by Heinrich Heine (1797 - 1856)
Zu Cöllen kam ich spät Abends an
Language: German (Deutsch)
Zu Cöllen kam ich spät Abends an, Da hörte ich rauschen den Rheinfluß, Da fächelte mich schon deutsche Luft, Da fühlt' ich ihren Einfluß -- Auf meinen Appetit. Ich aß Dort Eierkuchen mit Schinken, Und da er sehr gesalzen war Mußt ich auch Rheinwein trinken. Der Rheinwein glänzt noch immer wie Gold Im grünen Römerglase, Und trinkst du etwelche Schoppen zu viel, So steigt er dir in die Nase. In die Nase steigt ein Prickeln so süß, Man kann sich vor Wonne nicht lassen! Es trieb mich hinaus in die dämmernde Nacht, In die wiederhallenden Gassen. Die steinernen Häuser schauten mich an, Als wollten sie mir berichten Legenden aus altverschollener Zeit, Der heilgen Stadt Cöllen Geschichten. Ja, hier hat einst die Clerisey Ihr frommes Wesen getrieben, Hier haben die Dunkelmänner geherrscht, Die Ulrich von Hutten beschrieben. Der Cancan des Mittelalters ward hier Getanzt von Nonnen und Mönchen; Hier schrieb Hochstraaten, der Menzel von Cölln, Die giftgen Denunziaziönchen. Die Flamme des Scheiterhaufens hat hier Bücher und Menschen verschlungen; Die Glocken wurden geläutet dabei Und Kyrie Eleison gesungen. Dummheit und Bosheit buhlten hier Gleich Hunden auf freier Gasse; Die Enkelbrut erkennt man noch heut An ihrem Glaubenshasse. -- Doch siehe! dort im Mondenschein Den kolossalen Gesellen! Er ragt verteufelt schwarz empor, Das ist der Dom von Cöllen. Er sollte des Geistes Bastille sein, Und die listigen Römlinge dachten: In diesem Riesenkerker wird Die deutsche Vernunft verschmachten! Da kam der Luther, und er hat Sein großes "Halt!" gesprochen - Seit jenem Tage blieb der Bau Des Domes unterbrochen. Er ward nicht vollendet -- und das ist gut. Denn eben die Nichtvollendung Macht ihn zum Denkmahl von Deutschlands Kraft Und protestantischer Sendung. Ihr armen Schelme vom Domverein, Ihr wollt mit schwachen Händen Fortsetzen das unterbrochene Werk, Und die alte Zwingburg vollenden! Oh thörichter Wahn! Vergebens wird Geschüttelt der Klingelbeutel, Gebettelt bei Ketzern und Juden sogar; Ist alles fruchtlos und eitel. Vergebens wird der große Franz Lißt Zum Besten des Doms musiziren, Und ein talentvoller König wird Vergebens deklamiren! Er wird nicht vollendet, der Köllner Dom, Obgleich die Narren in Schwaben Zu seinem Fortbau ein ganzes Schiff Voll Steine gesendet haben. Er wird nicht vollendet, trotz allem Geschrey Der Raben und der Eulen, Die, alterthümlich gesinnt, so gern In hohen Kirchthürmen weilen. Ja, kommen wird die Zeit sogar Wo man, statt ihn zu vollenden, Die inneren Räume zu einem Stall Für Pferde wird verwenden. "Und wird der Dom ein Pferdestall, Was sollen wir dann beginnen Mit den heil'gen drey Kön'gen, die da ruhn Im Tabernakel da drinnen?" So höre ich fragen. Doch brauchen wir uns In unserer Zeit zu geniren? Die heil'gen drey Kön'ge aus Morgenland, Sie können wo anders logiren. Folgt meinem Rath und steckt sie hinein In jene drey Körbe von Eisen, Die hoch zu Münster hängen am Thurm, Der Sankt Lamberti geheißen. Fehlt etwa einer vom Triumvirat, So nehmt einen anderen Menschen, Ersetzt den König des Morgenlands Durch einen abendländschen.
L. Lehrman sets stanzas 5, 8-9
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Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Deutschland. Ein Wintermärchen, no. 4 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
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This text (or a part of it) is used in a work
- by Leonard J[ordan] Lehrman (b. 1949), "Köln", op. 72 no. 2, published 1984 [male voice and piano], from Ein Wanderer durch Deutschland, nach Heines Wintermärchen (A Wanderer through DEUTSCHLAND after Heine's Wintermärchen), no. 2
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- Also set in English, a translation by Leonard J[ordan] Lehrman (b. 1949) , stanzas 5, 8-9 [an adaptation] ; composed by Leonard J[ordan] Lehrman.
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- ENG English (Leonard J[ordan] Lehrman) , stanzas 5, 8-9 [an adaptation]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2010-09-13
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