by Heinrich Heine (1797 - 1856)
Was sich in jener Wundernacht
Language: German (Deutsch)
Was sich in jener Wundernacht Des weitern zugetragen, Erzähl' ich Euch einandermahl, In warmen Sommertagen. Das alte Geschlecht der Heucheley Verschwindet Gott sey Dank heut, Es sinkt allmählig in's Grab, es stirbt An seiner Lügenkrankheit. Es wächst heran ein neues Geschlecht, Ganz ohne Schminke und Sünden, Mit freien Gedanken, mit freier Lust - Dem werde ich Alles verkünden. Schon knospet die Jugend, welche versteht Des Dichters Stolz und Güte, Und sich an seinem Herzen wärmt, An seinem Sonnengemüthe. Mein Herz ist liebend wie das Licht, Und rein und keusch wie das Feuer; Die edelsten Grazien haben gestimmt Die Saiten meiner Leyer. Es ist dieselbe Leyer, die einst Mein Vater ließ ertönen, Der selige Herr Aristophanes, Der Liebling der Kamönen. Es ist die Leyer, worauf er einst Den Paisteteros besungen, Der um die Basileia gefreyt, Mit ihr sich emporgeschwungen. Im letzten Capitel hab' ich versucht Ein bischen nachzuahmen Den Schluß der "Vögel", die sind gewiß Das beste von Vaters Dramen. Die "Frösche" sind auch vortrefflich. Man giebt In deutscher Uebersetzung Sie jetzt auf der Bühne von Berlin, Zu königlicher Ergetzung. Der König liebt das Stück. Das zeugt Von gutem antiquen Geschmacke; Den Alten amüsirte weit mehr Modernes Froschgequacke. Der König liebt das Stück. Jedoch Wär' noch der Autor am Leben, Ich riethe ihm nicht sich in Person Nach Preußen zu begeben. Dem wirklichen Aristophanes, Dem ginge es schlecht, dem Armen; Wir würden ihn bald begleitet sehn Mit Chören von Gensd'armen. Der Pöbel bekäm' die Erlaubniß bald Zu schimpfen statt zu wedeln; Die Polizei erhielte Befehl Zu fahnden auf den Edeln. O König! Ich meine es gut mit dir, Und will einen Rath dir geben: Die todten Dichter, verehre sie nur, Doch schone die da leben. Beleid'ge lebendige Dichter nicht, Sie haben Flammen und Waffen, Die furchtbarer sind als Jovis Blitz, Den ja der Poet erschaffen. Beleid'ge die Götter, die alten und neu'n, Des ganzen Olymps Gelichter, Und den höchsten Jehovah obendrein - Beleid'ge nur nicht den Dichter! Die Götter bestrafen freilich sehr hart Des Menschen Missethaten, Das Höllenfeuer ist ziemlich heiß, Dort muß man schmoren und braten - Doch Heilige giebt es, die aus der Glut Losbeten den Sünder; durch Spenden An Kirchen und Seelenmessen wird Erworben ein hohes Verwenden. Und am Ende der Tage kommt Christus herab Und bricht die Pforten der Hölle; Und hält er auch ein strenges Gericht, Entschlüpfen wird mancher Geselle. Doch giebt es Höllen aus deren Haft Unmöglich jede Befreiung; Hier hilft kein Beten, ohnmächtig ist hier Des Welterlösers Verzeihung. Kennst du die Hölle des Dante nicht, Die schrecklichen Terzetten? Wen da der Dichter hineingesperrt, Den kann kein Gott mehr retten - Kein Gott, kein Heiland, erlöst ihn je Aus diesen singenden Flammen! Nimm dich in Acht, daß wir dich nicht Zu solcher Hölle verdammen.
L. Lehrman sets stanzas 1-2 in (at least) one setting - see below for more information
L. Lehrman sets stanza 14 in (at least) one setting - see below for more information
About the headline (FAQ)
Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Deutschland. Ein Wintermärchen, no. 27 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- [ None yet in the database ]
This text (or a part of it) is used in a work
- by Leonard J[ordan] Lehrman (b. 1949), "Was ich gesehn", op. 72 no. 12, published 1984 [male voice and piano], from Ein Wanderer durch Deutschland, nach Heines Wintermärchen (A Wanderer through DEUTSCHLAND after Heine's Wintermärchen), no. 12
- by Leonard J[ordan] Lehrman (b. 1949), "Was ich gesehn", op. 72 no. 12, published 1984 [male voice and piano], from Ein Wanderer durch Deutschland, nach Heines Wintermärchen (A Wanderer through DEUTSCHLAND after Heine's Wintermärchen), no. 12
Settings in other languages, adaptations, or excerpts:
- Also set in English, a translation by Leonard J[ordan] Lehrman (b. 1949) , stanzas 1-2 [an adaptation] ; composed by Leonard J[ordan] Lehrman.
- Also set in English, a translation by Leonard J[ordan] Lehrman (b. 1949) , stanza 14 [an adaptation] ; composed by Leonard J[ordan] Lehrman.
Other available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Leonard J[ordan] Lehrman) , stanzas 1-2 [an adaptation]
- ENG English (Leonard J[ordan] Lehrman) , stanza 14 [an adaptation]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2010-09-14
Line count: 88
Word count: 459