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by Heinrich Heine (1797 - 1856)

Noch mehr verändert als die Stadt
Language: German (Deutsch) 
Noch mehr verändert als die Stadt
Sind mir die Menschen erschienen,
Sie geh'n so betrübt und gebrochen herum,
Wie wandelnde Ruinen.

Die mageren sind noch dünner jetzt,
Noch fetter sind die feisten,
Die Kinder sind alt, die Alten sind
Kindisch geworden, die meisten.

Gar manche, die ich als Kälber verließ,
Fand ich als Ochsen wieder;
Gar manches kleine Gänschen ward
Zur Gans mit stolzem Gefieder.

Die alte Gudel fand ich geschminkt
Und geputzt wie eine Syrene;
Hat schwarze Locken sich angeschafft
Und blendend weiße Zähne.

Am besten hat sich konservirt
Mein Freund der Papierverkäufer;
Sein Haar ward gelb und umwallt sein Haupt,
Sieht aus wie Johannes der Täufer.

Den **** den sah ich nur von fern,
Er huschte mir rasch vorüber;
Ich höre, sein Geist ist abgebrannt
Und war versichert bey Biber.

Auch meinen alten Censor sah
Ich wieder. Im Nebel, gebücket,
Begegnet' er mir auf dem Gänsemarkt,
Schien sehr darnieder gedrücket.

Wir schüttelten uns die Hände, es schwamm
Im Auge des Manns eine Thräne.
Wie freute er sich, mich wieder zu sehn!
Es war eine rührende Scene. -

Nicht alle fand ich. Mancher hat
Das Zeitliche gesegnet.
Ach! meinem Gumpelino sogar
Bin ich nicht mehr begegnet.

Der Edle hatte ausgehaucht
Die große Seele so eben,
Und wird als verklärter Seraph jetzt
Am Throne Jehovahs schweben.

Vergebens suchte ich überall
Den krummen Adonis, der Tassen
Und Nachtgeschirr von Porzelan
Feil bot in Hamburgs Gassen.

Sarras, der treue Pudel, ist todt.
Ein großer Verlust! Ich wette,
Daß Campe lieber ein ganzes Schock
Schriftsteller verloren hätte. - -

Die Populazion des Hamburger Staats
Besteht, seit Menschengedenken,
Aus Juden und Christen; es pflegen auch
Die letztren nicht viel zu verschenken.

Die Christen sind alle ziemlich gut,
Auch essen sie gut zu Mittag,
Und ihre Wechsel bezahlen sie prompt,
Noch vor dem letzten Respittag.

[Die Juden theilen sich]1 wieder ein
In zwey verschiedne Partheyen;
Die Alten gehn in die Synagog'
Und in den Tempel die Neuen.

Die Neuen essen Schweinefleisch,
Zeigen sich widersetzig,
Sind Demokraten; die Alten sind
Vielmehr aristokrätzig.

Ich liebe die Alten, ich liebe die Neu'n -
Doch schwör' ich, beim ewigen Gotte,
Ich liebe gewisse Fischchen noch mehr,
Man heißt sie geräucherte Sprotte.

L. Lehrman sets stanzas 15-16

About the headline (FAQ)

View original text (without footnotes)
1 Lehrman: "Wir Juden teilen uns"; further changes may exist not noted.

Text Authorship:

  • by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Deutschland. Ein Wintermärchen, no. 22 [author's text checked 1 time against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by Leonard J[ordan] Lehrman (b. 1949), "Wir Juden", op. 72 no. 9, published 1984, stanzas 15-16 [ male voice and piano ], from Ein Wanderer durch Deutschland, nach Heines Wintermärchen (A Wanderer through DEUTSCHLAND after Heine's Wintermärchen), no. 9 [sung text not yet checked]

Settings in other languages, adaptations, or excerpts:

  • Also set in English, a translation by Leonard J[ordan] Lehrman (b. 1949) , after stanzas 15-16 [an adaptation] ; composed by Leonard J[ordan] Lehrman.
    • Go to the text.

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

This text was added to the website: 2010-09-13
Line count: 68
Word count: 359

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