by Johann Heinrich Matthias Dambeck (1774 - 1820)
Immer noch in trüber Schwermuth Schleier
Language: German (Deutsch)
Immer noch in trüber Schwermuth Schleier Eingehüllt dein Aug' und thränennaß? Diese Wange, sonst voll Jugendfeuer, Wie die halberstorbne Rose blaß? Immer noch dieß schwärmerliche Sehnen? Dieses bange Klopfen deiner Brust? Ach! dieß leise Ächzen, diese Thränen Klagen laut den schmerzlichen Verlust. Ja, wohl schmerzlich deinem wunden Herzen, Denn ich weiß, warum dein Auge weint! Sieh', ich fühle mit dir deine Schmerzen, Klage mit dir den verlornen Freund! Mir auch war ein Freund in ihm entrissen, Mir leg' offen deinen Kummer dar! Mich lass' immer -- nur die Welt nicht wissen, Was er deinem Herzen mehr noch war! Ach! der Pöbel, der den hehren Namen Liebe! nur durch Eigennutz entweiht, Und im stillen der Verläumdung Saamen Zum Verderben edler Seelen streut; Der nicht weiß, durch heißer Liebe Flammen Zu vereinen, was die Satzung trennt, Ach, er würde christlich dich verdammen, Daß dein Herz für diesen Jüngling brennt! Mir nur, Emma, kannst du kühn vertrauen, Denn mein Herz umzieht kein starres Eis; Kühn auf dessen ganzes Mitleid bauen, Der um Alles -- doch zu schweigen weiß! Wie so öfter, wann ich fern vom Scheine Der Bemerkung, still und traulich schied, Mir durch Wink und Nick, und tausend kleine Schmeichelei'n sich euer Bund verrieth; Wann ich in des Abends Feierstunden Euch am stillen Erlenbach belauscht, Wie ihr freundlich Arm um Arm gewunden, Treue Küss' um Küsse eingetauscht: O wie oft begann ich dann zu flehen, Fürchtend für des Schicksals Unbestand, Nie mög' euch die Hoffnung hintergehen, Nie zerreissen euer Liebe Band! Ach! sie darf so schrecklich wohl nicht ahnden, Wenn sie träumend bis zur Gottheit fliegt, O sonst hättest du so festen Banden Nie getraut -- und früh dein Herz besiegt! Doch dieß sei nicht Vorwurf! -- Kennt auch Liebe Ausser sich noch irgend ein Gebot? Nein, der heissesten der Flammentriebe Wehrt nicht Menschensatzung, wehrt kein Gott! Zeugte nicht von seines Geistes Adel Seines Falkenblickes Flammenglut? Trug er nicht ein Herz zu groß dem Tadel, Und in seinen Adern teutsches Blut? Männlich schön, entschlossen und bescheiden, Nur für dich, für dich voll Zärtlichkeit, Wogt' ihm nicht die Brust bei deinen Freuden, Thränte nicht sein Aug' bei deinem Leid? Überg'nug der Liebe, um zu lieben! Nur ein unerbittlich strenges Loos, Dir mit Demantgriffel vorgeschrieben, Riß von dir ihn, ach, auf ewig los! Sieh', drum gönnt' ichs schweigend deinem Herzen, Daß es Trost und Labung sich erweint. Fühtle heimlich mit dir deine Schmerzen, Klagte mit dir den entrißnen Freund! Nur vergiß nicht: Unter dieser Sonne Hat in Kronos vollem Stundenglas Herzeleid so gut, als Herzenswonne Jegliches sein ihm bestimmtes Maaß! Unter grauser Stürme Flügeln zittern Ewig nicht erschüttert Berg' und Thal, Und nach regenschwangern Ungewittern Leuchtet neuverklärt der Sonne Strahl!
About the headline (FAQ)
Confirmed with Aglaia, Jahrbuch für Frauenzimmer, Frankfurt-am-Main: bei August Hermann, 1803. Appears in Gedichte (pagination separate from prose entries), pages 20 - 23.
Text Authorship:
- by Johann Heinrich Matthias Dambeck (1774 - 1820), "An Emma", first published 1803 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Johann Christian Rötsch (d. 1834), "An Lyda", published 1810 [voice and guitar], from Zwölf Lieder mit Begleitung der Guitarre von J. Chr. Rötsch, Souffleur am Herzogl. S. Weimarischen Hoftheater, no. 3. [ sung text not verified ]
Researcher for this page: Melanie Trumbull
This text was added to the website: 2018-06-10
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