß ein Patriot.
 Ich verfluchte das Gewäsche,
 Rannte meinen alten Lauf.
 Narre! wenn es brennt, so lösche,
 Hat's gebrannt, bau wieder auf!

Chor:
 Sollst uns nicht nach Weine lechzen!
 Gleich das volle Glas heran!
 Denn das Ächzen und das Krächzen
 Hast du heut schon abgetan.

Meister:
 Jeder möge so verkünden,
 Was ihm heute wohlgelang!
 Das ist erst das rechte Zünden,
 Daß entbrenne der Gesang.
 Keinen Druckser hier zu leiden
 Sei ein ewiges Mandat!
 Nur die Lumpe sind bescheiden,
 Brave freuen sich der Tat.
 
Chor:
 Sollst uns nicht nach Weine lechzen!
 Gleich das volle Glas heran!
 Denn das Ächzen und das Krächzen
 Haben wir nun abgetan.
 
Drei Stimmen:
 Heiter trete jeder Sänger,
 Hochwillkommen, in den Saal:
 Denn nur mit dem Grillenfänger
 Halten wir's nicht liberal;
 Fürchten hinter diesen Launen,
 Diesem ausstaffierten Schmerz,
 Diesen trüben Augenbraunen
 Leerheit oder schlechtes Herz.
 
Chor:
 Niemand soll nach Weine lechzen!
 Doch kein Dichter soll heran,
 Der das Ächzen und das Krächzen
 Nicht zuvor hat abgetan!

Text Authorship:

  • by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Rechenschaft", written 1810 [author's text not yet checked against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by Johann Friedrich Reichardt (1752 - 1814), "Rechenschaft", published 1811. [low voice, men's chorus, and piano] [
     text verified 1 time
    ]

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

This text was added to the website between May 1995 and September 2003.
Line count: 103
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–Emily Ezust, Founder

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